: Sandra Gernt
: Haythams Geheimnis
: tolino media
: 9783754611296
: 1
: CHF 5.30
:
: Fantasy
: German
: 345
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jarl wird in das Konvent von Haytham gerufen. Dort wurde ein großartiger Schatz gefunden, eine zwölfhundert Jahre alte Truhe voller Pergament, beschrieben in einer Sprache, für die es einen Gelehrten der altertümlichen Sprachen wie ihn benötigt, um die Geheimnisse enthüllen zu können. Ihm wird Bruder Willem zur Seite gestellt, ein Schreiber und Archivar, der mit diesem Beruf leider kein hohes Ansehen in seiner Gemeinschaft genießt. Schnell stellt sich heraus, dass damals, in der Gründerzeit des Konvents, schreckliche Dinge geschehen sein müssen. Und dann beginnt auch in der Gegenwart Seltsames und Schreckliches zu geschehen. Jarl und Willem, die ihre aufblühende Liebe verbergen müssen, geraten in Gefahr und mit ihnen jeder andere, der Haythams Geheimnis hütet ... Ca. 70.000 Wörter Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 345 Seiten.

Sandra Gernt, Jahrgang'76, schreibt Geschichten, in denen die Charaktere im Vordergrund stehen. Auch wenn es in Fantasywelten geht, ist episches Schlachtengetümmel selten zu finden. Action und Spannung dürfen nicht fehlen, doch dafür braucht es kein sinnloses Blutvergießen. Sie legt Wert auf emotionale Entwicklungen, niveauvolle Sprache und detailliert geschilderte Welten. (Homo-)Erotik ist für sie niemals Selbstzweck, sondern gehört sinnvoll und sinnlich in das Geschehen eingebunden.

 

illkommen in Haytham.“

Der Vorsteher des altertümlichen Priesterkonvents verneigte sich respektvoll vor Jarl. Er trug die traditionellen beigefarbenen Roben der Machut-Priester, die er mehr als üppig ausfüllte. Mit seinem dünnen weißen Bart und dem kahlen Schädel war es leicht, ihn für einen Greis zu halten, doch seine Stimme war kräftig und bloß wenige Falten zierten sein feistes Gesicht.

„Mein Name ist Bruder Arwik. Wir sind überglücklich, Euch bei uns begrüßen zu dürfen. Niemand von uns ist in der Lage, das Geheimnis zu lüften.“ Er musterte Jarl ein wenig skeptisch. „Verzeiht, wenn ich aufdringlich oder unhöflich klingen mag, aber Ihr seid doch für unser Problem …?“

„Ich zähle achtundzwanzig Jahre, Bruder Arwik“, entgegnete Jarl und versuchte, möglichst nicht beleidigt zu klingen. Es war keineswegs das erste Mal, dass man ihm den Mangel an grauen Haaren zum Vorwurf machte, ihn für zu jung und zu unerfahren hielt. „Man hat mich bestens ausgebildet und die Professoren der Universität waren der Meinung, dass ich der richtige Mann bin. Die Schriften der sechzehnten Kabas-Dynastie sowie der Haru-Dynastien sind meine Spezialität, zudem beherrsche ich vier der sechs ausgestorbenen Sprachen fließend und die anderen beiden zumindest im Ansatz.“

Bruder Arwiks Stirn glättete sich von den Zweifelsfalten und er lächelte freundlich. Alles das hätte er auch in dem Brief nachlesen können, den Jarl ihm als Referenz und Beweis für seine Identität überreicht hatte, aber offenkundig hatte er sich darauf beschränkt, das Siegel der Universität zu prüfen.

„Ich sehe, unser Fund wird bei Euch in besten Händen sein. Bitte, lasst mich Euch zu Eurer Unterkunft führen. Ihr müsst nach der langen Reise völlig erschöpft sein und es ist ja auch schon spät … Ich werde Euch warmes Wasser zum Waschen und ein gutes Abendmahl bringen lassen.“

Das war das Mindeste, nachdem Jarl zwei Wochen durch die Wildnis geritten war, um dem Ruf des Konvents nach einem Übersetzer für ein altes Manuskript in unverständlicher Sprache zu folgen. Zumal sie sich im Übergang zwischen Spätwinter und Vorfrühling befanden und die Reise beschwerlich, kalt und nass gewesen war. Entsprechend schmerzten die Glieder und er war froh, endlich am Ziel angekommen zu sein. Wobei sein erster Eindruck des Konvents nicht allzu erfreulich war – ein karger, dunkler, eng gebauter Ort. Doch er wollte sich im Licht des neuen Tages überzeugen lassen, dass er sich womöglich irrte, was die Heimeligkeit betraf. Der Empfang war zumindest freundlich gewesen. Jetzt sehnte er sich erst einmal nach einem Bett, denn es war schon lange nach Einbruch der Dunkelheit.

„Habt Dank für Eure Mühe. Etwas Gutes zu Essen und ein Platz zum Schlafen, das wäre wunderbar.“ Jarl folgte dem Priester aus der Vorhalle hinaus, durch niedrige gemauerte Gewölbegänge. Sie waren fensterlos, dementsprechend kalt, muffig-feucht und düster. Die Laterne, die Bruder Arwik hochhielt, erhellte kaum genug, um auf dem rissigen, unebenen, aus Felsgestein geschlagenen Boden sicher auftreten zu können. In unregelmäßigen Abständen tauchten schwere, beschlagene Holztüren auf, jede davon so niedrig, dass ein normal gewachsener Mann sich tief zusammenkrümmen musste, um hindurchschreiten zu können.

„Der Makkarn-Felsen, in dessen Bauch Haytham hineingeschlagen wurde, hatte sich als äußerst wehrhaft erwiesen“, sagte Bruder Arwik, der Jarls Missbilligung anscheinend im Rücken spüren konnte. „Alle Gänge mussten schmal und en