Ich hab gehört, nur eines sei möglich: Entweder du glaubst daran, dass man beim Lesen eines Textes eine Stimme hört, die Stimme der Autorin oder des Autors, die ebenso wie ein Gesicht dazu in der Lage ist, zurückzublicken, Gefühle auszudrücken oder zu verbergen.a Oder aber du glaubst das alles nicht und weißt, wie es zu diesem physiognomischen Irrglauben gekommen ist, und dann weißt du auch, dass er naiv ist:b So wie Kinder noch nicht genau unterscheiden können zwischen der aufgezeichneten Synchronstimme einer Figur in einem Zeichentrickfilm, der Figur selbst und dem Menschen, der der Figur ihre Stimme gibt. In dieser Phase ist alles ein und dasselbe. Glückliche Zeit, in der sprechende Katzen und singende Kerzenleuchter nur ein winziger Ausschnitt aus einer universalen Animation waren, in der jedes Ding sein eigenes Gesicht hat. Wo man sich auch hinwendet: Alle Welt singt dein Lied. Mit dem Verständnis von Medientechnik sinkt die Bezauberungswahrscheinlichkeit ab. Das hat auch Vorteile.
In einem Video aus dem Jahr 2006 sieht man David Foster Wallace bei einer Lesung auf Capri, er trägt ein weißes Bandana mit schwarzem Muster, sein Markenzeichen. Das Bandana war für lange Zeit der Haupthinderungsgrund, mich überhaupt mit dem Autor zu beschäftigen. David Foster Wallace, das ist ›der mit dem Bandana‹, so hatte sich das Bild des Autors über seine Texte gelegt, deshalb konnte ich seine Stimme nicht hören und wollte seine Geschichten nicht lesen, und dass das keine sehr originelle Idiosynkrasie war, merkte ich viel später. Alle, die Wallace kennen, kennen dieses Bandana, und vermutlich sollte das auch so sein.c Erst nachdem D. T. Max in einem Essay imNew Yorker kolportiert hatte, dass der Autor während seiner Schulzeit ein Handtuch in den Nacken zu legen pflegte, das ihn als Tennisspieler auswies, eigentlich aber dazu da war, den Angstschweiß