: Thomas Mulitzer
: Pop ist tot
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218013079
: 1
: CHF 13.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Pop ist tot', das war die glorreichste, lauteste, leidenschaftlichste Punkband der Welt in der österreichischen Provinz der Neunziger. Die ehemaligen Bandmitglieder zehren heute noch von ihren Erinnerungen an den Lärm, die Drogen, den Spaß und das jugendliche Gefühl der Unsterblichkeit. Die einen kämpfen sich durch den grauen Alltag ihrer spießbürgerlichen Existenz, die anderen bekommen ihr Leben nicht auf die Reihe. Bei der erstbesten Gelegenheit fliehen sie auf Teufel komm raus in eine Reunion-Tour quer durch das Land. Dass das in ihrem Alter nicht gutgehen kann, liegt auf der Hand...  Thomas Mulitzer kapert die Roadmovie-Form, spielt den Mythos Punkband laut und dreckig, verzerrt jedes einzelne jaulende Klischee und zertrümmert es in kleine Splitter. Ein bitterernster und zum Brüllen komischer Roman über die grenzenlose Freiheit, das Ende der Naivität und natürlich über die beste Musik! 'Nie gab es einen schöneren Klang auf der Welt als den krachenden Akkord einer E-Gitarre über dem treibenden Beat eines Schlagzeugs und einem wummernden Bass. Wir waren Helden. Ruhestörer. Krawallmacher, Schreihälse, lärmende Heiden. Würgeengel der Besinnlichkeit.'

Thomas Mulitzer, geboren 1988, aufgewachsen in Goldegg im Pongau, lebt und arbeitet in Salzburg. Macht Musik, unter anderem als Singer-Songwriter und in der Mundart-Punkband Glue Crew. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. 2017 erschien sein Romandebüt Tau bei Kremayr& Scheriau.

BRANKO


»Wirwaren Helden? Höchste Zeit, dass wir wieder welche werden!«

Günther sitzt am Steuer seines verrosteten Ford Transit, die Ramones knallen aus den Boxen und er brüllt herum wie in seinen besten Tagen.

»Oder weißt du noch, die Tour in der Slowakei? Die Show in Žilina?«

»Branko war so auf Borovička, dass er jeden Song doppelt so schnell gespielt hat.«

»Und den Leuten war’s komplett egal, Oida. Sie haben sowieso kein Wort verstanden.«

»Die waren einfach froh, dass jemand einen Stopp in ihrem Kaff einlegt.«

»An dem Abend hab ich ernsthaft an meiner Theorie gezweifelt.«

Günther hat schon vor Jahren die Hypothese aufgestellt, dass Bassisten erstens die besseren Musiker sind und zweitens auch die besseren Menschen.

»Bass und Drums halten alles am Laufen, die müssen ein eingeschworenes Team sein, das im Gleichschritt operiert. An dem Abend ist Branko aber davongaloppiert und wir kamen nicht mehr hinterher. Der Borovička wirkte bei ihm wie ein Metronom, je mehr Promille, desto mehr Beats in der Minute.«

»Soviel dazu, dass Bassisten die besseren Musiker sind.«

»Er ist zumindest der einzige von uns, der von der Musik leben kann. Und das ziemlich gut, was man so hört.«

Branko hat sich nach dem Ende vonPop ist tot als Produzent selbstständig gemacht und anfangs vor allem Alben von Punkbands betreut. Dann ging es in Richtung Pop, weil da mehr zu holen war, und irgendwann machte er auch vor Schlager nicht mehr halt. Er hat sein Studio mittlerweile in ein altes Bauernhaus im Nirgendwo verleg