Erster Teil: Die
philosophisch-phänomenologische
Anthropologie von Karol Wojtyla in
besonderer Berücksichtigung seiner
Rezeption der phänomenologischen
Methode
0. EINLEITUNG. Eine fundamentale Diskussion der phänomenologischen Methode und die Metaphysik im philosophischen Werk von Karol Wojtyla.
“in omne comprehensione includitur ens." (Thomas von Aquin, De veritate)8
Persönliche Lebensentwürfe von Menschen gestalten sich im Graubereich zwischen diffusem Alltag und herrschendem Positivismus. Ein Versuch, sich wissenschaftlich mit “der Welt” auseinanderzusetzen, istdie phänomenologische Methode, mit ihren verschiedenen Ausprägungen und Repräsentanten. Dementsprechend ist die Intention dieses Ersten Teils Arbeit nicht schon die praktische Konsequenz etwa einer “Theologie des Leibes” (unter der Thematik von Ehe, Familie und religiöser Praxis des Glaubenslebens), sondern vielmehr erst ihrebegriffliche Grundlegung (Hermeneutik), also die Philosophie oder Anthropologie von Begriffen wie “Bewusstsein”, “Erfahrung”, “Transzendenz” und “Vergegenständlichung” etc. .
Der akademische Professor Karol Wojtyla hat seinen Beitrag zur phänomenologischen Methode vor allem durch seine Beschäftigung mit dem Werk von Max Scheler aufgebaut. Als Rüstzeug dazu brachte er seine christliche Ethik und seine akademische Ausbildung in Theologie, Scholastik und Metaphysik mit. Sein philosophisches Werk (siehe Primärliteratur-Verzeichnis) ist sehr überschaubar, da er nur wenige Jahre (in den 1950er-Jahren) als akademischer Professor für Moraltheologie bzw. Philosophie und Sozialethik wirkte und dann schnell mit der Aufgabe eines katholischen Bischofs betraut wurde. Dabei scheint ihn aber das Thema nicht losgelassen zu haben, da sein Hauptwerk erst 1969, zur Zeit seiner Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil erschien.
Seine Äußerungen zu den anderen Meistern der phänomenologischen Schule, zu Franz Brentano, Edmund Husserl und Martin Heidegger oder Edith Stein, um nur einige zu nennen, sind sehr spärlich9 gesät. Sein Hauptaugenmerk, so scheint es bei Betrachtun