: Angie Sage
: Septimus Heap - Syren
: Carl Hanser Verlag München
: 9783446242128
: Septimus Heap
: 1
: CHF 8.80
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Septimus ist wieder da! Für sein letztes mutiges Abenteuer wird er von der Zauberin Marcia zum Oberlehrling befördert. Doch drei seiner Freunde stecken noch immer zwischen den Zeiten im Foryxhaus fest. Septimus versucht, sie mit seinem Drachen Feuerspei nach Hause zu holen. Doch unterwegs geraten sie in einen fürchterlichen Sturm und stürzen über einer Insel ab, auf der eine unheimliche Kraft herrscht, die auch Septimus in ihren Bann ziehen will. Kann er sich ihr entziehen? Das fünfte mitreißende Fantasy-Abenteuer aus der Bestseller-Reihe.

Angie Sage, 1952 in London geboren, lebt als Autorin und Illustratorin in Cornwall. Sie studierte Grafikdesign an der Art School of Leicester. Mit ihrer großen Fantasy-Saga Septimus Heap erlangte sie Weltruhm. Die Reihe wurde in 16 Sprachen übersetzt, stand monatelang auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Bei Hanser erschien 2005 der erste Septimus Heap-Band Magyk, gefolgt von Flyte (2006), Physic (2007), Queste (2008), Syren (2010), Darke (2011) und Fyre (2013). Die Erweiterung Septimus Heap: Darke Toad - Die Dunkelkröte (2013) ist nur als E-Book erhältlich. 2017 folgte die neue Trilogie der Erfolgsautorin mit den Bänden TodHunter Moon - FährtenFinder, TodHunter Moon - SandReiter sowie TodHunter Moon - SternenJäger.

PROLOG:
EINE UNVERHOFFTE BEGEGNUNG


 

 

Es ist Nickos erste Nacht außerhalb des Foryxhauses, und Jenna hat das Gefühl, dass er langsam den Verstand verliert.

Einige Stunden zuvor haben Septimus und Feuerspei auf Nickos Drängen hin ihn, Jenna, Snorri, Ullr und Beetle zum Handelsposten geflogen– das ist eine lange Reihe von Häfen an der Küste des Landes–, in dem das Foryxhaus versteckt liegt. Nicko wollte unbedingt wieder einmal das Meer sehen, und keiner, nicht einmal Marcia, mochte es ihm verwehren.

Septimus protestierte etwas heftiger als alle anderen. Nach dem langen Flug von der Burg zum Foryxhaus war sein Drache müde, und sie hatten noch eine lange Heimreise mit dem schwerkranken Ephaniah Grebe vor sich. Aber Nicko ließ nicht mit sich reden. Er musste einfach hin, und ausgerechnet zu einem baufälligen Fischerschuppen in Hafen Nummer Drei, der zu den kleineren Häfen am Handelsposten gehörte und hauptsächlich von einheimischen Fischern benutzt wurde. Wie Nicko ihnen erzählte, gehörte der Fischerschuppen dem Bootsmann eines Schiffes, mit dem er und Snorri in all den Jahren in der Vergangenheit mehrmals von Port zum Handelsposten gefahren waren. Bei einer dieserÜberfahrten hatte Nicko das Schiff vor dem Untergang bewahrt, als er einen gebrochenen Mast reparierte, und aus Dankbarkeit hatte ihm der Bootsmann, ein Mr. Higgins, einen Schlüssel für seinen Fischerschuppen gegeben und darauf bestanden, dass Nicko jedes Mal, wenn er den Handelsposten besuchte, dortübernachtete.

Als Septimus darauf hinwies, dass inzwischen fünfhundert Jahre vergangen seien und das Angebot möglicherweise nicht mehr stehe– von dem Schuppen ganz zu schweigen–, hatte Nick entgegnet, dass esselbstverständlich noch stehe, ein Angebot sei ein Angebot. Er wolle nur mal wieder Boote um sich haben, das Meeresrauschen hören, salzige Seeluft schnuppern. Septimus ließ es dabei bewenden. Wie konnte er– oder einer der anderen– Nicko einen solchen Wunsch abschlagen?

Und so kam es, dass er sie allen Bedenken zum Trotz am Ende der schäbigen Gasse absetzte, in der laut Nicko der Fischerschuppen dieses Mr. Higgins lag. Anschließend war er mit Feuerspei zu dem verschneiten Baumhaus in der Nähe des Foryxhauses zurückgeflogen, in dem Ephaniah Grebe, Marcia und Sarah Heap darauf warteten, dass er sie zur Burg zurückbrachte.

