: Josephine Apraku, Ilinda Bendler, Laura Digoh-Ersoy, Karim Fereidooni, glokal e.V., Nadine Golly, Ad
: Jule Bönkost
: Unteilbar Bündnisse gegen Rassismus
: Unrast Verlag
: 9783954050819
: 1
: CHF 10.80
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 188
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unter den komplexen Herrschaftsverhältnissen einer global vernetzten, postkolonialen Gesellschaft (wie der deutschen) bedarf es im Kampf gegen Rassismus tragfähiger politischer Bündnisse. Doch welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, welche Aufgaben übernommen und welche Herausforderungen gemeistert werden, damit diese dauerhaft wirken können? Ausgehend vom aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand der Rassismusforschung beleuchten die Autor*innen dieses Sammelbandes intersektionale Sichtweisen und transnationale Perspektiven, die allesamt das Ziel haben, Rassismus als strukturelles Herrschafts- und Unterdrückungssystem abzubauen. Ihre Beiträge, die neben unterschiedlichen Konzepten, Ansätzen und Dimensionen des Verbündet-Seins auch gelungene Beispiele praktischer Umsetzung vorstellen, öffnen den Blick für die vielfältigen Möglichkeiten des Widerstands in rassistischen Verhältnissen durch eine engagierte Bündnisarbeit. »Ein gelungener Sammelband, der nicht nur aufzeigt, wie wichtig die intersektionale Arbeit gegen rassistische Herrschaftsverhältnisse ist, sondern auch konkrete Beispiele liefert, wie das gelingen kann.« - ts, bedrohte Völker - pogrom

Wechselnde Allianzen – rassismuskritische Bildungsarbeit in einem Schwarzen Bündnis


Ilinda Bendler, Laura Digoh-Ersoy, Nadine Golly

 

 

 

»waffenbrüder und schwertschwestern

herrschaftskriege

werden meistens von weißen männern

begonnen

wahre befreiungskämpfe

werden vor allem von schwarzen frauen

gewonnen«

(May Ayim 2016: 179)

 

Ein Workshop an einer Bildungseinrichtung, irgendwo im Westen Deutschlands. Es geht um rassismuskritische Perspektiven für die Bildungsarbeit und pädagogische Praxis – so steht es auf der Agenda für die kommenden Stunden. Die Referentin hat sich gerade vorgestellt. Ein Teilnehmer meldet sich: »Der Name Ihres Bildungskollektivs … ist das eine Abkürzung oder sowas?«

Tatsächlich legt die Großschreibung unseres Namens diesen Schluss nahe:KARFI. DochKARFI steht nicht für eine klangvolle Aneinanderreihung von Anfangsbuchstaben.KARFI heißt ›Stärke‹ auf Hausa, einer Sprache, die in mehreren Ländern Westafrikas gesprochen wird.KARFI ist der Name, denwir unserem Arbeitsbündnis gegeben haben.

Wir sind drei Frauen, die rassismuskritische Sensibilisierungs- und Empowermentarbeit machen. Unsere Berührungspunkte sind vielfältig: als sozialwissenschaftlich (und pädagogisch) ausgebildete, überwiegend in der Bundesrepublik Deutschland sozialisierte, in transnationalen Familien lebende Bildungsarbeitende und von rassistischen Missständen immer wieder angetriebene Menschen teilen wir vieles. Zentral für unseren Zusammenschluss war jedoch, dass wir als Schwarze[3] Frauen in Deutschland leben und arbeiten.KARFI als ausschließlich Schwarzen Zusammenschluss zu gründen, war eine bewusste Entscheidung. Im Vordergrund stand die Idee, sich einen Arbeitszusammenhang zu schaffen, der professionellen Austausch und konzeptionelles Arbeiten in einem geschützteren Raum, einemsafer space, möglich macht. Ein Ort, an dem wir unsere Erfahrungen in einer rassistisch geordneten Gesellschaft unwidersprochen teilen können (vgl. Golly/Digoh/Bendler 2016).

›Stärke‹ ist somit etwas, was wir in der gemeinsamen Arbeit entwickeln. ›Stärke‹ erwächst für uns auch aus der schwesterlichen Unterstützung und Begleitung.KARFI ist nicht nur unser Arbeitsbündnis – es ist ein Empowerment-Raum. Selbstverständlich haben auch wir organisatorische Fragen zu erörtern, Termine zu finden, Grundlegendes zu diskutieren. Nicht immer ist es uns vergönnt, mit Muße an Konzepten zu feilen und gemeinsam inspirierende theoretische Ansätze zu durchdenken. Aber gerade im Widerstreit unserer vielschichtigen Aufgaben ist es uns wichtig, den expliziten Anspruch unseres Kollektivs immer wieder zu betonen: Wir wollen unsere gemeinsame Arbeit so gestalten, dass sie uns auf der Langstrecke bestärkt. Dafür brauchen wir Sensibilität für unsere persönlichen und kollektiven Grenzen.

Wenn wir unseren Blick nach außen richten, so ist ›Stärke‹ auch et