: Fabian Heubel
: Was ist chinesische Philosophie? Kritische Perspektiven
: Felix Meiner Verlag
: 9783787338610
: Blaue Reihe
: 1
: CHF 19.50
:
: Philosophie
: German
: 404
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Heute ist keine ernsthafte Beschäftigung mit chinesischer Philosophie mehr möglich, die sich nicht der Reinterpretation klassischer chinesischer Quellen mit Hilfe westlicher Terminologie bewusst ist, der sich auch die chinesischsprachige Philosophie im 20. Jahrhundert unermüdlich gewidmet hat. Damit kommt eine dynamische Interaktion zwischen Altem und Neuem, Östlichem und Westlichem ins Spiel, die das komparative Verhältnis mehr oder weniger stabiler - nationaler, kultureller, sprachlicher - Identitäten sprengt und dazu nötigt, alternative, transkulturelle Perspektiven auszuarbeiten. Die Bedeutung einer solchen Wende wird im ersten Teil des Buches in Auseinandersetzung mit dem derzeit wohl einflussreichsten Interpreten 'chinesischen Denkens' untersucht: François Jullien. Der zweite Teil verfolgt diese Linie weiter anhand einer eingehenden Beschäftigung mit den aktuellen, widerstreitenden Interpretationen des 'Zhuangzi'.

Fabian Heubel ist Philosoph und Sinologe. Er forscht als Research Fellow am Institute of Chinese Literature and Philosophy der Academia Sinica in Taipei und lehrt regelmäßig am Institut für Philosophie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Einleitung


Die Frage »Was ist chinesische Philosophie?« führt in Europa nach wie vor häufig zu der Gegenfrage: Ist chinesische Philosophie denn überhaupt Philosophie? Dieser Zweifel erinnert an die Frage, die dem Komponisten John Cage in den 1950er Jahren einmal nach einem Konzert gestellt worden ist: Istdas denn überhaupt noch Musik? Cage gab darauf die legendäre Antwort: »you must not call it music, if this expression hurts you« (Riehn 1990: 97); »Sie brauchen es nicht für Musik zu halten, wenn dieser Ausdruck Sie choquiert.« (Metzger 1969: 142) Es ist an der Zeit, mit ähnlich gelassener Ironie auf die sich hartnäckig haltende Behauptung zu antworten, dass »chinesische Philosophie« doch gar keine »Philosophie« sei: »Du brauchst es nicht Philosophie zu nennen, wenn dich dieser Ausdruck schmerzt.«

Oder ist es be