Erstes Kapitel
Elsa
Darf ich vorstellen – die Prinzessin von Arendelle!“
Elsa trat aus dem Schatten ihrer Eltern in die Sonne. Ihr Volk erwartete sie auf dem großen Platz und begrüßte sie mit donnerndem Applaus. Hunderte von Untertanen jeden Alters hatten sich zusammengefunden. Sie schwenkten Fähnchen, auf denen das Wappen der königlichen Familie zu sehen war, warfen Blumen und jubelten. Kinder saßen auf den Schultern ihrer Väter, einige Leute standen auf Kutschendächern, andere lehnten sich aus den Fenstern der umstehenden Häuser. Alle wollten die Prinzessin sehen. Ihre Eltern waren daran gewöhnt, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber Elsa war gerade erst achtzehn geworden und bisher nur selten zu offiziellen Terminen eingeladen worden.
Um ehrlich zu sein, hätte sie ihr Leben lieber weiter in Abgeschiedenheit geführt, aber nun musste sie sich ihren Verpflichtungen stellen.
„Hoch lebe Prinzessin Elsa!“, riefen die Leute. Elsa stand mit ihren Eltern auf einer Bühne, die extra für diesen Anlass gebaut worden war. Von dort konnte man bequem über den großen Platz vor dem Schlosstor schauen, war jedoch auch schutzlos den neugierigen Blicken ausgeliefert. Aber genau darum ging es wahrscheinlich.
„Schau! Das ist die Prinzessin von Arendelle“, hörte sie eine Mutter zu ihrer kleinen Tochter sagen. „Ist sie nicht hübsch? Du darfst ihr jetzt dein Geschenk überreichen.“
Das Mädchen stand direkt vor der Bühne, in der Hand hielt sie einen Strauß mit violettem Heidekraut, Elsas Lieblingsblume. Aber jedes Mal, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um der Prinzessin den Strauß zu reichen, wurde sie von der Menge zurückgedrängt.
Fragend schaute Elsa ihre Mutter an. Die Königin nickte kaum merklich, und Elsa stieg die Stufen hinab. Dabei musste sie ihr blassblaues Kleid hochheben, zu dem sie ein passendes Jackett trug. Beides war extra für diesen Tag geschneidert worden. Es passte zu den hellblauen Augen, die Elsa von ihrer Mutter geerbt hatte. Ansonsten ähnelte sie eher ihrem Vater, nicht zuletzt wegen der hellen Haare, die sie meist zu einem Zopf geflochten hatte.
„Vielen Dank für die wunderschönen Blumen“, sagte Elsa zu dem Mädchen und nahm den Strauß mit einer würdevollen Handbewegung entgegen. Anschließend stieg sie wieder auf die Bühne, um zur Menge zu sprechen. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man sich seinen Untertanen präsentierte.
„Wir freuen uns, dass ihr am heutigen Tag so zahlreich gekommen seid, um der Enthüllung der Statue der königlichen Familie beizuwohnen, die der großzügige Axel Ludenburg unserem Königreich geschenkt hat“, begann sie. Die Menschen applaudierten. „Ein Hinweis noch, bevor der Schleier gelüftet wird: Herr Ludenburg hat einige Jahre damit verbracht, dieses Kunstwerk herzustellen. Daher vermute ich, dass ich in Bronze deutlich jünger aussehe als in diesem Moment, wo ich vor euch stehe.“
Die Menge lachte, und Elsa schaute voller Stolz zu ihrem Vater. Dieser Satz war ihre Idee gewesen. Ihr Vater nickte ihr zu, um ihr Mut zu machen.
„Seine Arbeit ist von großer Bedeutung für unser Land.“ Elsa lächelte dem Künstler zu. „Und nun möchte ich euch, ohne weitere Umstände zu machen, Herrn Ludenburg vorstellen.“ Elsa trat zur Seite, um dem älteren Herrn Platz zu machen.
„Vielen Dank, Prinzessin.“ Ludenburg verbeugte sich vor ihr. Sein weißer Bart berührte dabei beinahe seine Knie. Dann wandte er sich an die Menge. „Ich bedanke mich bei König Agnarr, Königin Iduna und unserer schönen Prinzessin Elsa für die Erlaubnis, ihnen zu Ehren eine Skulptur zu schaffen. Ich hoffe, dass dieses Kunstwerk in Zukunft alle Besucher willkommen heißen wird, die von nah und fern anreisen, um sich das Schloss und seinen Garten anzuschauen.“ Er warf seinem Assistenten einen auffordernden Blick zu. Der begann, die Seil