Kapitel 1
»Darf ich deinen Bizeps anfassen?«
Zak Eastwood verkniff sich mit Mühe ein Augenrollen, zwang stattdessen ein breites Lächeln auf sein Gesicht, zog einen Kopfhörer aus dem Ohr und setzte sich auf der Trainingsbank auf. Das Erste, was ihm regelrecht ins Gesicht sprang, war der Schritt einer Frau, in eine viel zu enge pinke Leggins gezwängt. Von dort ließ er seinen Blick langsam den schmalen Körper hinaufwandern, über den nackten, künstlich gebräunten Bauch und die operierten Brüste, die den engen weißen Sport-BH fast sprengten, bis hin zum stark geschminkten Gesicht (wer zum Teufel machte denn bitte mit Make-up Sport?), aus dem sie ihn unter langen, falschen Wimpern schamlos anblinzelte.
Aus den Lautsprechern an der Decke klangRockin’ around the Christmas Tree und mischte sich mit der Rapmusik aus seinem noch verbliebenen Ohrhörer.
Die Frau machte einen Schritt vor und drängte ihren Schritt dabei noch näher an seinen Kopf. Er hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Was sollte er auch sonst tun?
»Ich habe noch nie so große Muskeln gesehen«, schnurrte sie und nahm die Schultern zurück, um ihre großen, künstlichen Brüste noch etwas mehr nach vorn zu schieben. »Ich hab dich schon oft hier gesehen. Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen.«
Er nickte. »Ja, ich verbringe ziemlich viel Zeit hier.«
Weil mir der Laden gehört.
Sie streckte ihm eine Hand entgegen und stellte dabei ihre spitzen, goldglitzernden Gel-Nägel mit aufgeklebten roten und grünen Steinchen zur Schau. »Ich bin Shadley.«
Er schüttelte ihre Hand. »Zak. Schön, dich kennenzulernen.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich weiß, wer du bist.Jeder hier weiß, wer du bist.«
Er hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
»Also, darf ich mal anfassen?«
»Was anfassen?« Er hatte jetzt keinen Nerv für diese Frau. Ihm war völlig klar, was sie wollte, das war schließlich mehr als offensichtlich, aber er hatte absolut kein Interesse.
»Deinen Arm.« Sie zog eine Schulter hoch.
In seinem Ohr lief der nächste Rapsong an, dieser mit besonders versautem Text. »Klar, tob dich aus.«
Er musste seine Kunden und Kundinnen glücklich machen, damit sie immer wieder kamen. Auch wenn das bedeutete, dass er seinen Körper dazu benutzen und die ganzen Fitnessstudio-Häschen ständig um sich herum hüpfen und mit ihren kleinen Plüschschwänzchen vor seiner Nase rumwackeln lassen musste. Nicht, dass er jemals das mit ihnen tat, was Karnickel am besten konnten. Auf gar keinen Fall.
Shadley hopste aufgeregt in die Luft und streckte dann so zögerlich die Hände aus, als hätten seine Arme Reißzähne und könnten sie plötzlich anfallen.
Ihre Hände waren kalt, regelrechte Eisklötze. Er spürte, wie Gänsehaut über seine Arme lief und sich seine Brustwarzen unter dem schwarzen Tanktop zusammenzogen.
»Wow.« Sie drückte zu. »Die sind echt unglaublich. Und deine Tattoos sind voll schön.«
»Danke.«
Sie fuhr mit der Hand um seinen Arm, drückte seinen Trizeps. »Ich wohne nicht weit weg von hier. Nur ein paar Blocks. Ich wollte gerade heimgehen, ein Schaumbad nehmen, ein Glas Wein trinken …«
Er verzog den Mund zu einer schmalen Linie, um gegen sein Grinse