: Ivy Pochoda
: Diese Frauen Kriminalroman
: ars vivendi
: 9783747202197
: 1
: CHF 14.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 350
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Serienkiller geht um in West Adams, einem zwielichtigen Stadtteil von Los Angeles. 17 Frauen sind ihm zwischen 1999 und 2014 zum Opfer gefallen, doch das Police Department interessiert sich nicht besonders für die Toten, die immerzu als diese Frauen bezeichnet werden. Diese Frauen an den Straßenecken ... diese Frauen in den Bars ... diese Frauen, die nicht aufhören, Fragen zu stellen ... diese Frauen, die bekommen haben, was sie verdienen. Ivy Pochodas neuer Roman erzählt kaleidoskopisch die Geschichten von fünf dieser Frauen, deren Leben durch die mörderischen Obsessionen eines Mannes miteinander verbunden sind - und von Esmeralda Perry, einer hervorragenden Polizistin von der Sitte, die der Spur des Killers folgt ...

Ivy Pochoda, geboren 1977, ist Schriftstellerin und lebt in Los Angeles. Sie wuchs in Brooklyn auf, studierte in Harvard und war professionelle Squashspielerin. Bei ars vivendi erschienen bereits ihre Romane Wonder Valley (2019) und Visitation Street (2020).

 

Feelia 1999

He du, zieh den Vorhang zurück, lass mich mal dein Gesicht sehen. Ich hör nur, wie du im Dunkeln atmest. Ein aus, ein aus, wie eine von diesen Maschinen. Eine von diesen beschissenen Piep-piep-Maschinen. Von denen haben wir ja wohl genug hier drin. Atmen für dich. Lassen dein Herz für dich schlagen. Pumpen dir dein verdammtes Blut durch die Adern. Piep-piep. Ein aus. Ein aus. Ein aus. Das ist alles, was ich hier höre.

Du machst den Vorhang also nicht auf? Bist du zu krank dafür? Also, ich bin ziemlich fertig. Aber ich schäme mich nicht. Ich lass dich mein Gesicht sehen. Du – ach, ich dräng mich nicht auf. Lass den verdammten Vorhang meinetwegen zu. Dann bleib eben im Dunkeln sitzen. Ein aus. Ein aus. Scheiß Piep-piep.

Ich mach jetzt das Fenster auf. Hier stinkt es nach Tod, obwohl sie uns angeblich am Leben halten wollen. Ist das nicht verdammt … wie heißt das noch mal? Ironisch. Genau. Es ist ironisch. Ich mach jetzt das Fenster auf. Macht dir doch nichts aus, wenn ich eine rauche? Hoffen wir mal, du hast nicht so eine beschissene Lungenkrankheit oder so. Na ja, das bisschen Passivrauchen wird es schon nicht viel schlimmer machen. Bist ja sowieso schon hier drin.

Du liegst also einfach da rum und sagst nichts, ja? Nicht ein verdammtes Wort von dir? Du lässt mich einfach reden, immer weiterreden. Du wartest bloß darauf, dass ich dir von mir und meinen Problemen erzähle. Du verrätst mir nicht, was mit dir los ist, warum du hier gelandet bist, sondern hörst dir einfach meine Geschichte an? Neugieriges Arschloch.

Alles dreht sich darum, wie wir uns in der Dunkelheit zurechtfinden.

Kennst du dich damit aus? Hast du irgendeine Ahnung davon? Weißt du, wie es draußen auf der Straße ist? Weißt du’s? Willst du wirklich nichts sagen?

Es ist hart da draußen. Es gibt Regeln. Es gibt Dinge, die man tun kann, und Dinge, die man nicht tun darf. Wenn du mitspielen willst, musst du immer den Preis dafür zahlen. Auch ich muss die über mir bezahlen. Für das Spiel musst du dich geschickt anstellen. Und du brauchst Glück.

Es heißt immer, dass man Glück hat, wenn jemand an deiner Straßenecke langsamer wird. Wenn sie dich durch ihr Autofenster lehnen lassen. Wenn einer dich einsteigen lässt, um mit dir auf den schmutzigen Alleen von West Adams oder einer der kleineren Straßen in Jefferson Park herumzufahren. Wenn du viel Glück hast, fahren sie mit dir sogar in ein Hotel. Und mit richtig viel Glück bringen sie dich in einem Stück zurück.

Ich habe Glück. Ich kenne die Straßen. Hab ich jedenfalls gedacht. Ich sag dir was – du musst umsichtig sein. Das ist ein großes Wort. Nicht einfach auszusprechen. Aber gut zu wissen. Umsicht. Wenn ich noch mal geschwängert werde, nenn ich mein Kind so. Umsicht Jefferies.

Aber scheiße, ich hätte wissen müssen, dass ic