: P. B. Ryan
: Nell Sweeney und die blutrote Wahrheit
: dp Verlag
: 9783960877578
: Nell Sweeney-Reihe
: 1
: CHF 5.30
:
: Erzählende Literatur
: German

Gouvernante mit Herz und Detektivin aus Leidenschaft - Nell Sweeneys dritter Fall
Spannender historischer Krimi für Fans von Annis Bell und Robert C. Marley

Boston, 1869: Als Gouvernante der wohlhabenden Familie Hewitt steht die Irin Nell Sweeney an der Grenze zwischen Arm und Reich. Doch ein erschütternder Doppelmord zeigt, dass jeder Mensch - egal ob arm oder reich - am Ende gleich ist.
Ganz Boston spricht über die Ermordung von Virginia Kimball. Die berühmte Schauspielerin wurde erschossen in ihrem Stadthaus aufgefunden, zusammen mit ihrem jungen Hausmädchen Fiona Gannon. Verstört von diesen Neuigkeiten bittet Fionas Onkel, der Chauffeur der Hewitts, Nell herauszufinden, was passiert ist. Zusammen mit Will, dem Sohn der Hewitts, deckt sie die skandalösen Affären der Schauspielerin auf.
Es scheint, dass eine Menge Leute Virginia Kimball tot sehen wollten, besonders die, über die sie in ihrem roten ledergebundenen Tagebuch berichtet. Ein Tagebuch, das seit ihrem Tod unauffindbar ist - und einige Männer würden alles tun, um sicherzugehen, dass das berühmte 'Rote Buch' niemals das Tageslicht erblickt ...


Erste Leserstimmen
'Es geht endlich mit Nell Sweeny weiter und auch dieses Mal hat mich die Geschichte mitgerissen!'
'Nich nur der Schreibstil, sondern auch die Charaktere und das ganze Setting haben mich erneut überzeugt.'
'Nell Sweeny ist eine tolle Protagonistin, denn auch dieses Mal habe ich wieder mit ihr und Will mitgefiebert.'
'Ich hoffe, es geht bald weiter, ich kann es kaum erwarten, deswegen von mir eine klare Leseempfehlung!'
'm t den historischen Details verleiht P.B. Ryan dem Roman einen unglaublich Tiefgang'

Weiter Titel dieser Reihe
Nell Sweeney und die Spur des Todes (ISBN: 9783960877554)
Nell Sweeney und der dunkle Verdacht (ISBN: 9783960877561)



P.B. Ryan ist das Pseudonym von Patricia Ryan. Sie ist USA-Today-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Krimis und Liebesromanen wie dem nationalen Nummer-1-Bestseller Dunkel wie die Spur des Todes. Ihre Werke wurden von den Kritikern hochgelobt und in über 20 Ländern veröffentlicht. Sie hat bereits den RITA Award gewonnen (für Verhängnis des Herzens) und wurde vier weitere Male nominiert. Außerdem erhielt sie drei Romantic Times Awards und wurde mit Nell Sweeney und der dunkle Verdacht - dem zweiten Teil ihrer berühmten Nell-Sweeney-Krimi-Reihe - für den Mary Higgins Clark Award nominiert.

1. Kapitel


Juni 1869
Boston

Was Nell Sweeney an der heutigen Ausgabe desDaily Advertiser zuerst auffiel, noch bevor sie die in großen Lettern gesetzte Überschrift las, war die dem Artikel beigefügte Illustration. Mit raschen Strichen hingetuscht zeigte sie das Porträt einer dunkelhaarigen Dame von faszinierender Schönheit: wild lodernde Augen, kühne Wangenknochen und geschminkte Lippen, die leicht geöffnet waren, sodass ihre Zähne weiß hervorschimmerten. Mit beiden Händen hielt sie einen Dolch umklammert, der so groß wie ein Fleischermesser war.

Die Bildunterschrift lautete:Die verstorbene Mrs Kimball als Lady Macbeth.

Verstorben? Nell setzte sich an den Küchentisch – eine von langem Gebrauch schon recht abgenutzte Kiefernholztafel, an der bei Bedarf auch alle zwanzig Bediensteten der Familie Hewitt Platz fanden –, stellte ihre Kaffeetasse ab und schlug die Zeitung auf.

