KAPITEL 2
Jeder muss sich irgendwann entscheiden
(GOTT LÄSST DIR DIE WAHL)
– Lisa
Schon als Kind war ich begeistert von Gott! Ich wollte so gerne, dass jeder ihn kennenlernt und an ihn glaubt. Eines Tages faltete ich meine Hände, presste meine Augen zusammen und sagte zu Gott: „Bitte, lieber Gott, ich wünsche mir, dass alle Menschen an dich glauben.“ Es konnte doch nicht so schwer sein, dachte ich mir. Gott könnte doch einfach jeden dazu bringen, an ihn zu glauben. Wie wunderschön würde diese Welt dann sein. Alles wäre einfacher und alle Menschen glücklicher. Hätte ich damals schon auf die Stimme Gottes gehört, hätte er mir sicherlich gesagt: „Ja, dasselbe wünsche ich mir auch.“ Wahrscheinlich hätte ich verwirrt gefragt: „Warum machst du es dann nicht einfach? Du kannst doch alles!“ Und Gott hätte traurig, aber weise gelächelt und gesagt: „Weil ich möchte, dass sie sich freiwillig für mich entscheiden.“ Damals verstand ich noch nicht viel von wahrer Liebe.
Ich glaube, ich hatte die schönste Kindheit, die ich mir je vorstellen könnte. Gemeinsam mit dreijüngeren Brüdern plus einem Pflegebruder wuchs ich am südlichsten Zipfel Deutschlands auf. Gigantische Berge, tiefblaue Seen, bunte Wälder, unglaublich viel Schnee und mittendrin unser schönes Holzhaus. Meine ersten zwei Jahrzehnte verbrachte ich zu einem Großteil mit „dussa (draußen) sein“ und „mola“ (malen). Wir wanderten viel als Familie und wurden nicht müde, den nahe gelegenen Wald mit Baumhäusern zu bebauen, die Bäche mit Staudämmen und die Wiesen mit abgeschundenen Fußballfeldern. Wenn das Wetter schlecht war, hörten wir Kinder stundenlang unsere Lieblingskassetten auf der Couch, bauten Höhlen aus Decken und Wäscheständern oder kreierten im Hausflur riesige Städte aus Playmobil oder Lego. Den Fernseher trug mein Vater nur zu ganz besonderen Anlässen mal aus dem Keller hoch. Wir hatten tatsächlich alles, was zu einer wundervollen Kindheit gehört, und ich bin sehr dankbar für diese Zeit. Unsere Eltern erzogen uns christlich, was hieß, dass wir vor dem Essen beteten, sonntags in den Gottesdienst gingen und wöchentlich ein Hauskreis bei uns zu Hause stattfand.
Da ich mittlerweile einige Menschen kenne, die ebenfalls christlich erzogen worden sind, jedoch schnell das Interesse daran verloren, empfinde ich es als etwas Besonderes, dass Gott von Anfang an ein spannendes Thema für mich war, bei dem immer viel Ehrfurcht in mir aufstieg. Ich liebte die biblischen Geschichten im Kindergottesdienst – auch wenn es wieder und wieder dieselben waren. Mich faszinierten besonders die Menschen, die einen großen Glauben hatten und in den schwierigsten Situationen einfach auf Gott vertrauten. Ein kleiner David zum Beispiel, der vor dem riesigen Goliath steht und sauer ist, dass dieser seinen Gott beleidigt hat. Eine Maria, die ein verwirrendes Wort von Gott bekommt und allen Umständen zum Trotz daran festhält; oder Petrus, der aufs Wasser gerufen wird und geht. So wollte ich auch werden! Deshalb blieb ich auch in meiner Teeniezeit an Gott dran, obwohl fast alle Freunde um mich herum anderen Interessen nachliefen. Während sie sich mit Mode oder Partys beschäftigten, stieg ich als Mitarbeiterin im Kindergottesdienst ein, half bei gemeindlichen Events und nahm freitags an der Jugendgruppe teil. Doch obwohl ich nun noch mehr Zeit in der Gemeinde verbrachte, spürte ich den Wunsch nach mehr. Mehr verstehen, mehr sehen, mehr erleben von Gott. Oft beobachtete ich im Gottesdienst die Erwachsenen, wie sie dasaßen, sangen und dem Prediger zuhörten. Und irgendwie reichte mir das,