ZUM GELEIT
Dr. Gil Yaron
Durchschnittlich alle zwei Wochen erscheint auf Deutsch ein neues Buch zum Themenkomplex Naher Osten1 und gesellt sich schnell zu Tausenden Schriftwerken, die in Bibliotheken auf meterlangen Regalen nebeneinanderstehen, um ihre Analysen zu diesem scheinbar ewig lodernden Krisenherd feilzubieten. Warum sich also die Mühe machen, ein weiteres Buch aus dem Englischen zu übersetzen? Und dazu noch ausgerechnet eines, das scheinbar keine neuen Erkenntnisse bieten kann, weil es doch vor mehr als siebzig Jahren verfasst wurde? Legitime Fragen. Eine kurze Lektüre dieses Buches führte jedoch schnell zur Erkenntnis, dass man ein Juwel in Händen hält.
Es beginnt schon mit der Sprache. Arthur Koestler ist wortgewaltig, ohne ins Pompöse zu verfallen; humorvoll distanziert, ohne hämisch zu werden; intelligent und gebildet, ohne belehrend den Zeigefinger zu erheben. Kurz: Er schreibt, wie nur wenige es vermögen – oder in einer Epoche kurzer Soundbites und scrollbarer Texte überhaupt noch dürfen. So gelingt ihm etwas, das anderen Autoren oft misslingt: mit nur wenigen Worten zugleich auf mehreren Bedeutungsebenen zu kommunizieren.
Das Flugzeug eines UN-Sondergesandten, das Tel Aviv überfliegt, mutiert bei Koestler zur «motorisierten Friedenstaube», der «nur der Olivenzweig fehlte». Das ist mehr als nur ein klares Bild von einer weißen Maschine am blauen Himmel. Koestler verankert seine Geschichte mühelos ortsgerecht im biblischen Narrativ des Heiligen Landes. Genau wie die Taube ohne Olivenzweig im Schnabel Noah zeigte, dass die Sintflut noch nicht vorbei war, legt Koestler nonc