2. Kapitel
Mondschein fiel durch das Fenster und erhellte mit seinem fahlen Licht die Kammer. Annalena lehnte am Fensterrahmen und beobachtete die abendliche Straße. Das Bett hinter ihr war unberührt.
Ihr Vergleich des Lebens mit einem Mühlstein ging ihr auch jetzt wieder durch den Kopf.Auf den Tag folgt die Nacht und auf das Tagwerk folgt die Rückkehr meines Gemahls. Was erwartet mich in den kommenden Stunden?
An diesem Tag hatte sie erlebt, wie kurz das Leben sein konnte. Der Tod schlich durch die Straßen und hielt beständig Ausschau nach Opfern. Wurde er aus einer Kammer vertrieben, so kehrte er in die nächste ein. Wann würde er sie holen? Wann schlug Mertens so kräftig zu, dass sie am nächsten Morgen nicht wieder aufwachte?
Annalenas Magen schnürte sich zusammen, sie hatte Angst davor, etwas zu tun, und Angst davor, nichts zu tun. Sie wusste einfach nicht weiter.
Würde Mertens ihre Gedanken kennen, schlüge er sie ganz bestimmt tot.Du bist immer noch jung. Fern von hier könntest du neu anfangen. Niemand wird wissen, wer du bist. Niema