Für Muriel
Personen
Frau Schmitz
Leni, die Ehefrau
Valerie, die Tochter
Carl, ihr Freund
Rolf, der Chef
Sven, ein Projektleiter
Mara, die Personalerin
Julius, ein Angestellter
Dr. Julie Gerber, eine Ärztin
Schauplätze
In einer Firma; im Hause Schmitz, in einem Park, in einer Klinik für kosmetische Chirurgie
Anmerkung des Autors: Dieses Schauspiel entstand in der Spielzeit 2016 /2017 am Schauspielhaus Zürich. Die Rolle der Frau Schmitz wurde in den Szenen 1 bis 34 von Friederike Wagner, in den Szenen 35 bis 37 von Lambert Hamel gespielt. Die Idee zu diesem Tausch stand am Anfang meiner Auseinandersetzung mit diesem Stoff.
In einer Firma, in einem etwas düsteren Büro, Montagmorgen.
Julius, Frau Schmitz in Damengarderobe.
JULIUS Warum sind Sie nicht gekommen, Frau Schmitz, letzten Sonntag. Warum haben Sie mich warten lassen. Hat Sie die Antiquitätenmesse nicht interessiert. Oder finden Sie mich seltsam. Ich bin seltsam. Ich hätte eine Begleitung gehabt. Ein Mädchen aus dem Erdgeschoss. Das könnte ich haben, jederzeit. Es ist in meinem Alter und streicht um meine Beine wie eine rollige Katze. Darauf bilde ich mir nichts ein, das macht es mit jedem, es kann nicht anders. Es schiebt sein Fleisch durch die Straße, klebt Acrylschaufeln an die Nägel und Polyesterborsten an die Wimpern. Alles an ihm stinkt nach Jugend, aber ich sehne mich nach Reife, Frau Schmitz, nach Patina, nach dem Wabi-Sabi, wie die Japaner die edlen Spuren des Gebrauchs auf ihren Tassen der Teezeremonie nennen. Wo waren Sie, Sonntag. Im Kreise Ihrer Familie. Haben Sie auf dem Balkon gesessen bei Kaffee und Kuchen. Haben Sie einen Spaziergang gemacht an der Seepromenade. Wie man das so tut, als Ehepaar. Schön. Haben Sie einmal an mich gedacht. Durch die Hallen bin ich gerannt, im Kongresshaus, von einem Stand zum nächsten und habe nach einem Geschenk gesucht, einem Pfand, das ich Ihnen zu Füßen legen könnte. Da gab es eine Braunschweiger Fayence, die hätte Ihnen bestimmt gefallen, für die Kommode in Ihrem Schlafgemach. Eine Iserlohner Dose, fürs Puder oder als Etui für den Anhänger aus Achat, den Sie nur gelegentlich tragen, zuletzt am Donners