2. KAPITEL
Alice
»Was soll das heißen, ich bin gefeuert?«
»Da du Journalistin bist, hatte ich eigentlich gehofft, dass du diesen einfachen Satz verstehen würdest.«
»Findest du das auch noch witzig?«, frage ich schrill. Meine Stimme klingt immer schrill, wenn ich mich aufrege. Deswegen klinge ich auch immer wie eine Hundepfeife, wenn ich in diesem Büro auf diesem Stuhl sitze. Ich räuspere mich, bevor ich weiterspreche. Dieser Mann hat mich noch nie ernst genommen. Wenn ich mich auch noch anhöre wie ein hysterischer Fan auf einem Konzert seiner Lieblingsband, wird mich das nicht professioneller rüberkommen lassen. »Ein bisschen mehr Mitgefühl hätte ich selbst dir zugetraut.«
»Dein wohl größter und fatalster Fehler.«
Darauf erwidere ich nichts. Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich jetzt sagen könnte, die Situation nur verschlimmern würde. Also nehme ich mir ein paar Sekunden, um mich zu sammeln.
Ich kann mich kaum noch an den Menschen erinnern, der ich vor einem Jahr gewesen bin. Damals kam ich mit großen Augen und hoffnungsvollem Herzen in L. A. an, um eine erfolgreiche Journalistin zu werden. Ich war eine Idealistin.
Tja, meine Ideale sind allesamt im Ozean ertrunken. Und der Mann, der vor mir steht, ist derjenige, der sie so lange unter Wasser gehalten hat, bis sie nicht mehr zappeln konnten.
Okay, das war düster. Doch das sollte man mir in dieser Situation verzeihen können. Ich sitze hier schließlich im Büro meines Chefs – bald Ex-Chef, wie es aussieht – und stehe vor den Trümmern meiner Träume. Da können einem schon mal dunkle Gedanken kommen – oder auch Fantasien, wie man einen Mord begeht. Vorzugshalber an dem Typen vor mir, der nun auch noch die Dreistigkeit besitzt, mich breit anzugrinsen.
Ich wollte die Welt verändern. Doch nun trauere ich einem Job nach, der von mir verlangt hat, über die Cellulite-Hintern und die Smoothie-Diäten von irgendwelchen Stars zu schreiben. Ich bin eine Heuchlerin – und zu allem Überfluss auch noch eine schlechte Feministin.
»Warum bin ich gefeuert?«, frage ich, nachdem ich ein paar Mal tief durchgeamtet habe.
Sein Grinsen wird breiter. Wie ich diesen Mann hasse.
Elijah Bishop, Chefredakteur der PromiwebsiteDay-to-Day-Gossip, sitzt nicht auf seinem Bürostuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs, wie jeder andere Chef es tun würde, wenn er einen Angestellten feuern muss. Nein, er lehnt lässig mit dem Hintern an seinem Schreibtisch und stützt sich mit beiden Armen an der Kante ab, als würde er für ein Fotoshooting posen. Und vor allem kann er so auch auf mich herabblicken.
Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort. Er genießt diesen Moment wirklich viel zu sehr. Aber das sollte mich nicht überraschen. Immerhin arbeitet niemand zwanzig Jahre als Klatschreporter, wenn man anderen Menschen nicht gern eins reinwürgt. Für diesen Mann gibt es nichts Schöneres, als eine Schauspielerin öffentlich für jedes Kilo, das sie zunimmt, bloßzustellen und den letzten Alkoholskandal eines Sängers breitzutreten, egal, ob dieser Kinder hat oder nicht.
»Deine Artikel passen nicht zu unserer Marke. Die Leute lesen uns wegen unserer Ehrlichkeit.«
Er will wohl Aasgeier-Mentalität sagen, schießt es mir sofort durch den Kopf.
»Weil wir Journalisten sind«, redet er weiter.
Darüber lässt sich diskutieren.
»Die nicht vor den schwierigen Themen zurückschrecken.«
Wer sich in Hollywood gerade von wem scheiden lässt? Das sind die Themen, die die Welt bewegen, denke ich sarkastisch.
»Du willst einen Ton reinbringen, der unserer Leserschaft zu zensiert ist.« Damit spi