Kingdom Hospital Riad
Der Anruf der Klinik erreicht sie kurz vor Sonnenaufgang. Eine junge Frau mit Verletzungen am Unterleib sei gerade eingeliefert worden und hätte sie als Kontaktperson angegeben. Fluchend beginnt die Amerikanerin, sich für den Weg ins Krankenhaus zurechtzumachen. In wenigen Stunden ging ihr Flug nach Italien. Am gescheitesten würden sie direkt vom Hospital zum Airport weiterfahren. Sie informiert die Rezeption, ihre Rechnung fertigzumachen, danach klingelt sie Monique aus dem Schlaf.
„Eines unserer Models ist gerade mit Unterleibsverletzungen in die Notaufnahme eingeliefert worden. Bitte begleite mich. Von dort fahren wir dann direkt zum Flughafen.“
Schlaftrunken begibt sich die junge Deutsche ins Bad. Gestern war es spät geworden. Aber dafür war es einer der aufregendsten Tage seit langem gewesen. Und das wollte etwas heißen. Fast zwei Wochen hatte sie Mode auf einem Kreuzfahrtschiff vorgeführt. Danach war sie von den Eltern Paolos eingeladen worden und hatte einige seiner Freunde kennengelernt. Eine Libanesin hatte ihr daraufhin das Engagement in Saudi-Arabien vermittelt. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie in der Luxus-Klasse geflogen, hatte einen leibhaftigen Prinzen getroffen und – sich ein bisschen verliebt. Als Salih ihr gestern Abend zum Abschied auf die Wange küssen wollte, hatte sie schnell den Kopf bewegt. Flüchtig hatten sich so ihre Lippen berührt. Sie war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich von dem jungen Araber geträumt hatte oder es sich etwa nur einbildete. Aber, obwohl es noch mitten in der Nacht war, fühlte sie sich leicht beschwingt und bester Laune. Dabei sollte sie eigentlich eher besorgt sein, was ihrer Kollegin zugestoßen sein mochte.
Die Amerikanerin erwartet sie in der Hotelhalle.
„Was ist denn passiert? Ist die Frau schwer verletzt worden?“
„Ich hoffe nicht, habe aber auch nur die Information der Notärztin. Komm, das Taxi wartet bereits draußen auf uns. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass der Fahrer Englisch versteht, trotzdem lass uns lieber erst im Krankenhaus den Unfall besprechen.“
Auch Monique ist eher einsilbig auf der Fahrt. Der Prinz hatte ihr eingeschärft, mit niemandem über ihren Auftrag zu sprechen. Als die Amerikanerin sie fragt, wie sie die letzten beiden Tage verbracht habe, antwortet sie daher nur ausweichend. Sie erzählt ihrer Begleiterin lediglich, dass sie in Kürze erneut nach Riad fliegen werde und deshalb zunächst keine weiteren Termine wahrnehmen könne. Allerdings überrascht sie, was ihr die Organisatorin dieser Modenschauen darauf ans Herz legt.
„Du weißt aber schon, dass du dann mutterseelenalleine hier auf dich gestellt sein wirst. Niemand wird dich im Krankenhaus besuchen, falls dir was zustößt.“
„Wieso soll mir denn etwas zustoßen?“, und Salih wird sich bestimmt um mich kümmern. Aber diesen Gedanken behielt sie lieber für sich. Vielleicht arbeitete die Amerikanerin wider Erwarten mit dem Prinzen zusammen und wollte sie nur aushorchen.
Statt einer Antwort erntet sie einen ungläubigen Blick. Irgendwie hat Monique ständig das Gefühl, die Frau verheimliche ihr etwas oder hielte sie für ziemlich unerfahren und noch viel zu jung. Sie wird froh sein, wenn sie im Flugzeug endlich wieder alleine sein darf und sich nicht dauernd bevormundet fühlen muss. Anscheinend hatten erwachsene Menschen immerzu das Bedürfnis, sie zurechtzuweisen und zu belehren. So wie ihr Vater. Wie unterschiedlich verhielt sich dagegen Salih. Obwohl er über zehn Jahre älter war als sie, behandelte er sie vollkommen gleichberechtigt und nicht eine Minute wie ein unmündiges Kind.
Als sie in das Krankenzimmer geführt werden, erlebt Monique eine böse Überraschung. In dem Bett liegt die Kollegin, die sie mit diesem impotenten Prinzen hatte verkuppeln wollen.
Stockend berichtet ihnen die junge Frau, dass sie mitten in der Nacht mit starken Schmerzen aufgewacht sei und man sie daraufhin in das Krankenhaus gebracht habe.
„Und was ist zuvor passiert?“, will die Amerikanerin wissen.
„Daran erinnere ich mich nu