: Heinrich Mann
: Der Haß
: SAGA Egmont
: 9788726885729
: 1
: CHF 4.40
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: Romanhafte Biographien
: German
: 101
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Laut dem Germanisten Joost Hermand eines der wichtigsten antifaschistischen Werke. Nachdem Mann 1933 mit 62 Jahren erst aus der Berliner Akademie der Künste ausgestoßen und danach als einer der ersten ins Exil gezwungen wurde, entstand diese Essay-Sammlung. Mit seiner, wie es im Untertitel heißt, Darstellung der 'Deutschen Zeitgeschichte', steuerte Mann eines der wichtigsten antifaschistischen Werke bereits zu Beginn des Nazi-Faschismus in Deutschland bei. In den Titeln 'Der große Mann', 'Göring zittert und schwitzt' und 'Der Haß' rechnet der Schriftsteller mit wichtigen Nazi-Persönlichkeiten ab. Der Essay-Band handelt von dem Hass der Nazis auf Vernunft, Humanität und Aufklärung, auf alles Intellektuelle.

Heinrich Mann ist der ältere Bruder des bekannten Autors Thomas Mann. Seine Werke umfassen vor allem Prosatexte, doch auch einige Novellen und Romane. Mann gilt als großer Verfechter der Demokratie und war zeitlebens Gegner des Nationalsozialismus, weshalb er in die USA floh. Seine bekanntesten Werke sind 'Professor Unrath' und 'Der Untertan', wobei seine Hauptwerke 'Die Jugend des Königs Heinrich Quartre' und 'Die Vollendung des Königs Heinrich Quartre' waren.

I. Ablauf eines Zeitalters


Racine fühlte, lebte und schrieb in völliger Einigkeit mit dem Reich Ludwigs des Vierzehnten, seinen Handlungen, seinen geistigen Grundlagen. Er hing von der Gunst des Königs ab, aber empfangen wurde sie mit dem besten Gewissen, und erst nachdem sie ihn verlassen hatte, verlor er auch sich selbst. An dieser Zerreißung der inneren Übereinstimmung, mehr als an enttäuschtem Ehrgeiz, starb er.

Goethe sprach: »Wodurch ist Deutschland groß, als durch eine bewundernswürdige Volkskultur, die alle Teile des Reiches gleichmäßig durchdrungen hat? Sind es aber nicht die einzelnen Fürstensitze, von denen sie ausgeht und welche ihre Träger und Pfleger sind?« Er war für die Eigenstaatlichkeit der sechsunddreißig Länder. Bestehende Machtverhältnisse empfand er nicht im Gegensatz zur eigenen Aufgabe. Seine schöpferische Kraft kannte Antriebe jeder Art, aber der geringste unter ihnen war der Widerspruch gegen die herrschende Welt; oder er ließ doch den Widerspruch so wenig wie möglich einwirken auf sein Genie. Natürlich war er nicht restlos Klassiker wie Racine.

Der klassische Friede zwischen der Wirklichkeit und dem Gedanken war i