I.
Warum diese Seiten schreiben? – Wozu sind sie gut? – Was weiß ich selbst davon? Meines Erachtens ist es ziemlich dumm, die Menschen nach dem Beweggrund für ihr Handeln und ihr Schreiben zu fragen. – Wissen Sie’s denn selbst, warum haben Sie diese lumpigen Blätter aufgeschlagen, die eines Irren Hand füllen wird?
Ein Irrer. Das macht schaudern. Wer sind Sie, Sie, Leser? in welche Kategorie gehörst du, in die der Dummköpfe oder die der Irren? Wenn du die Wahl hättest, deine Eitelkeit entschiede sich doch für letzteren Zustand. Ja, noch einmal, wozu ist es gut, das frage ich wahrhaftig, ein Buch, das weder lehrreich ist noch amüsant, noch chemisch, noch philosophisch, noch agrikulturell, noch elegisch, ein Buch, das kein Mittel enthält, weder gegen Pickel noch gegen Flöhe, das weder von der Eisenbahn erzählt noch von der Börse, noch von den verborgensten Winkeln des menschlichen Herzens, noch von den Kleidern des Mittelalters, noch von Gott oder Teufel, sondern von einem Irren, das heißt von der Welt, diesem großen Einfaltspinsel, der sich seit so vielen Jahrhunderten dreht im Weltraum, ohne einen Schritt vorwärtszukommen, und der kreischt und der sabbert und der sich selbst zerfleischt.
Ich weiß nicht besser als Sie, was Sie lesen werden. Denn das hier ist weder ein Roman noch ein Drama mit festem Plan, oder einer einzigen wohlüberlegten Idee, mit Richtpunkten, damit das Denken sich auf schnurgeraden Wegen dahinschlängelt.
Aber ich will alles auf Papier bringen, was mir durch den Kopf geht, meine Ideen und meine Erinnerungen, meine Eindrücke meine Träume meine Launen, alles, was im Denken oder in der Seele auftaucht – Lachen und Weinen, Weiß und Schwarz, Schluchzer, zunächst dem Herzen entsprungen, dann ausgerollt wie Teig in klangvolle Perioden; – und Tränen, aufgelöst in romantischen Metaphern. Es bedrückt mich jedoch, wenn ich daran denke, ich werde einem Packen Federn die Spitze zerquetschen, ich werde ein Fläschchen Tinte verbrauchen, ich werde den Leser langweilen, und langweilen werde ich mich selbst. Ich habe mich so sehr ans Lachen gewöhnt und an die Skepsis, dass man von Anfang bis Ende beständig Spott finden wird; und fröhliche Leute, die gern lachen, können zu guter Letzt über den Autor lachen und über sich selbst.
Man wird hier sehen, wie an den Plan des Universums zu glauben ist, an die moralischen Pflichten des Menschen, an die Tugend und an die Philanthropie, ein Wort, das ich gern auf meine Stiefel schreiben lassen würde, wenn ich einmal welche habe, dann können es alle Leute lesen und auswendig lernen, selbst die kurzsichtigsten Augen, die kleinsten Leiber, die kriecherischsten, ganz nah an der Gosse.
Es wäre ein Fehler, in all dem hier etwas anderes zu sehen als die Nörgeleien eines armen Irren. Ein Irrer!
Und Sie, Leser – Sie haben vielleicht vor kurzem geheiratet oder Ihre Schulden bezahlt?
II.
Ich will also die Geschichte meines Lebens schreiben – was für ein Leben! Aber habe ich gelebt? ich bin jung, mein Gesicht hat keine einzige Falte – und mein Herz keine Leidenschaft. – Oh! wie ruhig war es, wie angenehm und glücklich scheint es, still und rein! Oh! ja, friedlich und verschwiegen wie ein Grab, dessen Seele der Leichnam wäre.
Kaum dass ich gelebt habe: ich habe die Welt noch gar nicht kennengelernt – das heißt, ich habe keine Geliebte, keine Schmeichler, keine Dienstboten, keine Equipagen – ich bin nicht (wie man so schön sagt) in die Gesellschaft eingetreten, denn sie dünkte mich immer falsch und laut und mit Flitter bedeckt, langweilig und aufgeblasen.
Nun, mein Leben, das sind nicht die Ereignisse. Mein Leben, das ist mein Denken.
Und wie sieht es aus, dieses Denken, das mich jetzt dazu bringt, in dem Alter, wo alle lächeln, sich glücklich fühlen, wo man heiratet, wo man liebt, in dem Alter, wo so viele andere sich berauschen an allen möglichen Liebschaften und allem möglichen Ruhm, während so viele Lichter glänzen und die Gläser angefüllt sind zum Fest, mich jetzt dazu bringt, dass ich allein bin und nackt, kalt gegenüber jeder Inspiration, jeder Poesie, mich sterben fühle und grausam lache über meine langsame Agonie, wie jener Epikureer, der sich die Adern öffnen ließ, sich in ein duftendes Bad legte und lachend starb wie ein Mann, der betrunken eine Orgie v