: Regine Schineis
: Von Träumen und Wirklichkeiten Märchenhafte Geschichten
: myMorawa von Dataform Media GmbH
: 9783991291510
: 1
: CHF 7.30
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: Erzählende Literatur
: German
24 märchenhafte Geschichten erzählen von den vielen Gesichtern der Wirklichkeit, von Mäusen und Mächtigen, von Freiheit, Hoffnung und Mut. Gute Feen, kluge Raben, weise Frauen und eitle Prinzen laden alle auf eine märchenhafte Reise ein, deren Seele das Fliegen noch nicht verlernt hat.

Regine Schineis wurde 1968 in Altötting/Bayern geboren und lebt seit 1997 in der Nähe von Graz/Steiermark. Sie schreibt überwiegend Sachtexte und -bücher, unternimmt aber gelegentlich auch Ausflüge in die spannende Welt der Kurzgeschichten und Märchen.

Die vielen Gesichter der Wirklichkeit


Du sagst, dass ich ein Träumer bin ein Spinner, ein Phantast weil deine Realität nicht auch die meine ist und mir deine Wirklichkeit
die Flügel bricht.

Glaubst du, ein Fisch wird jemals verstehen dass ein Vogel fliegen kann? Und kannst du nicht trotzdem jeden Tag die Vögel fliegen sehen?

Feenzauber


Vor vielen Jahren lebte in einem kleinen Dorf eine junge Frau von großer Anmut und Schönheit. Ihre Haare glichen leuchtenden Sonnenstrahlen, ihre Haut war zart wie feinster Alabaster, und wer in ihre Augen sah, meinte in einem tiefblauen Meer zu versinken. Die junge Frau wusste um die Anziehungskraft, die sie auf andere Menschen ausübte, und ihre Bewunderung erfüllte sie mit Stolz und Wärme.

Doch sie erahnte auch die Schattenseiten des Ruhms. Trotz ihrer Jugend fürchtete sie bereits den Tag, an dem ihre Schönheit zu schwinden beginnen würde. So saß sie Tag für Tag viele Stunden vor ihrem Spiegel und betrachtete sich eingehend. Zeigte sich der kleinste Makel, vergoss sie bittere Tränen, die kaum mehr versiegen wollten.

Eines Tages, als sie wieder einen winzigen Schönheitsfehler entdeckt hatte und darüber in größte Verzweiflung verfallen war, fühlte sie mit einem Mal die Nähe eines anderen Wesens neben sich. Sie blickte sich um und sah geradewegs in die Augen einer alten Frau, die nicht von dieser Welt zu sein schien.

„Wer bist du?“, fragte die junge Frau erschrocken und wich entsetzt zurück.

„Hab keine Angst“, antwortete die Gestalt mit sanfter Stimme. „Ich bin eine gute Fee und wurde zu dir gesandt, um dir deinen größten Wunsch zu erfüllen.“

Die junge Frau sah sie erstaunt an. „Weshalb solltest du das tun? Und wer hat dich geschickt?“ Aus ihren Augen sprachen Angst und Zweifel. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben“, sagte die Fee. „Ich weiß es ebenso wenig wie du. Doch da ich nun einmal hier bin, wird es auch seine Richtigkeit haben. Oder hast du keinen Herzenswunsch, den ich dir erfüllen könnte?“

„Oh doch, den habe ich", antwortete die junge Frau ohne nachzudenken. „Ich möchte für immer jung und schön sein, weder Alter noch Krankheit sollen meinem Äußeren etwas anhaben können. Mein Liebreiz soll stets den aller anderen überstrahlen und mich für andere anziehend und liebenswert machen, so lange ich lebe." „Nun ja", meinte die Fee und runzelte die Stirn. „Wenn das dein größter Wunsch ist, soll es so sein. Doch ich knüpfe eine Bedingung daran."

„Eine Bedingung?", fragte die junge Frau zweifelnd.

Die Fee nickte. „Nur so w