Doch nach seinem Abflug hatten sich die Dinge in dem Fischerschuppen nicht besonders gut angelassen. Zuerst musste Nicko in den Schuppen einbrechen, weil zu seinem Erstaunen der Schlüssel nicht passte, und was sie dann drinnen vorfanden, war nicht dazu angetan, jemanden zu begeistern. Es stank. Außerdem war es dunkel, feucht und kalt, und nach dem Haufen halb verfaulter Fische zu urteilen, der sich unter dem kleinen, unverglasten Fenster türmte, wurde der Schuppen als Müllkippe für Fischabfälle genutzt. Und schließlich gab es, wie Jenna gereizt feststellte, nirgendwo einen Platz zum Schlafen. Ein Großteil der beiden Obergeschosse fehlte, und im Dach klaffte ein großes Loch, das dem hiesigen Möwenvolk offensichtlich als Toilette diente. Doch auch davon ließ sich Nicko nicht beirren. Erst als Beetle durch den morschen Fußboden brach und, am Gürtel hängend,über einem Keller baumelte, in dem eine schleimige, nicht näher zu bestimmende Brühe stand, gab es einen Aufstand.

Dies ist der Grund, warum wir Jenna, Nicko, Snorri, Ullr und Beetle jetzt vor einer heruntergekommenen Schenke im Hafen Nummer Eins stehen sehen– dem nächsten Gasthaus, in dem es etwas zu essen gibt. Sie lesen gerade das Gekrakel auf einer Schiefertafel, auf der drei Sorten Fisch, ein Gericht namensÜberraschungspfanne und Steaks von einem Tier, von dem noch niemand gehört hat, feilgeboten werden.

Jenna sagt, ihr sei es egal, was das für ein Tier sei, Hauptsache kein Foryx. Und Nicko meint, ihm sei es auch egal– er nehme eine Portion von allem. Zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren habe er Hunger. Dagegen kann niemand etwas einwenden.

Und auch in der Schenke hat niemand etwas einzuwenden, was möglicherweise an dem großen grünäugigen Panther liegt, der dem großen blonden Mädchen wie ein Schatten folgt und ein leises, heiseres Knurren vernehmen lässt, sobald sich jemand nähert. Jenna ist sehr frohüber Ullrs Gesellschaft– die Schenke ist eine wenig vertrauenerweckende Spelunke voller Seeleute, Fischer und Händler aller Art, denen nicht entgangen ist, wie die vier Jugendlichen am Tisch neben der Tür Platz genommen haben. Ullr kann ihnen diese Leute vom Leib halten, aber auch er kann nicht verhindern, dass sie ständig aufdringlich angestarrt werden.

Alle nehmen dieÜberraschungspfanne, mit der sie allerdings, wie Beetle hinterher bemerkt, keine glückliche Wahl getroffen haben. Nicko macht indessen seine Drohung wahr und isst sich durch die gesamte Speisekarte. Unter den Blicken der anderen verdrückt er mehrere komisch geformte Fische, garniert mit einer Art Seegras, und ein dickes rotes Steak mit weißen Borsten an der Kruste, die er, nachdem er einen Bissen davon probiert hat, an Ullr verfüttert. Schließlich nimmt er sein letztes Gericht in Angriff– einen länglichen weißen Fisch mit vielen kleinen Gräten und vorwurfsvoll blickenden Augen. Jenna, Beetle und Snorri haben unterdessen ihren Nachtisch aufgegessen– eine Schüssel Bratäpfel, mit süßen Streuseln bestreut und mit Schokoladensoßeübergossen. Und jetzt hat Jenna ein flaues Gefühl im Magen. Am liebsten würde sie sich sofort hinlegen, und selbst ein Haufen feuchter Fischernetze in einemübel riechenden Schuppen wäre ihr recht. Sie bemerkt nicht, dass es im Café still geworden ist und dass alle Augen auf einen ungewöhnlich prächtig gekleideten Kaufmann gerichtet sind, der soeben eingetreten ist. Der Kaufmann lässt den Blick durch die halbdunkle Schankstube schweifen, entdeckt aber nicht die Person, die er sucht, dafür aber eine andere, die er nie und nimmer hier erwartet hätte– seine Tochter.

»Jenna!«, ruft Milo Banda.»Was um alles in der Welt machst du denn hier?«

Jenna springt auf.»Milo!«,