: Stefan Römer
: Hatje Cantz Verlag
: Stefan Römer DeConceptualize
: Hatje Cantz Verlag
: 9783775750240
: Hatje Cantz Text
: 1
: CHF 21.70
:
: Kunstgeschichte
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit DeConceptualize - Zur Dekonstruktion des Konzeptuellen in Kunst, Film, Musik legt Stefan Römer nach Strategien des Fake (2001) und Inter-esse (2014) sein drittes Theoriebuch vor, das durch das Berliner Förderprogramm Künstlerische Forschung ermöglicht wurde. Römer belegt, wie dem ehemals selbstdefinierten Konzeptualismus seine emanzipatorische Kraft mittels institutioneller Verwaltung entzogen wird: Unternehmerische Prinzipien und Akademisierung berauben ihn seines epistemischen Potentials - der Vereinigung von Praktiken und Theorien. Demgegenüber praktiziert Römer Selbsterforschung, -verteidigung und -ermächtigung in dekonzeptuellem Schreiben als Notation, Essay, Bild und Material. Seine Dekonzeptualisierung von Kunst entwirft mittels einer vielschichtigen Kritik an den gewohnten Diskursen ein neuartiges artistic REALsearch.  Gefördert durch das Berliner Förderprogramm Künstlerische Forschung und die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa STEFAN RÖMER (*1960) ist Künstler und Kunsttheoretiker. Er initiierte das politaktivistische Kunstkollektiv »FrischmacherInnen«, wurde im Jahr 2000 mit dem Preis für Kunstkritik des AdKV ausgezeichnet und hatte Professuren an verschiedenen Instituten inne. Zu seinem Essayfilm Conceptual Paradise (2006) besteht ein umfangreiches Webarchiv.

STEFAN RÖMER (*1960) ist Künstler und Kunsttheoretiker. Er initiierte das politaktivistische Kunstkollektiv »FrischmacherInnen«, wurde im Jahr 2000 mit dem Preis für Kunstkritik des AdKV ausgezeichnet und hatte Professuren an verschiedenen Instituten inne. Zu seinem Essayfilm Conceptual Paradise (2006) besteht ein umfangreiches Webarchiv.

1.1

Minimal verfälscht

Aber es war die völlige Abwesenheit von Metaphern und kulturellen Bezügen, die die minimalistische Skulptur anfangs so hartnäckig und eigentümlich störend machte.

—Yvonne Rainer1

Im zweiten Ausstellungsraum der groß angelegten ShowMinimalism: Space. Light. Object2 sticht mir eine Arbeit ins Auge, die ich für eine Appropriation einer Bodenarbeit von Lynda Benglis halte. Meine Freude über den von dieser Arbeit signalisierten, doppelt ironischen Umgang mit der Minimal Art entzündet sich daran, dass diese Arbeit der Anti-Form,3 die oft als post-minimal bezeichnet wird und eine strategisch wie formal entgegengesetzte Kunststrategie darstellt, hier in diesem Rahmen präsentiert wird. Außerdem finde ich interessant, dass dies mit einer offensichtlich künstlerischen Aneignung von Benglis’ Arbeit geschieht, indem offenbar eine Reproduktion ihrer Bodenarbeit ironisch auf einen weißen Lacksockel gehoben wird. Dies fällt mir besonders auf, weil Benglis’ Geste einer signifikanten Doppelnegation – der skulpturalen Form und Materialität sowie des skulpturalen Sockels4 – mit ihrer Formlosigkeit als ein besonders beißender Kommentar auf die der ursprünglichen New Yorker Minimal Art schon früh vorgeworfene Erstarrung in Formalismus, Designhaftigkeit und Selbstwiederholung erschien. (Abb. 5)

Als ich jedoch mit Neugier das Etikett der Arbeit an der Wand lese, sehe ich, dass es die echte ArbeitUntitled (Polly’s Pie II) (1968) von Lynda Benglis ist. Es handelt sich also nicht um ein künstlerisches Fake, sondern um eine institutionelle Inszenierung. Die bräunliche formlose Bodenarbeit aus Polyurethan-Schaum findet sich auf eine etwa zwanzig Zentimeter dicke weiße Lackscheibe platziert, die sie wie ein Sockel vom Parkett abhebt – sie wie auf einem Präsentierteller darbietet, wie man auf Deutsch sagt.

5 Lynda Benglis,Untitled (Polly’s pie II), 1968, Singapur 2018

Da ich an der Führung einer der Kurator*innen teilnehme, frage ich nach, was es mit dem strahlend weißen Podest auf sich hat. Die kuratorische Entscheidung zu dieser Präsentationsform wird mit den Auflagen der Leihgeber dieser Arbeit begründet, die keine Präsentation der Arbeit auf dem Boden erlaubt haben.5

Die AusstellungMinimalism: Space. Light. Object intendierte, Kunstwerke aus dem Osten mit Kunstwerken aus dem Westen, die gleichermaßen als »minimalistisch«6 bezeichnet werden, in Beziehung zu setzen. Die der Ausstellung beigemessene repräsentative Bedeutung zeigt sich daran, dass sie sich über zwei bedeutende Museen in Singapur erstreckt: In der National Gallery bilden die künstlerischen Arbeiten den Schwerpunkt, während das ArtScience Museum sich auf Soundarbeiten konzentriert. Der Direktor der National Gallery, Eugene Tan, artikuliert das Hauptinteresse folgendermaßen:

6 Schwarze Gemälde von: Tadaaki Kuwayama, Barnett Newman, Frank Stella, Mark Rothko, Ad Reinhardt, Singapur 2018

Wie können wir die Beziehung zwischen Minimalismus und Kunst in Asien verstehen? [...] Die Ausstel