Prolog
Warum kommt mir das nur so bekannt vor?
Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, an dem ich den Namen Gabriel Kramer zum ersten Mal hörte. Man möge mir bitte verzeihen, dass ich so ungebildet war und noch nie etwas von dem Sohn zweier weltberühmter Rockstars gehört hatte, der selber nichts vorzuweisen hatte, außer dass er sich selber wie ein ach-so-berühmter Rockstar benahm. Nein, Gabriel, du bist kein Rockstar, wenn du mit deiner Gitarre rumrennst und Frauen mit Liebesliedern den Kopf verdrehst. Du bist nur verzweifelt.
Doch wieder zurück zum Thema: Ich hörte Gabriels Namen zum ersten Mal aus seinem eigenen Mund. Als er halbnackt vor mir stand und ich ihm um ein Haar mit meiner Zahnbürste ein Auge ausgestochen hätte.
Dabei hatte der Tag gar nicht mal so schlecht … Okay, der Tag hatte richtig scheiße begonnen.
***
Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt die ganzen vier Wochen Semesterferien im Studentenwohnheim zu verbringen, bis ich erfuhr, dass meine Mutter und mein Vater für drei weitere Wochen im Ausland sein würden.
»Oh, du hast den ganzen Februar frei?«, hatte meine Mutter am Telefon gefragt. »Dein Vater und ich sind aber bis zum Zwanzigsten in Singapur. Wir kommen also nicht vor dem Dreiundzwanzigsten heim.«
»Schon gut.«
Ich hatte es meinen Eltern zwar schon zu Beginn des Semesters gesagt, aber es war nichts Außergewöhnliches, dass sie es inzwischen wieder vergessen hatten. Sie meinten es nicht böse. Sie hatten nur wie immer viel zu tun.
»Was machen denn Matteo und Verona?«, hatte ich mit ein wenig Hoffnung in der Stimme nachgebohrt.
In meiner Hand hielt ich eine kleine Weltkugel. Ein Geschenk, das ich von meinen Eltern zum Studienbeginn bekommen hatte. Dabei handelte es sich um einen etwa tennisballgroßen Lapislazuli mit goldenen Gravuren. Er war teuer, keine Frage, aber er war von noch größerem emotionalem Wert. Ich hatte damit die ganze Welt in meiner Hand.
»Verona ist mit uns in Singapur und Matteo … Hm. Das musst du ihn selber fragen. Wir haben seit zwei Wochen nicht mehr mit ihm telefoniert. Er ist wohl schwer beschäftigt.«
Meine Zwillingsschwester lebte mit meinen Eltern das Globetrotter-Leben. Sie arbeitete als selbstständige Fotografin und Mediendesignerin und wenn meine Mutter für die Arbeit ins Ausland musste, war sie meistens mit Freude dabei. Sie war – bis auf die kreative Ader – das genaue Gegenteil von mir.
Mein großer Bruder machte mal dies und mal das. Mit seinem guten Aussehen, seiner Intelligenz und seinem Charme standen ihm beruflich nahezu alle Türen offen. Ihm war wichtig, dass seine Arbeit ihm nicht langweilig wurde. Dafür schmiss er schon mal drei Jobs und flog um die halbe Welt.
Dann gab es noch mich, Charice Desrosiers, die als erste in der Familie versuchte ein Studium an einem einzigen Ort durchzuziehen und vielleicht sogar dort zu bleiben.
»Du kannst doch sch