I
Wenn ich meine Mutter zu Details meiner Geburt befrage, gibt sie stets zur Antwort: »Aaaach, was soll ich dir da schon erzählen? Als du auf die Welt gekommen bist, hat es aus Kübeln geregnet, und die Kanalisation im Quartier ist übergelaufen!«
Dann hört sie auf zu sprechen, wie um sich den Schrecken jenes Moments zu vergegenwärtigen.
Nie gelingt es mir, sie zum Weiterreden zu bringen und mehr zu erfahren. Wären da nicht unsere geschwätzigen Nachbarn, ich würde viele, teils widersprüchliche Details meiner Geburt nicht kennen.
Alle Erzählungen stimmen trotz einiger Differenzen darin überein, dass ich im Schudschaîja-Viertel im Gazastreifen geboren und knapp vor dem Ertrinken gerettet worden bin, und zwar in einer Nacht des Unglücks.
Mein Vater mietete ein Zimmer bei al-Sakakîni, nachdem all seine Kinder nach Amerika ausgewandert waren.
An jenem Tag zogen die Leute des Viertels sich erst spät in ihre Höhlen zurück. Nur Abu Ibrahîms Esel stand noch auf der schlammigen Strasse, angebunden an der Türschwelle neben dem kleinen Fenster unseres Zimmers.
Die Hebamme Umm Raschîd rannte in Begleitung von Abi Talhath los. Während sie damit beschäftigt war, mich herauszuziehen und meine Mutter von den Schmerzen zu erlösen, erhoben sich die klagenden Stimmen der Leute im Viertel, weil die Kanalisation nun auch noch in den Badezimmern übergelaufen war. Sie versammelten sich vor Abu Ibrahîms Haus, damit er ihnen bei der Reinigung half, während sie mit kleinen Laternen in den Händen die Strasse beleuchteten.