Zu hastiges Essen, das nebenbei geschieht, ist einer der Gründe für Verdauungsbeschwerden. Neben der richtigen Nahrungsauswahl und -zubereitung geht es bei einer Mayr-Diät daher auch darum, die Esskultur zu pflegen, um in Ruhe und mit Genuss zu essen.
Die Esskultur nach F. X. Mayr ist eine besonders kultivierte und gründliche Art zu essen. Dabei werden wohltuende Atmosphäre, gepflegte Form und appetitliches Anrichten der Speisen mit Konzentration auf sorgfältigstes Kauen und Einspeicheln jedes einzelnen Bissens kombiniert.
Das Milch-Semmel-Essen gibt die dafür erforderliche Kauschulung: Die Kursemmel oder der Dinkelfladen wird in dünne Scheiben geschnitten, auf die man jeweils eine Messerspitze Aufstrich gibt. Das kann reiner Quark, Schafsquark oder Quark mit Leinöl und Kräutern oder püriertem Gemüse sein. Die Kursemmel bzw. der Dinkelfaden müssen altbacken sein, also 3 – 4 Tage alt und schnittfest. Davon wird ein kleiner (!) Bissen so lange gekaut, bis ein flüssiger Semmel-Quark-Speichelbrei entsteht, der schließlich einen leicht süßlichen Geschmack erhält. Die Semmelstärke wird durch Speichelfermente zu Zucker abgebaut. Noch nicht schlucken! Nun wird ein kleines Löffelchen Milch oder eine Alternative dazu »gesüppelt« (wie Suppe eingenommen) und mit dem Semmel-Quark-Speichelbrei in der Mundhöhle vermischt, sodass die Speichelfermente auch die Milch vorverdauen können. Erst dann schlucken Sie. So essen Sie, bis Sie ein leichtes Sättigungsgefühl verspüren. Dann sofort aufhören.
Die Art der Nahrungsaufnahme ist für den Erfolg der MAD entscheidend! Ohne diese Esskultur können Sie keinen Heilerfolg erzielen!
Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen. Planen Sie mindestens eine ½ Stunde für das Einnehmen einer Mahlzeit ein. Wenn Sie nur weniger Zeit haben, lassen Sie die Mahlzeit ausfallen.
Das Auge isst mit. Richten Sie die Speisen appetitlich an. Essen Sie an einem schön gedeckten Tisch.
Nehmen Sie in Dankbarkeit Ihr »täglich Brot« zu sich. Millionen Menschen leiden täglich bitteren Hunger.
Nehmen Sie immer nur einen kleinen Bissen in den Mund. Kauen Sie sorgfältig und speicheln Sie jeden Bissen ein. Das ist gewöhnungsbedürftig, weil wir meist viel zu schnell abschlucken.
Konzentrieren Sie alle Sinne auf die Speise in Ihrem Mund und schmecken jede Nuance aus. Bemerken Sie, wie sich der Geschmack im Laufen des Kauens ändert. Die Kursemmel wird beispielsweise immer süßer.
Beschäftigen Sie sich jetzt wirklich nur mit dem Essen. Betrachten Sie die Aufnahme und Umwandlung von Speise in Körpersubstanz schlicht als Wunder.
Essen Sie in Stille, Behaglichkeit und Muße. Das gilt auch dann, wenn Sie das Essen gemeinsam mit anderen Menschen einnehmen.
Alles andere ist während Ihrer Essenszeit tabu. Das heißt, Sie lesen weder Ihre E-Mails, noch die Zeitung oder sonst etwas. Sie grübeln auch nicht über Ihrem Terminplaner oder sehen nebenbei fern. Stellen Sie Ihr Handy aus.
Sollten Sie Probleme mit Ihren Zähnen haben, sodass Sie nicht richtig kauen können, sollte Sie dies schnellstens beheben lassen.
