Im März/April 2001 reise ich allein für vier Woche nach Nepal, um die Annapurna-Region des Himalaya kennenzulernen und um die seltenen Panzernashörner im Royal Chitwan Nationalpark zu Gesicht zu bekommen. Gebucht oder konkret geplant habe ich im Vorfeld meiner Wanderreise nichts. In meinen Rucksack habe ich nur mein Tagebuch, einen Fleece-Schlafsack und ein paar Klamotten gepackt, um Platz für jede Menge Bücher zu haben: „Annapurna“ von Maurice Herzog, „In eisigen Höhen“ von Jon Krakauer, „The Climb – Tragic Ambitions on Everest“ des russischen Bergsteigers Anatoli Boukreev und „Mein Weg durch Himmel und Höllen“ von Alexandra David-Néel. Berauscht von Kathmandus Tempeln, reise ich nach Pokhara zum Phewa-See und fliege von dort nach Jomsom ins obere Kali-Gandaki-Tal, wo ich meine zweiwöchige Wanderung hinein ins Herz der Annapurna-Gebirgskette beginne. Atemberaubende Landschaftswechsel begleiten mich auf meinen Wanderungen von Tea-House zu Tea-House, die mich zum Wallfahrtsort Muktinath, zu den heißen Quellen von Tatopani und vorbei am wunderschönen Mount Fishtail zum Annapurna-Base-Camp bis auf 4.130 m Höhe bringen. Während mir in den verschneiten Rhododendronwäldern bei Poon Hill eine fast schon mystische Begegnung der besonderen Art widerfährt, schockieren mich nach meiner Rückkehr aus den Bergen die touristischen Bausünden in Pokhara. Nachdem ich im höllisch heißen nepalesischen Terai angekommen bin, muss ich im Chitwan-Nationalpark das eine oder andere Mal zu Fuß vor paarungswilligen Nashörnern die Flucht ergreifen. Schließlich sauge ich dann aber an der indischen Grenze, in der Pilgerstadt Janakpur, noch eine ganz wundersam entspannte und gänzlich untouristische Atmosphäre auf, bevor ich wieder in die Welt der Stupas in Kathmandu eintauche.
Am 15. März 2001 beginnt meine einmonatige Reise nach Nepal mit einem sechsstündigen Flug von Frankfurt ins Königreich Bahrain. Das Archipel Bahrain (flächenmäßig etwas kleiner als Hamburg) ist ein aus 33 Inseln bestehender Staat in einer Bucht im Persischen Golf, östlich von Saudi-Arabien und westlich von Katar. Im Vergleich zu Saudi-Arabien ist Bahrain eher ein moderat wohlhabendes Land. Sein politisches System ist aber ähnlich repressiv. Deshalb habe ich wenig Interesse, im Land länger zu verweilen als ich muss, zumal es touristisch nicht viel zu sehen und erleben gibt. Für 3 USD bekommt man in den Wechselstuben einen Dinar. Entsprechend happig sind auch die Preise im Duty-Free-Shop. Ein paar Stunden wandere ich durch den Flughafen und beobachte die unzähligen Inder, die sich wie ich nur auf der Durchreise befinden. Endlich geht mein Flug nach Abu Dhabi. Den Flughafen von Abu Dhabi kenne ich schon von einigen anderen Zwischenstopps: definitiv kein sonderlich angenehmer Ort, um 10 Stunden Wartezeit für den Anschlussflug zu überbrücken. Ich schlafe ein paar Stunden auf den unbequemen Sitzreihen, wir werden nonstop von den Venga Boys und Ricky Martin beschallt. Schaut man aus den Fenstern: Wüste, so weit das Auge reicht. Schließlich wird mein Weiterflug nach Kathmandu ausgerufen. Wir fliegen über die unendlichen Wüsten des Nahen Ostens und treten in den indischen Luftraum ein. Endlich erhasche ich einen ersten Blick auf den Himalaya, der aus der Wolkendecke, die unter uns liegt, hera