Einleitung
Sofern nicht noch etwas Unvorhergesehenes passiert, endet am 26. September 2021 aller Voraussicht nach die 16-jährige Kanzlerschaft Angela Merkels. Damit wird sie länger regiert haben als jeder andere deutsche Regierungschef in Ost und West seit 1949, ausgenommen Helmut Kohl. Bliebe sie nach der Wahl noch 82 Tage kommissarisch im Amt, würde Angela Merkel dann auch den Kanzler der deutschen Einheit eingeholt und überflügelt haben.
Doch das sind nur Zahlenspielereien. »Entscheidend ist«, wie es Helmut Kohl einst formuliert hat, »was hinten rauskommt.«2 Und da sieht es für Angela Merkel, nicht nur im Vergleich zu dem »schwarzen Riesen von Oggersheim«, schlecht aus.
Von ihrem Vorgänger Gerhard Schröder hat sie einen in mancher Hinsicht sicherlich zu kritisierenden Staat übernommen, allerdings hat dessen demokratische und rechtsstaatliche Ausrichtung nie ernsthaft infrage gestanden. Damit ist es nach vier Amtszeiten Angela Merkel vorbei.
Inzwischen hat sich Deutschland grundlegend verändert – nicht zum Besseren. Staat und Gesellschaft befinden sich in Auflösung, intellektuelle und soziale Verwahrlosung grassieren, Recht und Gesetz weichen zunehmend dem dumpfen Bauchgefühl moralischer Bessermenschen und die demokratischen Grundsätze der Diktatur der Guten. Unter Angela Merkel hat sich die einst bieder-brave Bundesrepublik zuerst in ein Tollhaus, dann in einen Hippiestaat und schlussendlich in das Instrument eines totalitären Zeitgeistes verwandelt. Sodass, wie Corona gezeigt hat, der Merkel-Staat mittlerweile seinen Bürgern scheinbar nur noch in Form prügelnder Polizisten, willfähriger Staatsanwälte und zündelnder Antifas gegenüberzutreten weiß.
Dies ist nicht das Ergebnis historisch zwangsläufiger Entwicklungen, wie zum Beispiel die Probleme, die sich für ein Rentensystem aus der generationenübergreifenden Umkehrung der Bevölkerungspyramide ergeben.3 Die Krise, in der sich Gesellschaft wie Nationalstaat Anfang der 2020er-Jahre befinden, ist das Resultat der tief sitzenden Verachtung der Angela Merkel für den westlichen, kapitalistisch-demokratischen Gesellschaftsentwurf, der ihr Paradies zerstört hat. Nämlich die DDR, an der es für sie nur eine Sache zu bemängeln gibt: die Qualität des Joghurts.
Tatsächlich ist es so banal. Angela Merkels Politik basiert auf keinerlei ideologischem oder prinzipiellem Fundament und folgt daher keinen Überzeugungen und Werten. Woraus ein schier grenzenloser Opportunismus entspringt, der keine Scham kennt und wenn es sein muss über Nacht die Seiten wechselt.
Dabei geht die ehemalige FDJ-Sekretärin keineswegs willkürlich vor. Ihren Entscheidungen gehen stets Tage und Wochen voraus, in denen sie zwar unschlüssig wirkt, tatsächlich aber nur darauf wartet, was der Zeitgeist zu diesem oder jenem Thema sagt. Er ist ihr wichtigster Verbündeter. Ihm gilt ihr ganzes politisches Handeln, ihm hat sie sich bedingungslos verschrieben. Schließlich ist er es, der danach strebt, Europa von Deutschland aus in ein Siedlungsgebiet für die bunte Weltgesellschaft zu verwandeln. Was wiederum ganz ihrem Vergeltungswunsch dem westlichen Lebensentwurf gegenüber entspricht.
Im Gegenzug sichert der Zeitgeist ihre Macht, indem er seine Fußtruppen, man könnte auch sagen »Zeitgeistritterschaft«, zur Unterstützung losschickt. Vom kleinsten Denunzianten in den sozialen Medien bis hin zum Bundespräsidenten bilden sie einen scheinbar antifaschistischen Schutzwall um den Merkel-Staat.
Verkörpert wird dieser Zeitgeist von den Hohepriestern der Kalifornischen Ideologie, die spätestens seit dem Ende der Präsidentschaft Trump in Gestalt der Techgiganten offen nach der Weltmacht greift. Dabei sind die deutsche Kanzlerin und der Merkel-Staat von zentraler Wichtigkeit. Die eine als willige Vollstreckerin der Allmachtsfantasien der Kalifornier, der andere als Testlabor für die Abschaffung der freien Völker in Europa und die Errichtung der einen, bunten Welt.
Leidtragende von Angela Merkels Rachedurst sind die Menschen in Deutschland. Sie haben in den vergangenen 16 Jahren an Wohlstand, Sicherheit und Freiheit eingebüßt. Nicht über Nacht, sondern Stück für Stück. Und sie haben es, dies ist die andere Seite, mitgemacht. So lange, bis die Herrschenden sie aufgrund eines Virus unter Hausarrest stellen. Sinnlose Hygienemaßnahmen demonstrieren den Beherrschten die Allmacht bürokratischer Tyrannen, die gedankenlosen, hündischen Gehorsam erzwingen.
In Anbetracht des verheerenden Eindrucks, den das deutsche Gemeinwesen beim Beobachter hinterlässt, stellt sich die Frage, wie es Angela Merkel 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und 16 Jahre nach ihrem Einzug ins Bundeskanzleramt gelungen ist, Freiheit und Demokratie derart sturmreif zu schießen? Immerhin hat es den Eindruck, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich der demokratische Rechtsstaat endgültig in eine Tyrannei zur Rettung der Welt transformiert haben wird.
Um darauf eine Antwort zu finden, betrachten wir imersten Kapitel von16 Jahre Angela Merkel Herkunft, Kindheit und Jugend der Kanzlerin in der DDR. Wir werden dabei ein junges Mädchen kennenlernen, dem als Tochter eines der wichtigsten Theologen im SED-Unterdrückungsstaat alle Möglichkeiten, die das Regime zu bieten hat, offenstehen. Und sie weiß diese zu nutzen. Alles deutet auf eine Karriere in der DDR-Wissenschaftspolitik hin. Aber dann kommt ihr der Mauerfall dazwischen.
Mit dessen Folgen für Angela Merkels Werdegang beschäftigen wir uns imzweiten Kapitel. Darin verfolgen wir ihren Weg durch die politische Landschaft eines Staates und seiner Bevölkerung, die sich neu erfinden müssen. Hierbei sticht vor allem die Tatsache ins Auge, dass Angela Merkel nach dem 9. November 1989 zwar einen dritten Weg, also das Weiterbestehen einer grundreformierten DDR, favorisiert, sie aber nur kurz danach über den Umweg »Demokratischer Aufbruch« bei der CDU landet. Wohlgemerkt bei jener Union, die veritablen »Kommunistenfressern« wie Alfred Dregger, Heinrich Lummer oder Franz Josef Strauß eine politische Heimat geboten hat. Kaum eine Partei dürfte ihr damals ferner gestanden haben. Was sich hier zeigt, ist ein früher Opportunismus, mit dessen