1. KAPITEL
Nun, einstmals gab es ein Weißes Königreich und ein Schwarzes Königreich, die seit Anbeginn der Zeit im Krieg miteinander lagen …
Aus:„Der Schwarze Prinz und der Goldene Falke“
Januar 1742
London, England
Hugh Fitzroy, der Duke of Kyle, wollte aus drei guten Gründen heute Nacht nicht sterben.
Es war eine halbe Stunde nach Mitternacht, als er den Blick auf die Schläger richtete, die sich vor ihm in der kalten Gasse in der Nähe von Covent Garden aus den Schatten lösten. Er nahm die Flasche mit Wiener Wein, die er in der rechten Hand gehalten hatte, in die linke und zog seinen Degen. Er hatte früher an diesem Abend mit dem Habsburger Botschafter diniert, und der Wein war ein Geschenk.
Erstens war Kit, sein älterer Sohn – und offiziell der Earl of Staffin – erst sieben Jahre alt. Viel zu jung, um zu einer Waise zu werden und ein Herzogtum zu erben.
Neben Hugh stand ein Laternenjunge, der starr vor Angst war. Seine Laterne warf einen kleinen Lichtschein in die schmale Gasse. Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen und ängstlich. Er konnte nicht älter als vierzehn sein. Hugh blickte über die Schulter. Einige Männer kamen vom Eingang zur Gasse auf sie zu. Er und der Laternenjunge saßen in der Falle.
Zweitens litt Peter, sein jüngerer Sohn, immer noch unter dem Tod seiner Mutter vor fünf Monaten. Was würde der Tod des Vaters so kurz nach dem der Mutter dem Jungen antun?
Vielleicht waren es nur gewöhnliche Straßenräuber. Allerdings war das unwahrscheinlich. Straßendiebe arbeiteten für gewöhnlich in kleinerer Anzahl, waren nicht so organisiert, und sie waren hinter Geld her, nicht hinter dem Tod von jemandem.
Also Attentäter.
Unddrittens hatte Seine Majestät Hugh vor Kurzem einen wichtigen Auftrag erteilt: die Lords of Chaos zu vernichten. Im Großen und Ganzen erfüllte Hugh gerne seine Aufträge. Das brachte letztendlich das angenehme Gefühl mit sich, etwas abgeschlossen zu haben, wenn auch sonst nichts.
Also gut.
„Wenn du kannst, dann renn weg“, sagte Hugh zu dem Laternenjungen. „Sie sind hinter mir her, nicht hinter dir.“
Dann drehte er sich um und griff die Gruppe an, die am nächsten stand – die drei Männer hinter ihnen.
Ihr Anführer, ein riesiger Kerl, hob einen Knüppel.
Hugh schlitzte ihm den Hals auf. Der Anführer ging in einem scharlachroten Sprühnebel zu Boden. Aber der Nächste schlug Hugh bereits mit seinem Knüppel auf knochenbrecherische Weise auf die linke Schulter.
Hugh jonglierte mit der Weinflasche, fing sie wieder und trat dem Mann in die Eier. Der Mann krümmte sich und stolperte gegen den Dritten. Hugh schlug über den Kopf des Mannes hinweg in das Gesicht des dritten Manns.
Hinter Hugh ertönten rennende Schritte.
Er wirbelte herum, um das andere Ende der Gasse zu sehen und sich einem weiteren Angreifer zu stellen.