Kapitel 1
Vera Sinclair hatte allen Grund, unruhig zu sein.
»Ein halbes Jahr ohne dich … wie soll ich das nur aushalten?«, seufzte sie und sah dabei unendlich traurig aus. Steve wuschelte ihr durch die Haare, bevor er sie auf die Lippen küsste.
»Die Zeit wird ganz schnell vorbeigehen, du wirst sehen«, sagte er im Versuch, Vera zu trösten. Doch dieser Versuch misslang gründlich.
»Du hast leicht reden! Du bleibst ja schön hier draußen in Freiheit.« Sie legte die Stirn in Falten und schaute Steve ernst und nachdenklich an. »Du bleibst mir doch hoffentlich treu, oder?«
Steve lachte. »Nee, ich werde natürlich lauter knackige, hübsche Bitches aufreißen und mich durch alle Betten vögeln! Sofort, wenn sich die Tür hinter dir geschlossen hat.« Wieder küsste er Vera und nahm sie fest in die Arme, bevor er sie lachend »Du Spinnerin!« nannte.
Vera ließ sich wieder in die Kissen des Bettes sinken. Es tat gut, Steves warmen Körper an ihrer Haut zu spüren. Was für ein Mann! Er hatte ein unnachahmliches Geschick darin, ihr ein Gefühl von Geborgenheit zu geben, und genau das brauchte sie gerade mehr denn je.
»Und das alles nur, weil ich mir ein Auto ausgeliehen habe!« Vera schüttelte fassungslos den Kopf.
»Naja …« Steve zuckte die Schultern. »Ganz so harmlos ist es ja nun doch nicht. Das Auto hattest du geklaut, und leider war es nicht das Erste.«
»Oh Mann!« Vera schlug sich die Hand vor die Stirn. »Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Es ging doch verdammt nochmal nur um den Nervenkitzel, sonst nichts. Purer Leichtsinn.«
Autos waren ihre große Leidenschaft. Ganz besonders hatten es ihr die schnellen und schnittigen Sportwagen angetan, von denen sie wusste, dass sie sich solche Boliden niemals im Leben würde leisten können. Dass sie trotz ihrer neunzehn Jahre noch keinen Führerschein hatte, kam erschwerend hinzu.
Wenn man in der Gegend aufwuchs, in der sie aufgewachsen war, musste man kein Hellseher sein, um die bevorstehende »schiefe Bahn« zu prophezeien. Wer dort lebte, hatte nicht nur einfach mal eine Pechsträhne oder ein vorübergehendes Tief, sondern war – wie Veras Eltern – ganz unten angekommen. Es gab nur zwei Wege, die aus diesem Milieu und der völligen Aussichtslosigkeit herausführten: Entweder man startete eine kriminelle Karriere im ganz großen Stil, oder man wurde mit den Füßen voran herausgetragen.
Vera hatte schon früh gelernt, Autos sauber und ohne große Beschädigungen aufzubrechen und kurzzuschließen. Ihre rasanten Fahrkünste waren inzwischen in der Szene der Jungs, die auf schnelle Sportwagen standen, beinahe legendär – und das, obwohl sie ein Mädchen war. Die Polizei hatte sie schon mehrmals geschnappt, aber vor Gericht hatte sie es immer wieder geschafft, sich herauszuwinden. Damit hatte sie nicht nur ihren Ruf im Kreise der PS-Liebhaber gefestigt, sondern auch die professionellen Autoschieber auf den Plan gerufen. Die hatten nämlich sehr großes Interesse an jungen Leuten mit Veras Talent … und sie zahlten gut. Das wäre der große Lichtblick gewesen, und wenn Vera rechtzeitig zu den einträglichen Geschäften mit den Profis Ja gesagt hätte, wäre vielleicht alles anders abgelaufen. Vielleicht …
»Du hast es doch gewusst, Vee.« Steve schaute sie ernst an und wirkte dabei fast so streng und ermahnend wie der Richter, der ihr wegen ihres jugendlichen Alters eine letzte Chance auf Besserung gewährt hatte. »Du hast sogar eine schriftliche Erklärung abgegeben, dass du es nicht mehr tun wirst.«
Vera nickte traurig, während Steve zärtlich über ihre Brüste streichelte und mit den Fingerspitzen an den Nippeln herumspielte. Ja, sie hatte geschworen, es nie wieder zu tun. Sogar schriftlich! Aber manchmal war ihr eben langweilig, und dann juckte es sie in den Fingern, ein Gaspedal durchzutreten und den Rausch der Geschwindigkeit zu erleben – und das war auch an jenem