: Linda Belago
: Die Sonne von Sannar
: beHEARTBEAT
: 9783751701761
: 1
: CHF 2.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 607
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Von Afrika nach Paris und London: eine abenteuerliche Reise, eine tragische Liebesgeschichte, ein wahrer historischer Kern

Im Jahr 1825 sollen zwei Giraffenkinder als Geschenk an den französischen und englischen Königshof verschickt werden. Zwei junge Sklavinnen, die Schwestern Najah und Zahina, begleiten die Tiere auf ihrer langen Reise, ebenso wie der junge französische Tierarzt Pierre, der sich in Zahina verliebt. Doch im fernen Europa verläuft das Schicksal anders als erhofft. Mit den Giraffen trennen sich auch die Wege der Schwestern, und ihre zarten Träume von Glück und Liebe scheinen sich nicht zu erfüllen ...

Dieser Roman basiert auf der wahren Reise dreier Giraffen von Afrika nach Europa im 19. Jahrhundert. Sie wurden als Geschenk des ägyptischen Gouverneurs Muhammad Ali Pascha an die europäischen Herrscher geschickt, was in Europa einen wahren Hype um die Tiere entfachte.

DIE SONNE VON SANNAR ist ein farbenprächtiger historischer Landschaftsroman aus der Feder von Bestsellerautorin Judith Knigge, die als Linda Belago ihre Leserinnen bereits mit der Surinam-Saga bezaubert hat. Lesen Sie auch: IM LAND DER ORANGENBLÜTEN und DIE BLUME VON SURINAM.

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<p>Als Linda Belago hat Judith Knigge bereits erfolgreich Familien- und Landschaftsromane wie die Surinam-Saga geschrieben. In ihren Büchern verflechtet sie gekonnt ihr Interesse an fremden Ländern und historischen Themen - so erzählt"Die Sonne von Sannar" von einer abenteuerlichen Reise und einer dramatischen Liebesgeschichte im 19. Jahrhundert. Judith Knigge veröffentlicht auch unter ihrem Klarnamen und als Anna Gerding Romane. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in einem alten Fachwerkhaus auf dem Land, umgeben von ihren Ponys, einem Hund und zwei Katzen.<br></p>

PROLOG


1825
Ägyptisch-Sudanesisches Kolonialgebiet
Nahe der Stadt Sannar

Die Sonne senkte sich mit gleißendem, tiefrotem Licht über die Hügel von Sannar. Ein kühlender Schatten legte sich über die unzähligen Behausungen am Fuße der Erhebungen, und ein leichter Wind kam auf. Schnell erwachte das Lager aus der Starre der Tageshitze. Frauen eilten sich, die Vorhänge der Zelte zu öffnen, um die kühle Brise der nahenden Nacht einzulassen und die stickige Luft zu vertreiben. Menschen traten hervor, setzten sich auf fadenscheinigen Teppichen um kleine, qualmende Feuer auf eine Tasse dünnen Tee zusammen. Die bedrückende Stille des Tages wich einem leisen Gemurmel und einer dumpfen Geschäftigkeit.

Auch die neunzehnjährige Zahina und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Najah machten sich bereit, ihre ärmliche Unterkunft zu verlassen, in der sie bereits seit vielen Wochen verharrten.

Zahina richtete ihren Schleier. Ein für die Schwestern ungewohntes Kleidungsstück, auf das sie jedoch nicht verzichten konnten. Sie achteten tunlichst darauf, nichts auf ihren christlichen Glauben hindeuten zu lassen, da man Christen mit Argwohn begegnete und mit Anfeindungen überhäufte. Dem wollten sich Zahina und ihre Schwester nicht auch noch aussetzen.

»Ich werde heute das Wasser holen. Schau mal, ob du etwas Hirse bekommen kannst.« Zahina reichte Najah ein Beutelchen mit Tee. »Hier, nimm dies und versuche, es zu tauschen.« Sie verschwieg ihrer Schwester, dass sie den Tee mit einigen trockenen Blüten aus dem Gebüsch rund um das Lager gestreckt hatte. Es würde kaum jemandem auffallen, inzwischen aßen die Menschen sogar die toten Fliegen mit, die in ihre dünnen Suppen fielen.

Besorgt betrachtete Zahina das ausgezehrte Gesicht ihrer Schwester. Ob sie selbst ebenfalls schon so aussah? Mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen? Unwillkürlich berührte sie ihre Wange unter dem fadenscheinigen Stoff. Solange sie nicht krank wurden und noch Kraft zum Wasserholen aufbringen konnten, würden sie wohl überleben.

Was hatte sich nicht alles geändert, seit sie ihr Dorf im Tiefland des Sudan verlassen hatten. Ihr einziger Besitz waren nun die löchrige Zeltplane, eine Kanne, zwei abgewetzte Decken und noch etwas Tee. Die Versorgung der Lagerbewohner war desolat. Selten wurde Getreide ausgegeben. Die Menschen zehrten noch von dem, was sie hatten mitnehmen können. Sämtliche Dinge sparten sie sich mühsam vom Munde ab oder erbettelten sie. Bald aber würden die Vorräte aufgebraucht sein. Zahlungsmittel im Lager waren einzig Naturalien wie Wasser, Tee, Getreide oder Hirsebier. Manche Mädchen, so hatte Zahina gehört, boten sogar schon ihre Körper an. Aber was sollte man tun, wenn man das wenige, was man besaß, bereits eingetauscht hatte? Zahina hoffte inständig, sie würde nie in diese Not geraten, und gab sich alle Mühe, ihre jüngere Schwester und sich selbst zu versorgen. Wasser holen für andere brachte ihr mal eine Hand voll Getreide, mal eine Handvoll Mehl. Oft aber knurrte ihnen der Magen.

Nein, dieses Lager war kein schöner Ort, für niemanden. Es war ein Ort voll von Entbehrungen und Hoffnungslosigkeit. Keiner der Bewohner war aus freien Stücken hier, sie alle einte dasselbe Schicksal: Die ägyptischen Herrscher trieben ihre Truppen unentwegt in die eroberten Gebiete im Süden, um dort Dörfer zu überfallen und den unendlichen Bedarf an Sklaven zu stillen. Wie Heuschrecken waren sie über die Heimat der Schwestern hergefallen. Es war alles so schnell gegangen. Es hatte Kämpfe und Tote gegeben. Im Tumult waren Familien getrennt worden. Zahina wusste nichts über das Schicksal der Menschen aus ihrem Dorf, auch nicht über das ihrer Eltern. In langen Märschen trieb man die Menschen zusammen. Hier, im Sklavenlager nahe der Stadt Sannar, mussten sie jetzt warten, bis man sie woanders hinbrachte. Die Schwestern hatten die Eltern gesucht, nach bekannten Gesichtern Ausschau gehalten. Vergebens. Mehrmals war das Gerücht aufgekommen, dieses Lager würde aufgelöst und die Menschen den Blauen Nil hinabtransportiert. Bisher hatte sich das allerdings nicht bewahrheitet, und es deutet