: Stevie Van Zandt
: SOULFIRE! Meine Rock'n'Roll Odyssee
: Hannibal
: 9783854457169
: 1
: CHF 8.90
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
An der Seite vom Boss Bruce Springsteens rechte Hand erzählt Steven Van Zandt gehört zu den letzten wahren Rock'n'Rollern. Mit seinem Kopftuch, den schweren Stiefeln und der Gitarre in Hüfthöhe symbolisiert er den Rebellen und zugleich den Romantiker der endlosen Highways der USA. Als Mitglied von Springsteens E Street Band spielte Van Zandt auf Megaerfolgen wie 'Darkness On The Edge Of Town', 'The River' oder 'Born In The U.S.A.', und während seiner Aktivitäten als Solokünstler schrieb er Songs für Meat Loaf, Pearl Jam sowie Jackson Browne. In den Achtzigern sorgte der auch Little Steven genannte Ausnahmemusiker für viel Aufsehen, da er im Rahmen des Ensembles Artists United Against Apartheid mit dem Album 'Sun City' gegen das südafrikanische Regime opponierte. Seinem Ruf folgten Künstler wie Bob Dylan, Pete Townshend, Miles Davis, Lou Reed und Peter Gabriel. Van Zandt erzählt in seiner Autobiografie von der harten Jugend in New Jersey, dem Ruf des Rock'n'Roll und der immens erfolgreichen Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen, der er viel Raum widmet. Doch auch Themen wie die Schauspielerei, das Wirken als Philanthrop und das Engagement für sozial schlechtergestellte Jugendliche kommen zur Geltung. Sein einnehmender Erzählton offenbart einen Träumer, einen modernen amerikanischen Rosenkavalier, der die Welt der hart arbeitenden Menschen, der unerfüllten Wünsche und der Sehnsucht nach der wahren Liebe beschwört.

Der Gitarrist, Sänger und Songwriter Steven Van Zandt wurde am 22. November 1950 in Massachusetts geboren und lebt in New Jersey. Neben seiner Tätigkeit als Musiker und Radiomoderator spielte er in der Serie 'The Sopranos' und mehreren prestigeträchtigen Filmen. Zur Unterstützung von jungen Musikern gründete er die Rock and Roll Foundation. Van Zandt ist mit der Schauspielerin Maureen Santoro verheiratet.

Vorwort

Stille.

Er lag unter einer Decke hinten im Wagen auf dem Boden, umhüllt von einer irren, unheimlichen Stille.

Niemand sprach ein Wort. Kein Radio. Nur das gemächliche Brummen des Motors. Er lag da ganz allein mit seinen Gedanken. Und eines sei euch gesagt: Das gefiel ihm gar nicht.

Seine beiden Mitverschwörer schmuggelten ihn an einer Militärblockade vorbei hinein in die schwarze Township Soweto. Die „einheimischen Unruhen“, wie die Regierung es gern formulierte, kochten alle paar Jahre wieder hoch, doch in letzter Zeit traten sie regelmäßiger auf. Inzwischen handelte es sich um einen Dauerzustand.

Nicht ganz zufällig war die Polizei weniger zuverlässig als noch zuvor. Die Beamten beschlichen gemischte Gefühle, wenn es darum ging, ihre eigenen Familienmitglieder und Nachbarn bei Demonstrationen zu verprügeln. Oder wenn sie wegsehen mussten, wenn Leute aus ihrem Bekanntenkreis im Knast gefoltert und gelegentlich ermordet wurden.

Die Regierung, die ihr Vertrauen in die Polizei verloren hatte, setzte nun in einem beispiellosen Schritt auf das Militär. Es bewachte jeden einzelnen Checkpoint, den man auf dem Weg in das riesige Ghetto oder aus ihm hinaus passieren musste. Nicht etwa zum Schutz der Einwohner, sondern um sie einzupferchen und einfacher abschlachten zu können, sobald konstruktive Ansätze dem Blutvergießen weichen mussten. Die Lage war noch nie so angespannt gewesen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um zur falschen Zeit die falsche Hautfarbe zu haben. Deshalb auch die Sache mit der Decke.

Die sich schier uferlos ausbreitende Township war nicht ans Stromnetz angeschlossen, weshalb ein dichter Nebel von Öl- und Kohlerauch in etwa einem Meter Höhe über dem Boden hing und die Rätselhaftigkeit und immanente Gefahr des Augenblicks noch stärker betonte. Es fühlte sich an wie ein von einerTwilight Zoneinspiriertes Fahrgeschäft in einem von Dostojewski ersonnenen Disneyland. Oder wie eine Außenmission inStar Trek, bei der er das entbehrliche Crewmitglied war, ein sogenanntes Redshirt. Die Jungs im roten Oberteil mussten immer über die Klinge springen. Die Farbe der Uniform entsprach in diesem konkreten Fall seiner Hautfarbe. Klar?

Jedes Land besitzt seinen ganz eigenen Geruch. In Südafrika liegt der süßliche Duft von Jacaranda, Zuckerrohr und Bananenstauden in der Luft. Gelegentlich durchschnitt diesen eine ätzende Brise, die eine Mischung aus verbranntem Gummi und Menschenfleisch transportierte. Dieser Gestank ergab sich, wenn angeblichen Verrätern mit Benzin gefüllte Reifen übergeworfen und in Brand gesteckt wurden, um sie hinzurichten.

Das nannte sich Necklacing.

Neben der Kombination aus betörender Schönheit und glühendem Hass war auch noch das charakteristische Aroma einer Revolution wahrnehmbar. Und er liebte jede einzelne beängstigende, irre Minute, Baby!

Der finale Showdown stand unmittelbar bevor und er hatte einen Sitzplatz direkt am Ring ergattert. Er war unterwegs zu einem höchst geheimen und absolut illegalen Treffen mit einer der allerbrutalsten Gruppierungen der südafrikanischen Revolutionsbewegung, der Azanian People’s Organisation (AZAPO). Es galt herauszufinden, wie diese tickten und bestenfalls ihre Zustimmung zu jener Strategie zu erhalten, die er sich zur Unterstützung ihres Freiheitskampfes hatte einfallen lassen.

Im Südafrika des Jahres 1984 war es verboten, dass sich drei schwarze Männer zur selben Zeit am selben Ort versammelten. Es war illegal, den Kulturboykott gegen das Land zu befürworten. Das galt vor allem für die Schwarzen, als die sie vom Staat klassifiziert wurden. Auch war es ein Kapitalverbrechen, eine Schusswaffe zu tragen, oder Umgang mit jemandem zu pflegen, auf den