Vorbemerkung
Fontane veröffentlichte schon als Apotheker-Lehrling seine ersten Texte. In diesen folgte er der Mode der Zeit. Nicht zufällig finden sich darin Anklänge an Eichendorffs Romantik sowie Herweghs und Freiligraths Freiheits- und Einheitspathos. Neben Gedichten, die noch epigonale Züge verraten, entwickelte Fontane aber bereits seinen eigenen Ton, und lässt die Vielfalt seiner dichterischen Ausdruckskraft erkennen.Die Strandbuche weist auf seine Balladen voraus. Die kurzen Prosastücke zeigen, dass der junge Fontane nicht nur als Dichter, sondern auch als Publizist voller Leidenschaft war. Das GedichtUnterwegs und wieder daheim entstand während seines dritten Englandaufenthalts nach einem Besuch in der Heimat. Es leitet zum zweiten Kapitel, seinen Wanderungen, über.
Frühlingslieder
I.
Der Frühling hat des Winters Kette
Gelöst nach altem, gutem Brauch;
O, daß er doch zerbrochen hätte
Die Ketten unsrer Freiheit auch!
Er nahm das weiße Totenlinnen,
Das die gestorb’ne Erde trug,
Und sieht die Fürsten weiterspinnen
An unsrer Freiheit Leichentuch.
Wird nie der Lenz der Freiheit kommen?
Und werden immer Schnee und Eis
Und nimmer Ketten uns genommen?
Es seufzt mein Herz: Wer weiß, wer weiß?
II.
Der Frühling kam, der Weltbefreier,
Die Erde liebt und grünt und blüht,
Am Himmel keine Wolkenschleier,
Und ohne Wolken das Gemüt.
Die Vögel und die Menschen singen,
Und wie die Lerche himmelwärts,
Will sich empor zur Gottheit schwingen
In Dankgebet das Menschenherz.
O, Herz! Es brach die Frühlingssonne
Des Winters Ketten wohl entzwei;
Wohl ziemt der Erde Dank und Wonne,
Doch bist auch du von Ketten frei?
um 1841, Sämtliche Werke, im Folgenden SW, S. 415 f.
Einigkeit
(bei Gelegenheit des Hamburg