: Harald Schwarzjirg
: Das große Spiel - Eine Reise in die Welt
: myMorawa von Dataform Media GmbH
: 9783991256168
: 1
: CHF 12.90
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: Erzählende Literatur
: German
Das große Spiel erfasst alles und jeden. Niemand und nichts kann sich ihm entziehen. Welche Möglichkeiten eröffnen sich, sich ihm zu stellen? Mit was und mit wem muss gerechnet werden? In diesem Buch wird auf das Spiel geschaut.

1. Das Dorffest


(1) Bei Annäherung an ein Dorf zeigt es bloß ein wenig ausdruckstarkes Gesicht, seine Züge erschließen sich erst bei eingehender Betrachtung. Was es zeigt, und was es verbirgt, das herauszufinden erfordert einen tiefen Blick in seine Hintergründe. Der Anblick eines Dorfes vermittelt vor allem Ruhe. Wer ein Dorf betritt, spürt wenig vom Leben in ihm. Hier und dort rührt sich etwas, etwas huscht vorbei, und meistens ist es das auch schon. Selbst bei genauerem Hinsehen offenbart sich nicht viel mehr. Wer oder was sich bewegt, zieht seine festen Bahnen, nichts davon ist in der Lage, Aufmerksamkeit zu erregen. Man mag das friedlich nennen oder einfach nur langweilig, dem Leben im Dorf tut das keinen Abbruch. Es läuft seinen Gang, gleich, was über es gedacht wird. Das Bild, das es abgibt, ist das einer Decke, die ein einfaches, plattes Muster zur Schau stellt. Sie ist in der Lage, alles abzudecken, nirgends lugt etwas hervor. Und weil nicht viel unter ihr verborgen zu liegen scheint, weist sie keine Falten auf, sondern ist glatt gespannt, wie ein Leintuch. Solange mit der Decke vorliebgenommen wird, liegt alles offen ausgebreitet vor einem da. Mit diesem Bild kann von Dorf zu Dorf gegangen werden, es passt überall hin. In der Decke kann selbst das Muster übernommen werden, nur die Initialen müssen ausgetauscht werden. Es genügt also, eine Decke zu haben, und mit ihr durch die Lande zu ziehen, um mit ihr alle Dörfer abzudecken.

Wer dagegen glaubt, dem Klang eines Dorfes mehr entnehmen zu können, muss feststellen, dass er nur viele Pausen zu hören bekommt. Lediglich Wind und Wetter vermögen den einfach gestimmten Instrumenten einzelne Töne zu entlocken, die zu einer eintönigen Melodie zusammengefasst werden können. Diese Melodie erklingt landauf und landab, mal leiser, dann wieder laut, in ewig gleichen Wiederholungen, sodass sie kaum mehr wahrgenommen wird. Sie legt sich bleiern über alle Dörfer und lullt sie ein.

Wen es in ein Dorf verschlägt, dem mögen diese Umstände eine Weile wohlbekommen. Denn wenn es nichts gibt, das zur Herausforderung wird, dann gibt es auch nichts, das einem nähertritt. Wer allerdings danach sucht, dass Bewegung in die Welt der Klänge kommt, und wer die Palette der Farben bereichern will, um dem Spiel der Farben neue Reize abzugewinnen, der ist falsch an diesem Ort. Der Strom der Zeit, der hier besonders langsam fließt, scheint nicht allzu reißend zu sein. Wer in ihm mit treibt, ist in ihm geborgen. Wer allerdings in dem Strom eine andere Richtung nehmen will, dem bekommt er nicht. Dann lernt er die Stärke seiner Strömung kennen, und die reißt ihn entweder mit ode