: Theodor Fontane
: Günther Rüther
: Alles ist Zufall Schriften eines Realisten
: marixverlag
: 9783843806114
: 1
: CHF 7.00
:
: Gemischte Anthologien
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Das ist ein weites Feld', 'Lirum Larum Löffelstil', 'Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland ' - Zeilen aus der Feder Theodor Fontanes sind bis heute in aller Munde. Wegen seiner Gabe, die alltäglichen Dinge des Lebens zugleich kritisch und liebevoll und bis ins kleinste Detail zu beschreiben, avancierte er schon zu Lebzeiten zu einem beliebten Schriftsteller. Der große deutsche Romancier schuf ein äußerst vielseitiges literarisches Werk - das verdeutlichen die für diesen Band ausgewählten Gedichte und Balladen ebenso wie Passagen aus seinem Prosa-Werk, darunter markante Stellen aus seinen Romanen, Artikeln und den legendären Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Zugleich macht die Auswahl Fontanes persönliche, poetische und gesellschaftspolitische Entwicklung deutlich. Wer Fontane liest, entdeckt sich ein Stückchen weit neu.

Theodor Fontane (1819-1898) stammte aus einer preußischen Hugenottenfamilie und hieß eigentlich Henri Théodore Fontane. Nach einer Apothekerlehre absolvierte er seinen Militärdienst und war anschließend als Korrespondent, Redakteur und Berichterstatter tätig. Erst 1876 wurde er freier Schriftsteller, 1886 gelang ihm mit Effi Briest sein erfolgreichster Roman. 1891 wurde ihm der Schiller-Preis verliehen; 1894 bekam er die Ehrendoktorwürde der Universität Berlin zuerkannt. 1898 starb Fontane in Berlin an einem Schlaganfall. Dr. Günther Rüther lehrte als Honorarprofessor am Seminar für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn. Viele Jahre lang war er Leiter der Abteilung Begabtenförderung und Kultur der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze. Zuletzt erschienen: Wir Negativen. Kurt Tucholsky und die Weimarer Republik (2018); Die Unmächtigen. Schriftsteller und Intellektuelle seit 1945 (2016); Literatur und Politik. Ein deutsches Verhängnis? (2013).

Vorbemerkung


Fontane veröffentlichte schon als Apotheker-Lehrling seine ersten Texte. In diesen folgte er der Mode der Zeit. Nicht zufällig finden sich darin Anklänge an Eichendorffs Romantik sowie Herweghs und Freiligraths Freiheits- und Einheitspathos. Neben Gedichten, die noch epigonale Züge verraten, entwickelte Fontane aber bereits seinen eigenen Ton, und lässt die Vielfalt seiner dichterischen Ausdruckskraft erkennen.Die Strandbuche weist auf seine Balladen voraus. Die kurzen Prosastücke zeigen, dass der junge Fontane nicht nur als Dichter, sondern auch als Publizist voller Leidenschaft war. Das GedichtUnterwegs und wieder daheim entstand während seines dritten Englandaufenthalts nach einem Besuch in der Heimat. Es leitet zum zweiten Kapitel, seinen Wanderungen, über.

Frühlingslieder


I.

Der Frühling hat des Winters Kette

Gelöst nach altem, gutem Brauch;

O, daß er doch zerbrochen hätte

Die Ketten unsrer Freiheit auch!

Er nahm das weiße Totenlinnen,

Das die gestorb’ne Erde trug,

Und sieht die Fürsten weiterspinnen

An unsrer Freiheit Leichentuch.

Wird nie der Lenz der Freiheit kommen?

Und werden immer Schnee und Eis

Und nimmer Ketten uns genommen?

Es seufzt mein Herz: Wer weiß, wer weiß?

II.

Der Frühling kam, der Weltbefreier,

Die Erde liebt und grünt und blüht,

Am Himmel keine Wolkenschleier,

Und ohne Wolken das Gemüt.

Die Vögel und die Menschen singen,

Und wie die Lerche himmelwärts,

Will sich empor zur Gottheit schwingen

In Dankgebet das Menschenherz.

O, Herz! Es brach die Frühlingssonne

Des Winters Ketten wohl entzwei;

Wohl ziemt der Erde Dank und Wonne,

Doch bist auch du von Ketten frei?

um 1841, Sämtliche Werke, im Folgenden SW, S. 415 f.

Einigkeit


(bei Gelegenheit des Hamburg