SCHRECKLICHES VERBRECHEN

IN BEACON HILL

„Drama des Lebens“ nimmt tragisches Ende für

MRS VIRGINIA KIMBALL

Schauspielerin erschossen in ihrem Haus aufgefunden

GANZ BOSTON IN ANGST UND SCHRECKEN

„Lesen Sie gerade den Artikel über die Schauspielerin, die umgebracht worden ist?“, fragte Peter, einer der beiden jungen, blau livrierten Lakaien der Hewitts, und sah vom anderen Ende des langen Tisches herüber, wo er sich mit großem Appetit über sein Frühstück hermachte, das aus kaltem Schinken, Hühnerklein und frisch gebackenen Scones bestand.

Mit einem kurzen Blick auf Gracie, die unter der Aufsicht von Mrs Waters, der Köchin der Hewitts, an der großen Herdstelle auf einem kleinen Trittschemel stand und in einem Topf mit Porridge rührte, legte Nell mahnend einen Finger an die Lippen, damit Peter nicht gar so laut von dem Verbrechen sprach. Als Nell das kleine Mädchen das erste Mal im Morgengrauen mit hinunter in die Küche gebracht hatte, damit es sich einmal ansehen konnte, wo ihr Frühstück, das es jeden Morgen oben im Kinderzimmer serviert bekam, eigentlich zubereitet wurde, hatte die schon recht betagte Köchin schiere Zustände bekommen. Angehörige der Herrschaft pflegten keinen Umgang mit den Dienstboten, und bei der Hausarbeit waren sie schon gar nicht behilflich! Erst als Viola Hewitt sich dann persönlich der Sache angenommen und entschieden hatte, dass Gracie ruhig all das lernen sollte, was Nell als ihre Gouvernante für angemessen hielt, hatte Mrs Waters sich schließlich widerwillig gefügt.

„Die Kleine ist doch gerade viel zu beschäftigt, als dass sie mitbekäme, was wir hier reden.“ Peter deutete mit dem Kinn auf das Bild Virginia Kimballs. „Haben Sie sie mal spielen sehen?“

Nell schüttelte den Kopf, während sie nachdenklich die Porträtzeichnung betrachtete. „Ich dachte, sie hätte sich längst von der Bühne zurückgezogen.“

„Hat sie auch. Aber als Kind hab ich sie mal inRomeo und Julia gesehen. Also, natürlich nicht in der Vorstellung, nur bei der Probe, aber schon so richtig mit Kostümen. Mein Cousin Liam und ich waren nachmittags ins Boston Theatre geschlichen und haben uns oben im ersten Rang versteckt, ganz vorn, um endlich mal einen Blick auf sie zu erhaschen. Auf Plakaten hatten wir sie ja oft gesehen, aber in Wirklichkeit war sie noch viel schöner als auf den Bildern – glaubt man gar nicht, weil sie ja schon damals nicht mehr die Jüngste war. Sie war da bestimmt schon … hmm, mal überlegen … Also, das war in dem Sommer, als ich elf geworden bin, und wenn da in der Zeitung steht, dass sie achtundvierzig war, als sie gestorben ist, dann müsste sie …“ Seine Stirn legte sich in tiefe Falten, während er grübelnd nachrechnete.

„Dann muss sie damals fünfunddreißig gewesen sein“, kam Nell ihm zuvor. Dem Künstler, der Mrs Kimball gezeichnet hatte, war es gelungen, das leidenschaftliche Funkeln ihrer Augen so einzufangen, dass sie wie eine Wahnsinnige und eine Verführerin zugleich wirkte.

„Als die Probe schon halb durch war“, fuhr Peter fort, „hab ich in einer der Logen kurz ein Licht aufflackern sehen, so als ob jemand sich ein Zündholz anreißen würde. Im Theater gibt es ja ganz vorn an der Bühne so richtig elegante Logen mit roten Samtvorhängen, gleich drei Stück übereinander.“

„Proszeniumslogen“, sagte Nell. Es waren die teuersten Logenplätze im besten Theater Bostons, vielleicht gar die teuersten Theaterplätze im ganzen Land. Die oberste Proszeniumsloge auf der rechten Bühnenseite war für die Hewitts reserviert.

„Hatte sich ‘ne Zigarette angezündet in der Loge“, sagte Peter bedeutungsvoll. „Und obwohl es sonst da drin ganz dunkel war, konnte ich bei jedem Zug deutlich sein Gesicht sehen.“ Vergnügt grinsend tunkte er ein Stück Scone in den milchigen Tee. Sein strohblondes Haar fiel ihm