KAPITEL I
Die Anfänge Wiens
Der einfachste Weg, ein Verständnis für Wien zu entwickeln, besteht darin, von einem der westlich der Stadt gelegenen Hügel aus den Blick über das Donautal schweifen zu lassen und den so gewonnenen Eindruck der Landschaft in geschichtliche Begriffe zu übersetzen.
Der Leopoldsberg eignet sich als Aussichtspunkt. Er ist das letzte Glied der Hügelkette und für seinen steilen, zum Fluss abfallenden Hang, die große Kirche und seine Weinberge bekannt. Auf dem Gipfel erbaute Leopold III., Markgraf aus dem Haus der Babenberger und Herrscher über die Mark Österreich, zu Beginn des 12. Jahrhunderts eine Burg. Wien – einst ein kleiner römischer Außenposten namens Vindobona – war damals nicht mehr als ein Fischer- und Winzerdorf, aber innerhalb von vierzig Jahren verwandelten die Babenberger die Siedlung in eine Grenzfestung und ihren herzoglichen Sitz. So entstand die Stadt Wien. Fünfhundert Jahre später bildete Wien das unüberwindliche Hindernis auf dem Weg der türkischen Invasoren durch Europa. Am 12. September 1683 feierten dreiunddreißig Fürsten und Generäle, die eine internationale Armee befehligten, die Messe vor der Burgruine Leopoldsberg, bevor sie ihre bunt zusammengewürfelten Truppen den Hang hinunterführten und die türkische Belagerung durchbrachen. Die Türken zogen sich nach dieser Niederlage für alle Zeit in Richtung Osten zurück.
Wer den Cobenzl besteigt, wird ebenfalls mit einem herrlichen Blick über Wien beloh