Zur vollen Nahrungsverwertung gehört reichlich Bewegung an der frischen Luft. Je weniger Bewegung – desto weniger Essen – desto leichtere Kost!
Wenn Sie nach dem Essen müde werden, Völle, Magendruck oder Ähnliches verspüren, haben Sie zu viel gegessen.
Bedrängen Sie keinen Menschen zum Mehressen.
Ärgern Sie weder sich noch andere vor, während oder nach dem Essen.
Lassen Sie die Mahlzeit ebenfalls lieber ausfallen, wenn Sie keine Zeit zu ruhigem Essen haben (mindestens eine ½ Stunde) oder wenn Sie sich überfordert fühlen. Wenn Sie übermüdet oder krank sind, ist Fasten ebenfalls sehr zu empfehlen.
Essen soll
in erster Linie die Gesundheit erhalten,
in zweiter Linie – durch Einschränkung und Umstellung – die Gesundheit wiederherstellen,
in dritter Linie der elementaren Freude und dem kultivierten Genuss dienen.
Wer bei seinen Mahlzeiten die Esskultur nach Mayr richtig praktiziert, der erzielt eine angenehme, lang anhaltende Sättigung, weil die ideal im Mund vorverdaute Nahrung besser verwertet wird. Zwischen Frühstück und Mittagessen soll eine Pause von rund 5 Stunden bestehen. Zwischen den Mahlzeiten viel Kräutertee trinken. Bei richtigem Essen des Frühstücks stellt sich meist erst kurze Zeit vor dem Mittagessen ein gesundes Hungergefühl ein. Ein keinesfalls quälendes, sondern gesundes Hungergefühl oder – was dasselbe ist – ein kräftiger Appetit einige Zeit vor der nächsten Mahlzeit ist die Voraussetzung für die Einnahme eines weiteren Essens. Haben Sie keinen Hunger, dann warten Sie mit dem Essen, auch auf die »Gefahr« hin, einmal eine Mahlzeit zu überspringen.
Ohne Hunger …
kein Essen!
keine gute Verdauung!
keine Gesundheit!
Neben der Kultivierung des Hungers ist sicherlich auch der Ratschlag, bei der Nahrungsauswahl eine gewisse Monotonie walten zu lassen, gewöhnungsbedürftig. Doch auch die Monotonie ist ein wichtiger Schon- und Heilfaktor. Frühstück und Abendessen sollten Sie möglichst zumindest eine Weile nicht variieren.
Tageszeit
Mahlzeiten und Verrichtungen
Morgens direkt nach dem Aufstehen
Trinken Sie nüchtern ¼ Liter warmes Wasser oder Kräutertee mit 1 Teelöffel Bittersalz/Passagesalz und 1 Teelöffel Basenpulver (siehe Kap.▶ »Die Säuren neutralisieren«).
im Anschluss
Den ganzen Körper trocken frottieren. Dann kurz warm und kalt duschen oder abwaschen. Danach mit einem groben, trockenen Tuch warmreiben oder trockenbürsten. Das entgiftet und regt den Kreislauf an.
frühestens 30 Min. später: Frühstück
Frühstücken Sie in Ruhe, wobei Sie je nach Stufe aus den Rezepten für MAD I – III auswählen.
vormittags
Viel trinken: Wasser, Kräutertee oder Gemüsebrühe. Das schwemmt die Schadstoffe aus. Täglich mindestens 2 Liter.
vor dem Mittag
Legen Sie vor dem Mittagessen, das ja die Hauptmahlzeit des Tages ist, eine Entspannungspause ein. Idealerweise legen Sie sich dazu mit einer feuchten Wärmeauflage auf dem Bauch 30 – 60 Min. hin.
Mittagessen (im Abstand von 4½ – 5 Stunden zum Frühstück)
Nehmen Sie sich Zeit, um die Basensuppe und das Hauptgericht des Tages zu genießen. Halten Sie dabei die Esskultur nach Mayr ein.
nachmittags