: Wilhelmine von Bayreuth
: Wilhelmine von Bayreuth: Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Preußen Band 140 in der gelben Buchreihe
: neobooks Self-Publishing
: 9783753192291
: gelbe Buchreihe
: 1
: CHF 9.90
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: Geschichte
: German
: 737
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die älteste Tochter von den zehn überlebenden Kindern des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., Wilhelmine, geboren am 3. Juli 1709 in Potsdam, wurde 1731 vom Vater mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth verheiratet. Markgräfin Wilhelmine baut in Bayreuth ihre eigene Welt und macht damit diesen Ort zu einer der prunkvollsten deutschen Städte des 18. Jahrhunderts. In Wilhelmines Gesellschaft wird nur französisch gesprochen, besonders die Damen leben sehr feudal und abgeschieden. Die Tage werden mit Literatur und Musik gefüllt, die Markgräfin betätigt sich als Schriftstellerin und nimmt Unterricht in Kompositionslehre. 1737 übernimmt sie die Intendanz der Hofoper, 1740 wird ihre selbst komponierte Oper 'Argenore' zum Geburtstag ihres Gemahls aufgeführt. 1743 plant sie das Markgräfliche Opernhaus, die alte Spielstätte genügt ihren Ansprüchen nicht mehr. Von 1744 bis 1747 verfasste Wilhelmine diese Memoiren. 1748 wurde der Bau des Bayreuther Opernhauses vollendet. Im Herbst 1750 weilte sie am Hof ihres Bruders Friedrich in Potsdam und Berlin auf und begegnete dort Voltaire. Am 14. Oktober 1758 starb Markgräfin Wilhelmine. Ihre Bauten, die Anlagen der Eremitage und ihr kulturelles Vermächtnis ermöglichen aber auch heute noch einen Einblick in ihr Denken und ihre Lebenswelt. Dem entspricht auch das Leitmotiv aller Bayreuther Aktionen im Rahmen des Doppeljubiläums: 'Die Lebenswelten der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth: preußisches Königtum, barocke Baukunst und französische Lebensart.' - Rezension zur maritimen gelben Reihe: Ich bin immer wieder begeistert von der 'Gelben Buchreihe'. Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

Geboren am 3. Juli 1709 in Potsdam; gestorben am 14. Oktober 1758 in Bayreuth. Wilhelmine von Preußen war die älteste überlebende Tochter des Königs Friedrich Wilhelm I. und dessen Gattin Sophie Dorothea, Schwester von König Friedrich II. von Preußen. Durch Heirat wurde sie 1731 Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth. Von 1744 bis 1747 verfasste sie diese Memoiren. 1748 wurde der Bau des Bayreuther Opernhauses vollendet.

Sorge um den Bruder Friedrich


Sorge um den Bruder Friedrich

Mit der Rückkehr des Königs fingen die Misshandlungen von neuem an; er konnte meines Bruders nicht ansichtig werden, ohne ihn mit dem Stock zu bedrohen. Dieser sagte mir jeden Tag, dass er alles vom König ertragen würde, außer von ihm geschlagen zu werden; und dass er, sofern es je zu diesem Äußersten käme, sich durch die Flucht einer solchen Behandlung entziehen würde. Der Page Keith stand nunmehr als Offizier in einem Regiment, das in Kleve einquartiert war. Sein Abschied hatte mir große Freude bereitet, weil ich hoffte, mein Bruder würde jetzt ein geregelteres Leben führen; allein es kam anders. Ein zweiter, viel gefährlicherer Günstling folgte dem ersten.

Hans Hermann von Katte

Es war ein junger Gendarmeriehauptmann, namens von Katte, der Enkel des Marschalls Grafen von Wartensleben. Sein Vater, General von Katte, hatte ihn für die juristische Laufbahn bestimmt, ihn studieren lassen und später auf Reisen geschickt. Aber da man nur in der militärischen Laufbahn Karriere machte, wurde er wider Erwarten in diese hineingezogen. Er fuhr jedoch fort, sich dem Studium zu widmen. Er war belesen, geistreich und weltgewandt; er hatte sich viel in guter Gesellschaft bewegt und dort höfliche Manieren angenommen, was damals in Berlin ziemlich selten war, sein Gesicht war eher unangenehm als sympathisch; zwei schwarze Augenbrauen bedeckten ihm fast die Augen; sein Blick hatte etwas Unheilvolles, als künde er sein Schicksal voraus; eine gebräunte und blatternarbige Haut entstellte ihn noch mehr; er gab sich für einen Freigeist aus, und seine Liederlichkeit kannte keine Schranken; sehr viel Ehrgeiz und Leichtsinn kamen noch hinzu. Ein solcher Freund war nicht geeignet, meinen Bruder von seinen Verirrungen abzubringen. Ich erfuhr von dieser neuen Freundschaft erst bei meiner Rückkehr nach Berlin, wohin wir wenige Tage nach der Rückkehr des Königs aus Lübben reisten. Wir lebten dort ein Weilchen ziemlich still, als ein neues Ereignis unsere Ruhe störte.

