1. Kapitel
Sie hatte es gespürt. Als sie sich nach dem Zettel gebückt und die Zeilen gelesen hatte, war es ihr vorgekommen, als hielten ihre Mitschüler den Atem an. Und als würden tausend Augen sie beobachten.
Genauso war es auch jetzt wieder. Obwohl die Straßen menschenleer waren, hatte sie plötzlich das Gefühl, von Blicken durchbohrt zu werden.
Ein klirrendes Geräusch ertönte in ihrem Rücken.
Sie fuhr herum.
Es war nur eine leere Bierflasche, die, von einem plötzlichen Windstoß erfasst, über das Kopfsteinpflaster rollte.
Vielleicht hatte sie auch jemand absichtlich über die Gasse rollen lassen. In ihren Gedanken hörte sie die anderen kichern. Konnte es nicht sein, dass sie sich nur einen Scherz mit ihr erlaubten? Wenn sie sich umdrehte, würden sie alle dort stehen: Thilo, Axel, Anne, Brigitte und all die anderen lieben Klassenkameraden, die sie seit einem halben Jahr derart abfahren ließen.
Erst seit einigen Wochen hatte sie gemerkt, dass sich ihre Geduld bezahlt machte. Man drehte sich nicht mehr demonstrativ um, wenn sie in der Pause jemanden ansprach. Man fragte nach ihrem Rat, wenn es um den Schulstoff ging. Und man hatte sie sogar dreimal eingeladen ...
Vor allen Dingen Axel schien daran interessiert zu sein, dass sie zu ihnen gehörte.
Hcid tetrawre natas!