Kapitel 1
Nachts waren die Temperaturen halbwegs erträglich, doch bereits mit Sonnenaufgang drängte die Augusthitze die kühle Luft unaufhaltsam zurück – eine Hitze, die mein Fieber noch mehr in die Höhe trieb. Es war ein ganz spezielles Fieber. Ruhelos wälzte ich mich im Bett. Obwohl ich nur unter einem Leinentuch lag und nichts außer Boxershorts trug, fing ich zu transpirieren an. Es war einer der Sonntagvormittage, an denen ich besonders dringend Hilfe brauchte.
Wo blieb der Notdienst nur so lang? Es war schon zehn nach zehn. So lange hatte meine Ärztin noch nie gebraucht. Ließ sie mich heute etwa bewusst zappeln, weil ich ihren Anweisungen beim letzten Besuch nur zögerlich gefolgt war?
Kaum vorstellbar: Frau Dr. Clitozceck war die Idealbesetzung, um mein chronisches Leiden zu lindern. Die Slowakin, eine attraktive Blondine, wusste, dass mein Fieber mit unkonventionellen Anwendungen effizient bekämpft werden konnte. Was mir weniger gut tat, waren ihre Gemütsschwankungen und die herrische Art. Ihre Ungeduld konnte rasch in Jähzorn umschlagen, ich nahm mir deshalb vor, heute ein besonders artiger Patient zu sein.
Ich kniff die Augen zusammen. Die Morgensonne war über das Nebengebäude gewandert und tauchte das Schlafzimmer in gleißendes Licht. Mürrisch griff ich zur Fernbedienung und ließ die Jalousien herunter. Die Sonne war ausgesperrt, die Hitze blieb. Meine eigene wurde unerträglich. Ich schleppte mich zur Dusche, doch selbst das kalte Wasser brachte kaum den Erfrischungseffekt, den ich erhofft hatte. Nachdem ich einen eisgekühlten Orangensaft getrunken hatte, zog ich frische Shorts an und legte mich wieder ins Bett. Ich döste vor mich hin, die Ruhe tat gut, vor allem nach der bis in den gestrigen Abend dauernden Arbeitswoche. Sie war zwar erfolgreich gewesen, aber auch verdammt anstrengend.
Warum kam die Clitozceck nicht? Ließ sie mich mit Absicht so lange warten, weil sie ein Exempel statuieren wollte? Zuzutrauen war es dem Luder, dass sie mich durch erzieherische Maßnahmen gefügiger machen wollte.
Ich ballte die Fäuste. Würde sie mich wieder schikanieren? So wie beim letzten Treffen, nur weil ich Behandlungen erbeten hatte, die sie angeblich nicht abrechnen konnte? Und würde sie erneut … Ich verdrängte den Gedanken. Meine Duldsamkeit hatte auch Grenzen. Sollte sie diese Schweinereien abermals versuchen, war aber echt Schluss mit lustig. Ja, dann würde sich das perverse Miststück wundern, wie schnell sich der Spieß umdrehen ließ. Ein Schauer lief durch meinen Körper, ich bekam eine Erektion, meine Sehnsucht stieg schneller als das Thermometer. Deutlich schneller.
Bitte komm, komm zu mir, hörte ich mich noch wie in Trance flehen, dann zerfledderten meine Gedanken, lösten sich mehr und mehr auf …
Klick, klack – klick, klack. Ich schreckte hoch, starrte in ein abgedunkeltes Zimmer, sah mich um: Ich war allein im ehelichen Schlafgemach, immer noch allein. War ich etwa eingeschlafen? Verstört sah ich auf die Uhr. Die schwach leuchtenden Zeiger standen beide senkrecht nach oben. High Noon. Wieder diesesklick, klack – klick, klack. Es waren Metallabsätze, die im Flur klapperten. Endlich!
Ich zog das Laken bis zum Hals, schloss die Augen und stellte mich schlafend.
Die Tür knarzte zweimal, das Parkett mehrmals. Ich zählte sieben näherkommende Schritte. Sie musste jetzt direkt neben dem Bett stehen. Zweifellos, denn ich konnte sie bereits riechen. Begierig sog ich den Duft ihres Parfüms ein. Hm, eine neue Note. Die Clitozceck war diesmal also nicht in Begleitung einer herben Moschuswolke hereingestöckelt, sondern war heute von lieblichen Aromen umgeben. Betörend. Allerdings konnte ich die Duftmischung nicht bestimmen. Aprikose, Mandel? Egal, doch ich ahnte, dass s