: Carolin George
: Und dann kam Gott Warum ich Glaube nie brauchte - und mich mit 42 konfirmieren ließ
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765576010
: 1
: CHF 5.30
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: Briefe, Tagebücher
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit Gott konnte die WELT-Journalistin Carolin George lange nichts anfangen. Genauer gesagt, die längste Zeit ihres bisherigen Lebens. Bis ein redaktioneller Auftrag die Journalistin in viele verschiedene Kirchen und Kapellen führte. Dort erlebte sie etwas, das sie bis dahin so noch nie gespürt hatte: innere Ruhe. 'Ich war fasziniert davon, als Mensch auch ohne Leistung und mit Fehlern akzeptiert zu sein, war verblüfft von der Ruhe, die mich fand.' Auf einmal merkte sie, was ihr all die Jahre zuvor fehlte, ohne dass sie es bewusst vermisst hatte: Glaube, Liebe, Hoffnung - Gott. Als sie schließlich den Entschluss fasst, sich konfirmieren zu lassen, war sie 42 Jahre alt.

Geboren 1976 in Hamburg. Studierte Angewandte Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg und arbeitet seit 2005 als freie Journalistin und Autorin in Lüneburg, unter anderem für WELTN24 und die Verlagsgesellschaft Madsack. Erregte Aufsehen mit ihrem Artikel 'Gott, meine späte Liebe. Warum ich Glaube nie brauchte und mich mit 42 konfirmieren ließ' in der Zeitung die WELT. Wollte als Kind schon Karla Kolumna werden, die rasende Reporterin aus den Hörspielen. Gründete auf dem Gymnasium eine Schülerzeitung und machte ihr erstes Praktikum bei einem Wochenblatt. In ihren Reportagen und Porträts stellt sie am liebsten Menschen und ihre Geschichten vor.

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Gottesdienst ist „mein Yoga“


Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit
wird sich in Freude verwandeln
.

JOHANNES 16,20

Manchmal liege ich samstagsabends im Bett und hoffe, dass ich am nächsten Morgen früh aufwache. Zwar möchte ich so lange schlafen, wie mein Körper es braucht. Ich habe auch selten Lust, mir für einen Sonntagmorgen den Wecker zu stellen. Schließlich ist Sonntag der einzige Tag in der Woche ohne Aufgaben. Diesen Tag möchte ich so frei wie möglich beginnen.

Und trotzdem liege ich samstagsabends da und hoffe, dass ich früh genug aufwache, um in den Gottesdienst gehen zu können. Da meine beiden Lieblingskirchen luxuriöserweise nur zehn Minuten Fußweg von meinem Bett entfernt liegen und der Gottesdienst um 10 Uhr beginnt, heißt früh genug aufzustehen im Notfall für mich wunderbar spät – um 9 Uhr.

Als ich einmal schon um kurz vor 8 Uhr wach wurde, blieb ich einfach liegen. Ich kuschelte mich in meine Decke und freute mich. Ich lag da und freute mich, wach zu sein, und tat nichts anderes. Als ich beschloss, nun doch das warme weiche Bett zu verlassen für Brot, Kaffee und Kirche, war es 9 Uhr. Ich hatte eine Stunde lang nichts anderes getan, außer mich darüber zu freuen, dass ich früh genug wach geworden bin, einen Gottesdienst erleben zu können.

Einen Gottesdienst! Der vor zehn Jahren für mich aus einem Bild diffuser Dunkelheit und gedrückter Stimmung bestanden hatte. Der mit der Kraft, Stärke und guten Laune von heute rein gar nichts zu tun hatte.

Der Gottesdienst ist für mich eine wahre Wohltat geworden. Ich kann die Woche innerlich Revue passieren lassen, ohne dass ich abgelenkt werde von irgendwelcher Wäsche, die aufgehängt werden, einer Spülmaschine, die ausgeräumt werden muss oder einem Telefonat, das geführt werden sollte. Der Gottesdienst ist eine Pause, die so wunderbar gefüllt ist mit Gedanken und Musik, dass ich sie nicht nur aushalten kann, sondern mich mittlerweile regelrecht nach ihr sehne.

Es gibt Sonntage, da ist alles wie früher. Da schlafe ich länger als bis 9 Uhr und es stört mich kein bisschen. Da bin ich wach und mö