Kapitel 1
Rumms!
»Was zum Teufel?«
Atlas Stark rieb sich die Stirn und gleich darauf die Hüfte, als er die Augen öffnete und sich auf dem Boden im Zimmer seiner Tochter wiederfand.
Er musste wieder einmal in Arias schmalem Kinderbett eingeschlafen sein, nachdem er ihr eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte. Das passierte ihm in letzter Zeit häufig. Meistens wachte er dann mit einem furchtbar steifen Nacken und mindestens einer eingeschlafenen Hand auf, erschöpfter, als er es vor dem Einschlafen gewesen war.
Er war kein junger Mann mehr. Er brauchte den Komfort seines eigenen Bettes und seines therapeutischen Cool-Gel-Kissens. Doch Aria hatte – wie fast jeden Abend – gejammert, als er sie zugedeckt hatte, also hatte er nachgegeben, sich neben sie gekuschelt und ihr das zwölfte Buch des Abends vorgelesen. Er war nicht sicher, wer zuerst eingeschlafen war.
Sich den Schlaf aus den Augen reibend, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, mit knackendem Rücken und knirschenden Kniescheiben, bevor er sich über das Bett beugte, um seine Tochter auf die Wange zu küssen.
Verdammt, er hoffte, dass er nicht die ganze Nacht in ihrem Zimmer verbracht hatte – wäre nicht das erste Mal. Aber wenn das Glück endlich mal auf seiner Seite war, war es jetzt erst zehn oder elf, und er konnte noch in sein eigenes Bett fallen. Zumindest, wenn Cecily im Zimmer am anderen Ende des Flurs nicht wieder einen ihrer Ausraster hatte und von ihm gehalten werden wollte, während sie zwanzig Minuten lang an ihrer Flasche nuckelte.
Gähnend griff er nach seinem Handy, das auf der Kommode lag. Oh, Gott sei Dank, es war erst halb elf. Er rief seine verpassten Nachrichten auf, während er aus Arias Zimmer schlich, darauf bedacht, die Tür einen kleinen Spaltbreit offen zu lassen. Vergaß er das mal, musste er sich am nächsten Morgen von der Dreieinhalbjährigen ganz schön was anhören.
Es war nur eine Handvoll Nachrichten eingegangen – die meisten davon Arbeitsmails, und die konnten bis morgen warten. Doch vor zwei Minuten war eine Nachricht von einer unbekannten Nummer gekommen.
Auf dem Weg in die Küche kratzte er sich im Nacken, bevor er sich wie inzwischen jeden Abend zwei Fingerbreit Bourbon einschenkte. Die Flasche glitt ihm beinahe aus den Fingern, als er die Nachrichten – denn unerwarteterweise waren es gleich mehrere – des unbekannten Absenders las.
Wusstest du, dass Carlyle verlobt ist? Tja, jetzt weißt du es. Und falls du es schon wusstest: Schäm dich! Mit einem vergebenen Mann zu schlafen, also wirklich!
Wenn du ihn siehst, sag Carlyle bitte, dass er seine Sachen auf der Wiese vor MEINEM Apartment abholen kann. Und er beeilt sich wohl besser, es soll nachher noch gewittern.
Ich behalte den Ring. Dieses Arschloch hat fünf Jahre meines Lebens gestohlen.
Die ersten Nachrichten konnte man fast noch als höflich bezeichnen, rational, aber sie rutschten schnell immer weiter in Obszönitäten ab, Großbuchstaben und Ausrufezeichen.
Und noch was! WER ZUR HÖLLE NENNT SEIN KIND BITTE CARLYLE? Du kannst ihn gern haben! WER NENNT SICH DANN AUCH NOCH CARLYLE UND NICHT EINFACH CARL?! Nur überhebliche Arschlöcher tun das!
Carlyle reagiert nicht auf meine Anrufe oder Nachrichten. Ich gehe davon aus, er ist bei dir, also gib diese Nachrichten bitte an meinen verdammten Loser von EX-Verlobtem weiter.
Ich will meinen Hund zurück! Wer zur Hölle klaut denn einen Hund? Ich will ihn zurück, oder ich rufe die POLIZEI, besorge mir einen Anwalt und verklage seinen verfluchten Arsch.
Das Apartment läuft auf MEINEN NAMEN! Wenn er versucht, hier reinzukommen, rufe ich die Polizei! Ihr beide könnte e