2. KAPITEL
An dem Tag, an dem das Inserat erscheinen sollte, stand Jane schon bei Sonnenaufgang auf. Sie hatte wundervolle Träume in der Nacht gehabt, von Charles und ihr. Die Weihnachtszeit schien bei ihm etwas bewirkt zu haben – oder vielleicht auch ihre Nähe? Wahrscheinlich beides. In ihrem Traum war er jedenfalls sehr zärtlich zu ihr gewesen.
Mit einem wohligen kleinen Erschauern schlug Jane die Decken zurück, setzte sich auf und angelte mit den Füßen nach ihren warmen Fellpantoffeln. Der Boden war morgens immer schrecklich kalt, aber sie konnte es sich nicht leisten, das Apartment nachts zu heizen. Manhattan mochte eine zauberhafte Stadt sein, doch sie war sehr, sehr teuer. Jane hätte Kosten sparen können, wenn sie sich mit jemandem eine Wohnung geteilt hätte, aber das war nichts für sie. Sie brauchte ihre Privatsphäre, und zumindest die bot ihr das kleine Apartment.
Zähneklappernd ging sie auf die Toilette. Es war der kälteste Raum in ihrer Wohnung, aber sie hatte ein System erfunden, wie sie nie den kalten Sitz berühren musste. Sehr erfinderisch. Das musste man in New York auch sein. Erfinderisch und warmblütig.
Danach ging sie über den schmalen Korridor ins Wohnzimmer, und ihr Blick fiel auf die Couch mit dem wunderschönen alten Teppich davor, den sie auf einem Trödelmarkt gefunden hatte. Daneben stand der Baum, ihr Weihnachtsbaum, der ein bisschen schief war und weniger Nadeln hatte, als er hätte haben sollen, aber liebevoll geschmückt war. Sie hatte Schleifen gebunden und kleine Stoffbeutel darangehängt, die mit Süßigkeiten gefüllt waren. Aus Stoffresten hatte sie zauberhafte Bilderrahmen genäht für Fotos von Menschen, die ihr nahe standen und diese dann ebenfalls am Baum befestigt.
Charles’ Bild nahm natürlich den Ehrenplatz ein. Obwohl keine der Dekorationen mehr als fünf Cent auf dem Flohmarkt eingebracht hätte, bedeuteten sie Jane sehr viel, und nur das war schließlich wichtig.
Was machte es schon, wenn andere nicht sehen konnten, was sie sah? Vielleicht glaubten manche Menschen, bei ihr sei eine Schraube locker. Ihre Fantasien bewirkten Wunder, und das war es, was das Aufstehen jeden Morgen lohnend für sie machte.
So war es immer schon gewesen. Ihre Eltern hatten sie nie verstanden. Sie hatten ihr sorgenfreies Leben in Long Island gehabt, in dem sich alles um die richtigen Schulen, die richtigen Kleider und die richtigen Freunde drehte. Ihre Mutter hatte Großes vorgehabt mit ihren Töchtern, und nur Jane hatte ihre Erwartungen enttäuscht. Jane hatte versucht, ein Jurastudium zu beginnen, aber dann gemerkt, dass das nichts für