Die Königin erhielt von meinem Bruder einen Brief, der ihr von einem Diener heimlich zugestellt wurde. Dieser Brief machte auf mich einen so tiefen Eindruck, dass ich den Inhalt desselben ungefähr im Wortlaut wiedergebe:

„Ich bin in der größten Verzweiflung. Was ich immer befürchtete, ist mir endlich soeben widerfahren. Der König hat gänzlich vergessen, dass ich sein Sohn bin, und mich wie den niedrigsten aller Menschen behandelt. Ich trat heute Morgen wie gewöhnlich in sein Zimmer. Kaum hatte er mich erblickt, als er mich am Kragen packte und in der grausamsten Weise mit seinem Stocke auf mich losschlug. Ich suchte vergeblich, mich zu wehren; er war in einem so schrecklichen Zorn, dass er sich nicht mehr beherrschte, und er hielt erst inne, als sein Arm vor Müdigkeit erlahmte. Ich habe zu viel Ehrgefühl, um derartige Behandlungen zu ertragen, und bin entschlossen, auf diese oder die andere Weise ihnen ein Ende zu machen.“

Dieser Brief erfüllte die Königin wie mich mit größtem Kummer, aber er beunruhigte mich weit mehr als sie. Ich durchschaute deutlicher, was der letzte Satz bedeuten sollte, und erriet wohl, dass mit jenem Entschluss, sich seinen Leiden auf diese oder die andere Weise zu entziehen, mein Bruder nichts anderes beabsichtigte als die Flucht. Da ich die Königin so betrübt sah, nahm ich die Gelegenheit wahr, um ihr zu sagen, dass es besser wäre, meine Heirat aufzugeben. Ich stellte ihr vor, dass der König von England nicht willens sei, mich seinem Sohn zu geben, er würde sonst ganz anders vorgegangen sein, dass aber mein Vater mittlerweile sich immer mehr verbittere, sowohl gegen sie als gegen meinen Bruder und mich; da nun der letzte Schritt geschehen sei und er meinen Bruder tätlich misshandelt habe, würde er mir und ihm gegenüber nur immer schlechter verfahren und vielleicht zu sehr unheilvollen Exzessen schreiten; zwar würde ich namenlos unglücklich sein, wenn ich gezwungen wäre, den Herzog von Weißenfels zu heiraten, ich sähe jedoch wohl ein, dass eines von uns dem Hasse Seckendorffs und Grumbkows geopfert werden müsse, und es wäre mir lieber, dass ich es dann sei als mein Bruder, dass ich endlich keine andere Möglichkeit erblicke, um den Frieden unsrer Familie wiederherzustellen. Die Königin geriet wider mich in heftigen Zorn. „Wollen Sie mir das Herz durchbohren“, sagte sie, „und soll ich vor Kummer sterben? Nie wieder sprechen Sie davon, und sollten Sie je eine solche Feigheit begehen, verfluche ich Sie; ich werde Sie als meine Tochter verleugnen und niemals dulden, dass Sie je wieder vor mir erscheinen.“ Bei diesen letzten Worten veränderten sich ihre Züge so sehr, dass ich erschrak. Sie war in andern Umständen, was meine Besorgnis noch erhöhte. Ich suchte sie zu beruhigen, indem ich sie versicherte, dass ich nie etwas tun würde, was ihr den geringsten Verdruss bereiten könnte.

Fräulein von Bülow, erste Hofdame der Königin, genoss jetzt deren Gunst an Stelle der Gräfin Amalie, die bald nach meiner Schwester geheiratet hatte. Diese Person war gut und g