: Karen Ruoff
: Academia. Exzellenz hat ihren Preis
: CULTurBOOKS
: 9783959882057
: 1
: CHF 16.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 400
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
An einer reputierlichen US-Universität schlägt sich Eve Braintree, Leiterin des Medienzentrums, mit schwindenden Budgets, egomaner Geltungssucht und akademischer Korruption herum. Hier wird jede Schwäche ausgenutzt. Nur ihr exzentrischer Kater hält zu ihr. Doch dann gewinnt Eve ganz unerwartet einen mächtigen Verbündeten?... Universitäre Intrigen, zügellose Gier, akademische Nebelkerzen und romantische Liebe: Karen Ruoffs Campus-Satire »Academia« ist eine treffsichere Groteske aus der Welt der höheren Bildung. Und ein böser Augenöffner für alle, die versucht sind, sich bildungspolitisch immer noch am neoliberalen Hochschulmodell zu orientieren.

Karen Ruoff, geboren und aufgewachsen in Compton (Kalifornien), lebt seit 1970 in Berlin. Sie studierte Literatur und Germanistik in Stanford, Philosophie und Amerikanistik an der FU. Seit 1980 ist sie Direktorin des Berlin-Ablegers der Stanford University, unterrichtet Theater und Film. 2002 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement in internationalen Kulturbeziehungen.

3


Ein übereifriger Sprinkler hatte schon seit geraumer Weile die aus Redwoodholz gebaute Sonnenterrasse von Max Malones Stadtvilla unter Wasser gesetzt. Dass der Sprinkler überhaupt lief, war eine eklatante Verletzung sowohl der während der letzten Dürre verhängten neuen Sprengordnung als auch des ökologischen Empfindens einiger seiner über mehr Gemeinsinn verfügenden Nachbarn. Malone, ein Mann schon beinah mittleren Alters im sorgfältig zusammengestellten Designer­freizeitoutfit, entschuldigte sich bei dem mit dem Kritzeln eines Strafzettels befassten Officer, indem er erklärte, er sei so intensiv damit beschäftigt gewesen, seinen Porsche-Oldtimer zu waschen, dass er die Überflutung seiner Terrasse gar nicht bemerkt habe. Während er auf dem dampfenden Gehweg von einem nackten Fuß auf den anderen hüpfte, machte ihn der Officer darauf aufmerksam, dass das Autowaschen per Gartenschlauch nicht mehr zulässig war, und drückte ihm noch einen zweiten Strafzettel in die Hand.

»Am besten erlassen sie gleich ein Gesetz –«, sagte Malone sarkastisch.

»Haben sie ja schon«, fiel ihm der Officer ins Wort. Dann tippte er sich an die Mütze, kletterte in sein schwarzweißes Gefährt, fuhr vor bis zum Ende der Sackgasse, wendete und kam wieder zurück zu dem sonnengebräunten, verwirrt dreinschauenden Delinquenten, der einen Haufen Papier in der zur Faust geballten Hand hielt. Der Officer rollte gemächlich weiter bis zu Malones Auffahrt, stellte sich quer davor und ließ das Fenster an der Beifahrerseite herunter.

»Und im Übrigen gibt es auch«, donnerte er mit einem Blick auf die durchnässten Strafzettel, »ein Gesetz gegen die Missachtung von Gesetzen.« Er füllte einen weiteren Strafzettel aus und hielt ihn Malone hin. »Jetzt sperren Sie endlich den Hahn zu, sonst lass ich Ihnen das Wasser abstellen.«

Malone befolgte mürrisch den Befehl. Wehmütig sah er den stahlgrauen Lack seines Große-Jungs-Spielzeugs unter dem trocknenden Seifenschaum erblinden und hoffte inständig, dass dieser uniformierte Aufpasser endlich verschwand und er den Wagen wieder ordentlich blank wienern konnte. Der Ordnungshüter verzog den Mund zu einem breiten, höchst zufriedenen Grinsen, schraubte seine Thermoskanne auf und goss sich einen Becher Kaffee ein, schloss die Faust um ein Sandwich mit Erdnussbutter und Marmelade, biss ab und kaute. Kaute gründlicher, als jede von Verdauungsangelegenheiten besessene Großmutter hätte fordern können. Dann schluckte er runter und nippte an seinem Kaffeebecher. Und biss wieder ab. Die Sonne brannte hernieder. Der Seifenschaum dampfte und zischelte, und bald war die ganze blitzende Karosse mit einer feinen stumpfen Kruste überzogen. Er griff nach seinem Telefon und rief auf dem Revier an. »Brian O’Brien hier. Ich bin oben am Oak Hill Drive, bin einer Beschwerde wegen Wassermissbrauch nachgegangen. Die Lage verlangt ein bisschen persönliche Beaufsichtigung, darum bleib ich jetzt erst mal hier, bis ihr mich braucht. Meldet euch, wenn was reinkommt.« Er machte das Radio an, drückte mehrmals den digitalen Suchlauf und erzeugte damit irgendwelche zusammenhang