Was wir wissen, ist ein Tropfen. Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
Isaac Newton
Im menschlichen Abwehrsystem arbeiten viele unterschiedliche Akteure eng verzahnt miteinander, damit körperfremde Erreger zerstört, körpereigene Strukturen aber verschont werden. Um die komplexen Vorgänge autoimmuner Reaktionen zu verstehen, sind solide physiologische Kenntnisse eine wichtige Voraussetzung. Ihre Reise beginnt mit den immunologischen Grundlagen: Sie warten hier in diesem Kapitel auf Sie.
In einem gesunden Abwehrsystem gehört die Entzündungsreaktion zu den normalen Überlebensmechanismen, die unseren Organismus vor Schädigungen durch Fremdeinwirkung, allen voran Mikroorganismen, schützt. Da auch die physiologische Entzündungsreaktion zu Schäden im Gewebe führt, verfügt der Körper sowohl über verschiedeneRegulationsmechanismen, mit denen er die Heftigkeit und Dauer dieser Reaktion kontrollieren kann, als auch überReparaturmechanismen für die Zeit nach der Infektion.
Man kann Entzündungen in4 Kategorien einteilen:
Dieakute Entzündung richtet sich v.a. gegen Erreger, nach deren Vernichtung die Immunreaktion zurückgefahren wird und Lern- bzw. Reparaturprozesse in Gang gesetzt werden. In diesem Kontext ist die Entzündung das Universalheilmittel des Körpers bei allen extern bedingten Schädigungen.
Bei derAllergie reagiert das Immunsystem ebenfalls gegen Antigene, die als „fremd“ und damit als „feindlich“ eingestuft werden. Auch dabei handelt es sich um eine akute Reaktion des Immunsystems, die sich aber nicht gegen „echte“ Feinde, wie z.B. Erreger und deren Toxine, richtet, sondern gegen im Grunde meist harmlose Substanzen wie Nahrungsmittel oder Pollen. Außerdem kann es hier zu einer überschießenden Reaktion des Abwehrsystems kommen, die sich dann in z.T. heftigen Reaktionen äußert, wie z.B. beim anaphylaktischen Schock.
Einechronische Entzündung entsteht, wenn sich die Ursache einer Entzündung nicht vollständig beseitigen lässt. Dabei kann sie für den Betroffenen symptomatisch spürbar verlaufen wie eine chronische Bronchitis oder chronische Gastritis. Es gibt aber auch sehr subtile Verläufe, z.B. bei der fettig-degenerativen Osteonekrose des Kieferknochens (FDOK), die für den Betroffenen in aller Regel lokal völlig symptomlos sind. Das Phänomen der unmerklichen chronischen Entzündungen, die sich aber trotzdem systemisch auswirken können, wird auch als „Silent Inflammation“ bezeichnet. Es wird diskutiert, inwieweit di