1. KAPITEL
Nachdem er das wichtige Telefonat beendet hatte, betrat Alexandros Kristalakis, griechischer Milliardär und Societylöwe, das Foyer, wo seine Frau ihn bereits erwartete.
Polly war pünktlich. Sie kam nicht mehr zu spät wie zu Beginn ihrer Ehe, und auch ihre erfrischende, impulsive Art hatte sie abgelegt. Leider. Zunächst hatte er gedacht, dass sei den Hormonen während ihrer ersten Schwangerschaft geschuldet. Aber mittlerweile war ihre Tochter drei Jahre. Und er vermisste immer noch Pollys Spontaneität und offene Art, die er so sehr geliebt hatte.
Aber er durfte sich nicht beschweren. Über all die Jahre hatte sie ehrlich versucht, sich an den Status als Gattin eines griechischen Milliardärs aus einer alteingesessenen, traditionsbewussten Familie zu gewöhnen.
Polly kam aus einfacheren Verhältnissen, sodass sie die Umstellung oft als Herausforderung empfunden haben musste.
Obwohl sie anfangs kaum Griechisch gesprochen hatte, hatte sie sich den gesellschaftlichen Erwartungen ihrer neuen Stellung erstaunlich schnell angepasst und die ihr übertragenen Wohltätigkeitsaufgaben zügig übernommen. Mit ihrer natürlichen, warmherzigen Art hatte sie die Herzen seiner Freunde und Bekannten, ja, aller Menschen im Land im Sturm erobert und als seine Ehefrau in der Athener Gesellschaft schnell einen Platz gefunden.
Selbst jetzt, als Schwangere im sechsten Monat, war die sexy Brünette schöner als am Tag der Hochzeit.
Gleich zu Anfang hatte seine Mutter sich veranlasst gefühlt, Pollyanna in Anna umzutaufen, weil der Name für eine Dame aus ihren Kreisen nicht passend sei.
Das Designerkleid schmiegte sich erregend um ihre vollen Brüste, die in der zweiten Schwangerschaft noch üppiger geworden waren, und umschmeichelte ihren Babybauch, in dem sein Kind heranwuchs.
Nicht einmal die Geschäftserfolge, die er nur durch absolute Skrupellosigkeit erzielt hatte, erfüllten ihn mit so viel Stolz.
Anerkennend betrachtete Alexandros seine Frau. „Du siehst wunderbar aus,yineka mou.“
„Wofür du zwei teure Stylistinnen bezahlst.“ Polly lächelte nicht, und sie blickte ihn auch nicht aus ihren klaren, blauen Augen an.
Das tat sie kaum noch.
So vielen schenkte sie ihr warmherziges Lächeln – während sie bei ihm die eiskalte Lady gab. Nur im Schlafzimmer war sie ihm die feurige Geliebte …
Schon als sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, hatte er gewusst, dass sie eine ganz besondere Frau war. Daraufhin hatte erihr einen Heiratsantrag gemacht – nicht einer der griechischen Erbinnen, die seine Mutter für ihn ausgewählt hatte.
Und Polly hatte Ja gesagt. Warum auch nicht? Schließlich konnte er ihr einen Lebensstil bieten, von dem sie niemals hatte zu träumen gewagt.
Doch es war nicht das teure Kleid, nicht der kostbare Diamantschmuck, den sie zum wöchentlichen Familienessen trug, und auch nicht das zu einem kunstvollen Knoten gewundene Haar, das Pollys Zauber ausmachte.
Obwohl sie jetzt etwas müde wirkte, war sie eine atemberaubende Frau.
„Alles an dir ist wunderschön“, versicherte Alexandros ihr.
Sie lächelte schwach, das Kompliment schien sie kaum zu berühren.
Dabei hatte sie früher gestrahlt, wenn er ihr beteuerte, wie schön sie sei – für ihn die schönste Frau der Welt.
Wann hatte sich das geändert?
Seit wann nannte er sie nicht mehragapi mou?
Polly forderte nichts und sprach ihn nie darauf an. Sie war nur leicht zusammengezuckt, wenn er sie so genannt hatte.