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Da sie Hunger hatte, war sie bereits überpünktlich zum Frühstück erschienen. Sie fand es so diskriminierend, mit den Schwarzen zu essen, aber sonst würde sie verhungern. Das war wirklich mehr als würdelos. Das durfte nie jemand erfahren. Nun spazierte sie draußen herum, langweilte sich, dabei immer denkend: Morgen muss ich zurück. Ja, sie hatte Angst davor, da sie nicht wusste, was wirklich dort auf sie zukam.
„Kommen Sie mit. Wir zeigen Ihnen ein Stück von Tanzania, bevor Sie morgen für eine Weile im Gefängnis verschwinden“, eilte Brian den Hügel hoch, dass sie kaum folgen konnte. „Barfuß einsteigen, da ich nicht mein Flugzeug zerkratzt sehen möchte.“
Sie wollte etwas sagen, aber er verschwand schon um die Maschine. „Los, einsteigen! Wir wollen los“, kommandierte Richard sie nun, der aus dem Schuppen trat. Schnell kletterte sie mit dem engen Rock hinein, ließ die Schuhe einfach dort liegen. Wenigsten hatte sie wieder ihre eigenen schicken Sachen an. Sie schnallte sich an, freute sich jetzt auf den Flug, besonders da Richard dabei war. Vielleicht ihre letzte Chance, dass sie den Rückflug hinausschieben konnte. Sie würde ihn bezirzen, da sie ihn einfach süß fand. Diese blöde Tussi passte gar nicht zu so einem Mann, war nur langweilig.
„Jetzt sehen Sie einen Teil unseres schönen Landes einmal aus der Vogelperspektive“, sagte Richard, kaum dass sie gestartet waren. „Africa ist so vielfältig und wunderschön, wenn man von den Gebieten absieht, die sich drei, vier westliche Länder aneigneten. Selbst den Ozean versaut ihr Deutschen jetzt schon, mit eurem Dreck.“
„Aber trocken.“
„Diese Kizee muss immer das letzte Wort haben. Nervig!“
„Richard, rege dich ab. Morgen ist sie endlich weg und niemand fühlt sich mehr genervt. Ich sagte dir vorher, die mbuzi mitzunehmen, ein Fehler. Bei ihr muss irgendetwas im Kopf falsch gepolt sein, sonst ist kein Mensch dermaßen gemein, böse, verlogen, kriminell. Vielleicht sind es auch die Gene vom Vater. Egal! Morgen ist sie Perfektum.“
„Ein Grund zum Feiern. Da unten sehen Sie den Baobab. Er gilt als Africas Lebensbaum. Im Senegal ist er im Wappen vertreten. In vielen Gebieten gilt er als wichtiger Wasserspender und Rohstofflieferant. Seine Rinde kann genutzt werden, da sie fix nachwächst. Sie machen daraus Schnüre, Seile, Netze, Matten, Hüte, Kanus, Tabletts, Kisten, Körbe und Papier. Die Asche der Rinde kann man als Dünger benutzen oder für Seife verwenden. Die jungen Triebe und Blätter werden gegessen. Aus den gerösteten Samen wird leckerer Kaffee hergestellt oder aus dem fleischigen Teil des Samens wird Beer gebraut, Öl daraus pressen. Aus seinen Früchten kann man Heilmittel herstellen oder sogar leckere Bonbons. Als Holz zum Kochen ist er durch seinen hohen Wassergehalt nicht geeignet. Dafür werden andere Bäume verwendet. Leider!“
„Oh, die vielen Tiere da unten“, jubelte sie, da sie das Gerede nicht weiter interessierte. Diese Schwarzen waren so primitiv, blöde, wussten nichts. Kaffee aus so einem Mist – ekelhaft. Bonbons daraus machen – nur bekloppt, genauso wie das andere Zeugs. Das kaufte man. Die fraßen wirklich jeden Dreck, diese Neger.
„Neben den ndovu … eh, Elefanten, Büffel, Löwen sehen Sie dort, Zebraherden, Elen- und Oryxantilopen. Die haben es eigentlich nie eilig. Leider! Junge Impalas, Wasserböcke, Grant- und Thomsongazelle