2
Gottesdienst ist „mein Yoga“
Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit
wird sich in Freude verwandeln.
JOHANNES 16,20
Manchmal liege ich samstagsabends im Bett und hoffe, dass ich am nächsten Morgen früh aufwache. Zwar möchte ich so lange schlafen, wie mein Körper es braucht. Ich habe auch selten Lust, mir für einen Sonntagmorgen den Wecker zu stellen. Schließlich ist Sonntag der einzige Tag in der Woche ohne Aufgaben. Diesen Tag möchte ich so frei wie möglich beginnen.
Und trotzdem liege ich samstagsabends da und hoffe, dass ich früh genug aufwache, um in den Gottesdienst gehen zu können. Da meine beiden Lieblingskirchen luxuriöserweise nur zehn Minuten Fußweg von meinem Bett entfernt liegen und der Gottesdienst um 10 Uhr beginnt, heißt früh genug aufzustehen im Notfall für mich wunderbar spät – um 9 Uhr.
Als ich einmal schon um kurz vor 8 Uhr wach wurde, blieb ich einfach liegen. Ich kuschelte mich in meine Decke und freute mich. Ich lag da und freute mich, wach zu sein, und tat nichts anderes. Als ich beschloss, nun doch das warme weiche Bett zu verlassen für Brot, Kaffee und Kirche, war es 9 Uhr. Ich hatte eine Stunde lang nichts anderes getan, außer mich darüber zu freuen, dass ich früh genug wach geworden bin, einen Gottesdienst erleben zu können.
Einen Gottesdienst! Der vor zehn Jahren für mich aus einem Bild diffuser Dunkelheit und gedrückter Stimmung bestanden hatte. Der mit der Kraft, Stärke und guten Laune von heute rein gar nichts zu tun hatte.
Der Gottesdienst ist für mich eine wahre Wohltat geworden. Ich kann die Woche innerlich Revue passieren lassen, ohne dass ich abgelenkt werde von irgendwelcher Wäsche, die aufgehängt werden, einer Spülmaschine, die ausgeräumt werden muss oder einem Telefonat, das geführt werden sollte. Der Gottesdienst ist eine Pause, die so wunderbar gefüllt ist mit Gedanken und Musik, dass ich sie nicht nur aushalten kann, sondern mich mittlerweile regelrecht nach ihr sehne.
Es gibt Sonntage, da ist alles wie früher. Da schlafe ich länger als bis 9 Uhr und es stört mich kein bisschen. Da bin ich wach und mö