Die Liebe zum Leben
„Von allem wird eines nur bleiben:
Sie haben gelebt und gezockt -
und sie haben so manches gewonnen.
Auch wenn das Gold der Würfel verloren ging.“
Hamlin Garland, Die Goldsucher
Schwankend quälten sich die beiden Gestalten die Uferböschung hinab und der Mann, der voranging, stolperte einmal zwischen den überall verstreut liegenden Gesteinsbrocken. Die Männer waren müde und schwach und tief in ihre Gesichter hatte sich jener geduldige Ausdruck gegraben, wie ihn nur lange anhaltende Entbehrungen hinterlassen können. Die beiden waren schwer beladen mit zu Packen verschnürten Decken, die sie auf dem Rücken trugen. Stirnhaltebänder stützten die Last. Jeder der beiden Männer hatte ein Gewehr bei sich. Sie gingen in gebückter Haltung, die Schultern nach vorne geneigt, den Kopf noch weiter vorgebeugt, die Augen auf den Boden gerichtet.
„Ich wünschte, wir hätten zwei der Patronen aus unserem Vorratslager“, sagte der zweite Mann.
Seine Stimme war ausdruckslos, durchdrungen von absoluter Trostlosigkeit. Er sprach ohne jede innere Anteilnahme. Der erste Mann brachte keine Antwort hervor, während er in den Fluss schwankte, der weiß schäumend durch das felsiges Bett strömte.
Der andere folgte ihm. Obwohl das Wasser eiskalt war – so kalt, dass ihre Fußknöchel schmerzten und ihre Füße taub wurden – zogen sie nicht das Schuhwerk aus. An manchen Stellen drängte sich das Wasser so fest gegen die Knie der beiden Männer, dass sie Mühe hatten, sich auf den Beinen zu halten.
Der zweite Mann rutschte auf einem der glatten Felsblöcke aus und wäre beinahe gestürzt, doch er fing sich mit einer letzten Kraftanstrengung, stieß aber im selben Moment vor Schmerzen einen lauten Schrei aus. Er wirkte blass und benommen und suchte, während er ins Wanken geriet, mit seiner freien Hand in der Luft nach Halt. Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, ging er weiter, doch er kam erneut ins Taumeln und wieder wäre er fast gestürzt. Schließlich blieb er stehen und sah dem anderen nach, der sich noch kein einziges Mal umgedreht hatte.
Der Mann stand eine Minute lang bewegungslos da, so als würde er mit sich ringen. Dann rief er:
„Bill – Ich habe mir den Fuß verstaucht.“
Bill kämpfte sich schwankend weiter durch das weiße Wasser. Er warf keinen Blick zurück. Der Mann starrte seinem Gefährten hinterher, sah zu, wie dieser sich mehr und mehr entfernte und obwohl das Gesicht des Mannes ausdruckslos war wie immer, erinnerten die Augen an die Augen eines verwundeten Rehs.
Der andere Mann mühte sich das ein Stück entfernt liegende Ufer empor und setzte seinen Weg unbeirrt fort, ohne sich umzudrehen. Der Mann im Fluss ließ ihn nicht aus den Augen. Seine Lippen zitterten ein wenig, sodass sich der raue Teppich aus braunen Haaren, unter dem sie sich verbargen