3. Kapitel
Tag133: Mittwoch,14. März
St. Aidan, Cornwall
Heroische Leistung: Cornwall finden
»Periwinkle Cottage, das erste auf der linken Seite in der Saltings Lane – das ist es!«
Ich blicke auf ein weitläufiges Steincottage mit einem glänzenden Schieferdach und himmelwärts ragenden Schornsteinen, nur eine windige Wiese weit vom Rand der Klippe entfernt. Die Veranda, vor der wir gehalten haben, sieht genauso aus wie auf den Fotos, die Mum mir gezeigt hat. Seit wir Bath heute Morgen verlassen haben, sage ich mir die Adresse im Stillen auf, und mein benebelter Kopf fühlt sich an, als hätte ich einen Kontinent durchquert, nicht bloß ein paar Countys. Jedenfalls ist es die weiteste Fahrt, die ich seit einer ganzen Weile gemacht habe, aber es war wichtig, sie durchzuhalten. Dank Dads Freund Hal, einem Uber-Fahrer, bleibt mir die Peinlichkeit erspart, mit über dreißig von meinen Eltern gebracht zu werden. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühle ich mich fast wieder wie eine richtige Erwachsene.
Während wir die Küste entlang nach St. Aidan hineinfuhren, betrachtete ich den Strand und die Lichterketten, die zwischen den blau gestrichenen Laternenpfählen gespannt waren. Gischt traf auf die Frontscheibe des Taxis, und ich sah die an den Hängen verstreut stehenden, rosa und weiß verputzten Cottages an. Die ganze Zeit verspürte ich dabei ein Kribbeln im Bauch. Wir kamen an den hübschen Häusern am Hafenbecken vorbei, den am Kai schaukelnden Booten und den gegen den Winterwind geschützten Ständen der Muschelverkäufer. Dann ging es hinauf über die gewundenen Kopfsteinpflasterstraßen, in denen es dicht an dicht Patisserien, Cafés und Läden mit Surfboards und neonbunten T-Shirts gibt. Sogar eine Hochzeitsboutique der gehobenen Preisklasse findet sich dort. Wir kamen an Häusern vorbei mit kleinen Fenstern und bunt gestrichenen Haustüren, und hinter jeder Kurve bot sich eine neue Aussicht aufs Meer zwischen den Hausdächern. Dann waren wir oben auf dem Hügel und sahen von Steinmäuerchen begrenzte Weiden, und die schmale Straße wurde zu einem unbefestigten Weg. Das erste Cottage auf der linken Seite war es also. Jetzt, wo ich tatsächlich hier bin, wird das Kribbeln in meinem Bauch richtig heftig.
Während ich aussteige und die Wagentür mühsam schließe, entgeht mir nicht, dass die von meiner Mum versprochene kornische Sonne fehlt. Ich betrachte staunend die Weite des Meeres jenseits der Klippe, aber statt blau und funkelnd ist das Wasser noch dunkler als der Gewitterhimmel. Im Augenblick ist es mir jedoch völlig egal, ob es hier aussieht wie auf einer Ansichtskarte. Was zählt, ist, dass ich da bin und es geschafft habe. Das erste Mal seit meinem Sprung aus dem Flugzeug ein Erfolgserlebnis. Da