: Mary Bosanquet
: Ein Mädchen reitet durch Kanada
: Dittrich Verlag
: 9783947373727
: 1
: CHF 4.50
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 348
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Mädchen hat es sich Mary Bosanquet in den Kopf gesetzt, quer durch Kanada zu reiten, ganz allein. Nach ihrem Schulabschluss 1939 setzt sie ihr Vorhaben in die Tat um, und macht sich auf den Weg nach Vancouver. Der Langstreckenritt, der anderthalb Jahre dauern wird, führt sie und ihre Pferde - zunächst Jonty, dann Timothy - vom Stillen zum Atlantischen Ozean - über die Rocky Mountains. Mary führt ein Reisetagebuch, das ihr später hilft, ihre Erlebnisse zu einem Buch zu verarbeiten. Sie schildert das Land in seiner Weite und Vielfalt, seine Städte, Dörfer und einsamen Siedlungen, seine riesigen Gebirge, seine unermesslichen Wälder, Prärien und Steppen, seine Seen, seine Tiere und seine Menschen: Ureinwohner, Engländer, Iren, Franzosen, Amerikaner, Norweger und Russen, die alle zu Kanadiern geworden sind. Die Fülle ihrer Eindrücke, Abenteuer, und Erlebnisse beschreibt sie abwechslungsreich, spannend und mit einer gehörigen Portion (britischem) Humor. So ist ein Buch nach wahren Begebenheiten entstanden, das heute noch zu den besten Abenteuerbüchern gezählt werden darf.

Mary Bosanquet wächst in London auf. Ihr Vater, Vivian Bosanquet, arbeitet im diplomatischen Dienst, war u.a. von 1925-1932 am Britischen Konsulat in Frankfurt. Mary ist Anfang 20, als sie ihre große Reise antritt.

ICH SINNE AUF ABENTEUER


Es war am zehnten Mai 1938, ehe der zweite große Krieg uns einen Strich durch unser Leben machte; ich fuhr mit einem Siebzehner Bus im strömenden Regen die Bayswater Road hinunter.

Draußen an den Fenstern floß ein dunkler, windiger Londoner Abend vorüber. Auf einer Seite unseres Weges schliefen die schwarzen Schatten des Hyde-Parks; auf der andern wurden die großen Bayswaterhäuser zu flimmernd-beweglichen Sternen, wenn der Regen an die Scheiben peitschte. Der Bus war einfach schändlich überfüllt, und seine schlechtverstaute Menschenfracht, dampfend und grämlich, sprach nichts, sah nichts, und jeder hatte es innerlich irgendwie schrecklich eilig und war angespannt besessen von der einzig-wichtigen Aufgabe: schnell nach Hause zu kommen.

Ich schwankte am Ende meines Riemens und wurde in ungleichem Rhythmus hin- und hergerüttelt zwischen dem knochigen Rücken eines Mannes im mausgrauen Regenmantel und der allzu weich-nachgiebigen Schulter einer dunklen, aufgedonnerten Dame im schmutzbespritzten Pelz. Ich war lächerlich beladen mit Paketen, und die Gewißheit, daß mein Hut eingedrückt wurde, erfüllte mich mit Grimm. Ich dampfte und tropfte und sah verdrießlich drein wie alle anderen; aber irgendwo – in meinem Innern oder außerhalb – brannte losgelöst und