Ein Kapitel, das von der Schönheit historischen Kopfsteinpflasters erzählt, von abenteuerlichen Ausflügen in die Kanalisation und denkwürdigen Terminen bei der Fürsorge. Wie schon der Schriftsteller Heimito von Doderer schrieb: „Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln, wie er will.“
Weit gekommen bin ich in meinem Leben nicht – zumindest geografisch gesehen. Diesen kleinen Scherz erlaube ich mir manchmal, wenn ich über meinen Werdegang erzähle. Meine ersten Kindheitserinnerungen sind fest mit meinem Elternhaus in der Auguststraße im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst verwoben, mit der Nähe zur wunderschönen Außenalster und dem idyllisch gelegenen Feenteich. Heute lebe ich nur einen Steinwurf entfernt mit Blick auf eben diesen innerstädtischen Stausee. Nicht einmal einen Kilometer ist mein heutiges Zuhause von meiner Kinderstube entfernt. Meine Kindheitserinnerungen sind vielfältig und reichhaltig, die abseitigsten Dinge haben sich mir eingebrannt. Beispielsweise erinnere ich mich an das Kopfsteinpflaster in der Auguststraße. Jahrzehntelang hatte ich nicht mehr an den historischen Straßenbelag vor unserer Haustür gedacht, bis ich vor Kurzem an einer Baustelle vorbeischlenderte, bei der gerade die Asphaltdecke mühevoll von dem darunter befindlichen Kopfsteinpflaster gekratzt wurde. Wie wohlig mich die Erinnerung an diese alten Steine traf! In Hamburg gibt es heute kaum noch kopfsteingepflasterte Straßen, sie verschwinden mehr und mehr aus dem Stadtbild. Dabei war das alte Kopfsteinpflaster viel besser als sein Ruf. Eine Fahrt darauf war gar nicht so holprig, wie man vielleicht denken mag. Wenn die Steine gut verlegt waren, war die Straße durchaus eben und plan.
Auf den engen Straßen fuhren außerordentlich wuchtige Lkw mit riesigen, langen Motorhauben. In meiner Erinnerung gehören diese Lastwagen genauso zum Stadtbild der 1960er-Jahre wie die Kohlenträger, die regelmäßig die Heizkeller befüllten. Alltägliche Bilder, die für die damalige Zeit typisch waren, die man sich heute aber kaum noch vorstellen kann.
Meine älteste Erinnerung, da muss ich wohl so circa drei Jahre alt gewesen sein, ist der Vollmond auf Ibiza. Bis heute bin ich ein absoluter Nachtschwärmer, was ich immer ein wenig auf diese frühkindliche Prägung zurückführe. Das war die Zeit, in der meine Eltern noch ein Paar waren und wir als Familie in der Auguststraße wohnten. Unsere Wohnung war für damalige Verhältnisse komfortabel und modern. Es gab eine eigene Toilette innerhalb der Wohnung und eine Art Zentralheizung, also einen Kohleofen, der das ganze Haus beheizte. Die Ausstattung der Wohnung konnte sich sehen lassen, sie lag ja auch in einer guten Gegend. Mein Kinderzimmer war mit Disney-Motiven tapeziert, von den Wänden lachten mich Mickey Mouse, Pluto und Konsorten an. Aber das Beste an meinem Zimmer und der gesamten Wohnung war der Blick aus dem Fenster. Wenn ich nach draußen schaute, reichte mein Blick bis zum verwunschen daliegenden Feenteich. Ich möchte behaupten, das ist einer der schönsten Ausblicke, die man in Hamburg überhaupt haben kann. Soweit ich weiß, gibt es keine Fotos aus unserer Wohnung. Es war damals noch nicht üblich und auch nicht ohne Weiteres möglich, von allem und jedem ständig Fotos zu machen. Besaß man eine Kamera, folgte auf die Belichtung der wenigen Bilder einer Filmpatrone das lange Warten auf die Entwicklung im Labor. Ein Vorgang, der Zeit brauchte, den man angesichts von Smartphones und Tablets schon fast vergessen hat. Überhaupt der technische Fortschritt: Wie die Jugend heute auf cool gestaltete Games abfährt, dieses ganze elektronische Spielzeug, so faszinierte mich als Kind der erste Fernseher. Das Programm wurde damals noch komplett in Schwarz-Weiß ausgestrahlt, anfangs sogar nur von zwei Sendern, und am Ende des Abends war Sendeschluss, dennoch übte das Fernsehen eine enorme Anziehungs