1. KAPITEL
„Lasst die Sexspiele beginnen!“
Wahrere Worte waren nie gesprochen worden. Laura Granger hatte die kommenden drei Wochen mit mehr erotischen Veranstaltungen vollgepackt, als je in diesem alten Hotel stattgefunden hatten. Und das wollte etwas heißen, denn das Gebäude war vor über hundert Jahren erbaut worden.
Falling Inn Bed& Breakfast oder besser Falling Inn Bed, wie es im Ort Niagara Falls, New York, genannt wurde, hatte seinen Betrieb während des Booms in den 1880ern aufgenommen und war berühmt geworden. Seitdem war es im Lauf der Jahrzehnte mit dem Hotel auf und ab gegangen. Die interessanteste Entwicklung hatte Lauras Meinung nach aber bei seiner Wiedereröffnung als romantisches Hotel vor fünf Jahren begonnen.
Der Begriff „romantisches Hotel“ umschrieb nur grob ein historisches Hotel, das sich auf Sex spezialisiert hatte. Als Koordinatorin für spezielle Veranstaltungen oder „Liebesberaterin“, wie sie intern genannt wurde, wusste Laura aus erster Hand, wie erotisch die Atmosphäre war, die die Gäste umgab.
Sie kannte den neuen Werbetext auswendig: „Spaß, Aktivitäten und Romantik im Falling Inn Bed& Breakfast, unserem einzigartigen Hotel, dem perfekten Erholungsort für energiegeladene – und lüsterne – Paare auf der Suche nach dem erotischen Kick. Suiten mit so verheißungsvollen Namen wie ‚Victorian Bordello‘, ‚Sultan’s Seraglio‘, ‚Wild West Brothel‘ oder ‚Red-Light District‘ versprechen Ihnen romantische Stunden. Eine Vielzahl exklusiver Geschäfte bietet Ihnen erotisches Zubehör für aufregende Erlebnisse. Und mit der Eröffnung des neuen, ‚Wedding Wing‘ genannten Anbaus bekommen frisch Verheiratete die Möglichkeit, ihre erotischen Fantasien auszuleben.“
Laura schaute sich lächelnd in der Lobby des preisgekrönten neuen Anbaus um. Der Wedding Wing, der Hochzeitsflügel, war ihr Baby, von der Idee über das Konzept bis hin zum Bau und der Eröffnung. Sie hatte die letzten beiden Jahre damit zugebracht, diese Vision zum Leben zu erwecken, und hätte nicht stolzer sein können.
Ein Kristallkronleuchter warf sein Licht auf die New-England-Antiquitäten in der Lobby. An der Westwand befand sich ein kleiner Empfangstresen, direkt gegenüber von Lauras ganzem Stolz – einem schönen Ölgemälde hinter Glas von Mireille Marceaux.
Die Glasvitrine von Museumsqualität hatte ein ziemliches Loch in ihr Budget gerissen, doch die Ausgabe war notwendig gewesen, um die Bedingungen für die Leihgabe des Gemäldes zur Eröffnung zu erfüllen. Und dieses Bild zu erwerben, wenn auch nur vorübergehend, war ein echter Coup. Die Nackte darauf war nicht nur eine Schönheit aus der Gegend, sie gab dem neuen Hotelflügel auch die entsprechende Note. Außerdem würde es ihr bei den bevorstehenden Veranstaltungen Glück bringen, davon war Laura überzeugt.
Und Glück konnte sie jetzt wahrhaftig gebrauchen.
„Falling Woman“ würde das i-Tüpfelchen sein. Umgeben von einem dichten Wald, Nebel und Bergen, hielt die Frau auf dem Bild einen durchsichtigen Schleier, der sich wie ein Wasserfall über ihre Rundungen ergoss. Laura glaubte, das sinnliche Lächeln der Frau bedeutete, dass ihr das neue Zuhause gefiel – der Ort, an dem frisch Verheiratete auf erotische Weise ihr gemeinsames Glück begannen.
Wie der Name andeutete, war der Wedding Wing ausschließlich für Hochzeiten gedacht und bestand aus fünf Etagen mit Ballsälen, Gästezimmern, Hochzeitssuiten, die romantischen Themen gewidmet waren, und sogar einem brandneuen Wellnesscenter, in dem sich die Gäste verwöhnen lassen konnten.
Die Eröffnung stand unter dem Motto „Naughty Nuptials“, was so viel bedeutete wie „Heiße Hochzeiten“, und die sich anschließende Werbekampagne bestand aus verschiedenen Veranstaltungen, die drei Wochen lang dauern würden. Die erste Woche war den „Wild, Wild Weddings“ gewidmet, einer Reihe von typischen Partys rund um die Hochzeit, allerdings mit einem Falling-Inn-Bed-Touch. Es würde eine Sexspielzeugfeier, eine Junggesellen-/Junggesellinnenparty geben – und natürlich ein scharfes Rehearsal-Dinner, ein festliches Essen für die Gäste