1. KAPITEL
„Nehmen Sie die Hand da weg“, verlangte Gina Santini energisch. „Oder ich lasse Sie einfach hier stehen.“
Sergeant Nick Paretti grinste nur und schob seine Hand absichtlich langsam von der Hüfte ihren Rücken hinauf. „Was ist denn, Prinzessin?“, fragte er. „Mache ich Sie nervös?“
Nervös war nicht das richtige Wort, fand Gina. Seit dreieinhalb Wochen verbrachte sie drei Abende pro Woche in den Armen dieses Mannes. Und statt sich an ihn zu gewöhnen, machten ihr die Stunden, die sie gemeinsam verbrachten, immer mehr zu schaffen.
Und das lag nicht in erster Linie daran, dass Nicks Arroganz sie ärgerte, sondern vor allem an der Tatsache, dass sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlte. Und dagegen war sie machtlos, denn ihre Hormone spielten verrückt. Es hatte wenig Sinn, dagegen anzugehen. Aber wie, um Himmels willen, konnte sie ein solches Prickeln in Gegenwart eines Mannes empfinden, der nichts anderes im Schilde führte, als sie in Rage zu bringen?
„Sie versuchen schon wieder zu führen.“ Seine tiefe Stimme erzeugte unwillkürlich Wärme in ihrem Innern, und darüber ärgerte sie sich.
Gina legte den Kopf in den Nacken und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich müsste ja wohl nicht führen, wenn Sie sich Ihre Schritte merken könnten.“
„Vermutlich würde mir das gelingen, wenn Sie nicht ständig aus dem Takt kämen“, entgegnete Nick ärgerlich.
Sie atmete tief durch und zählte im Stillen bis zehn. Und bis zwanzig. Nein, ihr Zorn ließ nicht nach. Sie versuchte, ihm ihre rechte Hand zu entziehen. Doch das war bei seinem eisernen Griff schier unmöglich. Und dabei hatte sie sich vor einem Monat so sehr auf den Tanzunterricht gefreut. Aber wie hätte sie auch ahnen sollen, dort einen Partner zu bekommen, der zu groß, zu breitschultrig und zu starrsinnig war?
„Hören Sie, General“, begann sie und wurde prompt von ihm unterbrochen.
„Sergeant“, korrigierte er sie. „Oder Sie sagen Nick zu mir.“
Offenbar hatte er heute seinen großzügigen Tag. „Gut, Nick.“ Sie versuchte freundlich auf ihn einzugehen. „Wir zahlen beide eine Menge Geld für diesen Unterricht. Finden Sie nicht, wir sollten uns um eine bessere Zusammenarbeit bemühen, damit wir das Optimale herausholen?“
„Ich für meinen Teil bemühe mich ja, Schätzchen“, erklärte er und schaute ihr dabei eindringlich in die Augen. „Das Problem ist nur, dass Sie versuchen, meinen Teil mit zu übernehmen.“
Also gut, dann hatte sie eben ein kleines Problem mit Führen und Folgen. Aber das war immer noch besser, als würde sie sich von ihm auf die Zehen trampeln lassen. „Na schön!“, entgegnete sie. „Dann führen Sie. Aber bitte achten Sie darauf, mir dabei nicht auf die Zehen zu treten.“
Er hob eine dunkle Braue. „Wenn Sie nicht so große Füße hätten, würde das nicht passieren.“
Gina versteifte sich. Wenn es um ihre Füße ging, war sie ein wenig empfindlich. Sie konnte doch nichts dafür, dass sie von ihrer Mutter nicht die Schuhgröße siebenunddreißig geerbt hatte. „Ob Sie es glauben oder nicht“, bemerkte sie gepresst. „Bisher hat noch niemand Probleme mit meinen Zehen gehabt.“
„Reine Glücksache“, behauptete er.
„Und nennen Sie mich nicht dauernd Schätzchen oder Prinzessin“, verlangte sie und schaute sich im Saal um. Die anderen fünf Paare schienen mühelos über das spiegelblanke Parkett zu gleiten und keine Schwierigkeiten miteinander zu haben. „Müssen wir denn jedes Mal während der Unterrichtsstunden streiten?“, fragte sie im Flüsterton.
„Das tue ich nicht, Prinzessin“, erwiderte Nick und beugte sich zu ihr hinunter. „Solange Sie akzeptieren, dass ich der Mann bin und führen soll.“
Würde er sich als Nächstes in die Brust werfen und einen schrillen Tarzanschrei ausstoßen?
„Na, wie ist es?“, fragte er, als das nächste Stück begann. „Sind Sie bereit?“
„Klar“, antwortete sie.
„Dann wollen wir es hinter uns bringen.“ Er lauschte einen Augenblick der Musik und versuchte, den R