: Stefan Schweyer
: Gottesdienst verstehen - gestalten - feiern Grundlagen und praktische Impulse
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765576249
: 2
: CHF 11.60
:
: Religion/Theologie
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Gottesdienst kommen Himmel und Erde zusammen. Gott begegnet seiner Gemeinde. Was gibt es Schöneres als das? Diesem Geheimnis des christlichen Gottesdienstes geht Stefan Schweyer vor allem im Hinblick auf frei gestaltete Gottesdienste auf die Spur, wie sie in Freikirchen, freien Gemeinden, landeskirchlichen Gemeinschaften aber immer öfter auch in Landeskirchen gefeiert werden. Was geschieht eigentlich, wenn wir Gottesdienst feiern? Wie hängen sonntäglicher und alltäglicher Gottesdienst zusammen? Wie können Gottesdienste ansprechend gestaltet werden? Wie kann das Zusammenspiel von Gottesdienstleitung, Musik und Verkündigung gelingen? Zuerst wird das 'große Bild' vom Gottesdienst entfaltet, damit alle Beteiligten verstehen, worum es eigentlich geht. Dann werden die wichtigsten gottesdienstliche Elemente (z.B. Eröffnung, Gebet, Lobpreis, Abendmahl, Segen) mit zahlreichen konkreten Gestaltungshinweisen vorgestellt. Im letzten Teil wird der Blick über den Sonntagsgottesdienst hinaus erweitert auf Onlinegottesdienste, auf das Kirchenjahr und auf Gottesdienste zu besonderen Anlässen. Das Buch richtet sich vor allem an ehrenamtliche und angestellte Personen, die für die Vorbereitung vor allem von frei gestalteten Gottesdiensten verantwortlich sind. Es eignet sich zur Weiterbildung sowie zur Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Gottesdienstkultur in Freikirchen, freien Gemeinden und Gemeinschaften, gibt aber auch für agendarisch gestaltete Gottesdienste wertvolle Impulse. Stefan Schweyer ist Professor für Praktische Theologie an der universitären Hochschule STH Basel. Er hat über viele Jahre hinweg Gottesdienste unterschiedlicher christlichen Traditionen genauer unter die Lupe genommen und sich mit einer Studie über freikirchliche Gottesdienste habilitiert. Mit Pastoren und Ehrenamtlichen hat er zahlreiche Seminare und Workshops zu konkreten Fragen der Gottesdienstgestaltung durchgeführt. Stefan Schweyer denkt gerne über den Gottesdienst nach - aber noch viel lieber feiert er Gottesdienst. Da geht ihm der Himmel und das Herz auf.

Dr. Stefan Schweyer, Jahrgang 1970, ist Assistenzprofessor für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH Basel).

Kapitel 1„Gottesdienst“ — was ist das?


Wenn wir hier von „Gottesdienst“ sprechen, meinen wir zunächst genau das, was die meisten Gemeinden auf ihrer Homepage „Gottesdienst“ nennen und woran Menschen denken, wenn sie sagen, dass sie in einen „Gottesdienst“ gehen: Gottesdienst ist ein ganz bestimmtes Ereignis. Menschen treffen sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, um bestimmte Dinge zu tun.

Später werden wir noch genauer überlegen, wie der Gottesdienst im Alltag und der sonntägliche Gottesdienst zusammenhängen (→Kapitel 8) und welche Bedeutung Ort (→Kapitel 19) und Zeit (→Kapitel 20) haben. Zuerst geht es aber darum, zu erspüren, was das „Besondere“ des Gottesdienstes ist. Was macht einen Gottesdienst zum Gottesdienst? Was ist der Kern des Gottesdienstes? Wir beginnen also mit einer kleinen „Theologie“ des Gottesdienstes:

a) Gott


Gott ist der wichtigste Teilnehmer im Gottesdienst. Wenn Gott nicht dabei ist, ist es kein Gottesdienst. Es wäre vielleicht ein Vereinstreffen, eine Gemeindeversammlung oder ein Seminar. Der Gottesdienst wird zum Gottesdienst, indem wir nicht nurüber Gott sprechen, sondernmit ihm. Gottesdienst gleicht daher eher einer Familienfeier als einer Schulstunde. In einer Schullektion kann man etwas über Gott lernen, man kann über Gott nachdenken und diskutieren. Das ist nicht schlecht, aber es ist nicht genug. Gottesdienst ist die Feier, in der Gott dabei ist und in der wir ihm begegnen. Gottesdienst ohne Gott wäre wie eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind. Gottesdienst – so könnte man sagen – ist die Familienfeier der Familie Gottes.

b) Wir


Das Gegenüber Gottes im Gottesdienst ist nicht nur der einzelne Mensch, sondern die versammelte Gemeinde. Es geht daher im Gottesdienst nicht nur ummich und Gott, sondern um die BeziehungGott – Wir. Wenn es nur um mich und Gott gehen würde, könnte ich ja auch zu Hause oder in der freien Natur für mich allein Gottesdienst feiern. Der Gottesdienst unterscheidet sich vom alltäglichen Christenleben genau dadurch, dass wir uns im Gottesdienst als Gemeinde versammeln und dass Gott seiner versammelten Gemeinde begegnet.

Gelegentlich fallen im Gottesdienst Sätze wie: „Vergiss, wer links oder rechts neben Dir sitzt, jetzt geht es nur um Dich und Gott“. Ich verstehe schon, was der Sinn solcher Aussagen ist – sie vermitteln aber ein etwas falsches Bild. Wenn das stimmen würde, müsste